Fortuna Düsseldorf Fortunas Feierstunde

Düsseldorf · Den 1:0-Sieg gegen den großen Aufstiegsfavoriten VfB Stuttgart hatten die Düsseldorfer Fußballer zuvor selbst nicht auf dem Zettel gehabt. Entsprechend groß war der Jubel - mit dem Torschützen Ihlas Bebou im Zentrum.

Fortuna Düsseldorf: Axel Bellinghausen feiert mit den Fans
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Bellinghausen feiert mit den Fans

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Foto: Falk Janning

Es war schon ein wenig skurril, was sich in den Sekunden nach dem Foul des Stuttgarters Stephen Sama an Fortunas Kapitän Oliver Fink und dem fälligen Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Benjamin Cortus abspielte. Als Elfmeterschütze war Fink ausgeguckt - doch der fiel aus. "Mir war bei Samas Tritt ein Schmerz in die Adduktoren gefahren", berichtete der Kapitän, "damit wollte und konnte ich nicht schießen." Einige andere guckten demonstrativ ins Publikum oder holten sich eine Trinkflasche. Bis es Ihlas Bebou zu bunt wurde und der Stürmer sich den Ball griff. "Ihlas sah kurz fragend zu mir rüber", sagte Trainer Friedhelm Funkel. "Da hab'ich ihm zugerufen: ,Ja, schieß!'"

Bebou schoss - und zwar humorlos in den rechten Torwinkel. "Ich war schon froh, dass Ihlas so kalt wie eine Hundeschnauze war", gab Fink zu. Keineswegs selbstverständlich nach dem ganzen Wirbel um einen möglichen Vereinswechsel, der sich durch Bebous Saisonvorbereitung gezogen hatte, und seinem enttäuschenden ersten Auftritt beim 2:2 in Sandhausen.

In einer ganz anderen Rolle, als einzige Spitze statt auf dem rechten Flügel, war der 22-Jährige nicht wiederzuerkennen, lieferte ein riesiges Lauf- und Arbeitspensum ab. Dabei hatte es das Düsseldorfer Eigengewächs nicht leicht in Funkels System, das lange Zeit den fast vollständigen Verzicht auf einen eigenen Spielaufbau vorsah und im Durchkreuzen der Stuttgarter Pläne sein Hauptziel hatte. Erst, als der VfB nach 25 Minuten entnervt war und Fehler zu machen begann, ergriff auch Fortuna die Initiative - doch selbst dann bestand der Hauptjob Bebous wie auch der seines Hintermanns Fink in Defensivarbeit.

Ein Job, den die beiden wie ihre Kollegen bestens erfüllten. Es ging Funkel nicht um Glanz und Spielkunst, sondern um Leidenschaft, Einsatz, Willen und Teamgeist, und in allen diesen Punkten war Fortuna entscheidend besser als ihr hoch favorisierter Gegner.

"Und wenn es nur für eine Nacht ist: erster Platz!", sagte Innenverteidiger Alex Madlung breit grinsend. "Ich denke, es ist ein Ausrufezeichen, das wir gesetzt haben." Die Fußballer hatten erkannt, dass daran nicht nur sie und ihre Trainergespann großen Anteil hatten. "Dank an die Zuschauer", sagte Debütant und Ex-Stuttgarter Jerome Kiesewetter mit einem Leuchten in den Augen. "Sie haben uns enorm geholfen." Das sah Funkel ganz genauso. "Die Unterstützung von den Rängen war fantastisch", erklärte der Chefcoach. "Schon die Zahl ist unglaublich, 37.173 im ersten Heimspiel nach einer solchen Saison. Und dann stehen sie auch noch bedingungslos hinter uns. Ich habe hier ja in der Vergangenheit einiges erlebt, aber das hier war unfassbar."

Kapitän Fink, im achten Jahr bei Fortuna, bekam bei diesem Thema ein Glänzen in den Augen: "Die Stimmung war wie früher. Ein wunderbares Zusammenspiel. Wir haben an uns geglaubt und alles investiert, die Fans haben es gemerkt und uns nach vorn gepeitscht." Aus allen Kommentaren, erst recht aus Madlungs launigem Spruch in Richtung Journalisten: - "Wie, habt Ihr etwa nicht mit unserem Sieg gerechnet?" - war deutlich herauszuhören, dass ihr Auftritt auch die Spieler selbst ein wenig überrascht hatte. Funkel vergaß nicht, wem dafür ebenfalls Dank gebührte: "Chefscout Uwe Klein hat den VfB perfekt analysiert, so dass wir die richtigen Schlüsse daraus ziehen konnten." Der wichtigste Schluss war jedoch ein ganz einfacher: Teamgeist und Wille machen im Fußball auch scheinbar Unmögliches möglich.

(jol)
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