Fortuna Düsseldorf Favoriten sind die anderen

Düsseldorf · In dieser Saison ist es eine Stärke von Fortuna Düsseldorf, auch mal glücklich zu gewinnen. Die Mannschaft arbeitet fleißig, sie pflügt den Rasen um, gibt niemals auf – und hat sich schon bis auf Tabellenplatz fünf vorgekämpft. Ist etwa viel mehr als der Nicht-Abstieg drin?

In dieser Saison ist es eine Stärke von Fortuna Düsseldorf, auch mal glücklich zu gewinnen. Die Mannschaft arbeitet fleißig, sie pflügt den Rasen um, gibt niemals auf — und hat sich schon bis auf Tabellenplatz fünf vorgekämpft. Ist etwa viel mehr als der Nicht-Abstieg drin?

In der vergangenen Saison hieß es bei Fortuna: Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen. Der große Fußballphilosoph Andreas Brehme hat das in den 90ern noch unverblümter ausgedrückt: "Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß", sagte der Weltmeister, der 1996 mit dem 1. FC Kaiserslautern tränenreich in die 2. Bundesliga abstieg. Für die Fortunen wäre es im Sommer fast in die Drittklassigkeit gegangen, hätte sich Friedhelm Funkel nicht erbarmt und den strauchelnden Klub gerettet.

Funkel hat dem Verein Ruhe und Gelassenheit zurückgegeben

Seitdem der Trainerfuchs in Düsseldorf aufgeschlagen ist, hat sich beim Zweitligisten viel getan. Funkel hat dem Verein Ruhe und Gelassenheit zurückgegeben. Das Image des Chaosklubs ist über Nacht verschwunden, zumindest fühlt es sich so an. Die Zeiten, in denen man beim Morgenkaffee über die Disco-Abenteuer eines jungen Mittelstürmers gequatscht hat, scheinen vorbei zu sein. Sportlich ist die Welt in Ordnung, auch wenn die launische Diva vom Rhein ab und zu Spiele einstreut, die man besser nicht gesehen hätte: etwa gegen Hannover 96 im Pokal (1:6) oder gegen Dynamo Dresden (0:3). Doch insgesamt stimmen die Zahlen.

Doch Funkel ist kein Träumer. Er hält seine Spieler auf dem Boden, indem er sanft auf die Euphoriebremse tritt. In Düsseldorf wird von Spiel zu Spiel gedacht, wiederholen die Verantwortlichen des Klubs gebetsmühlenartig. Jeder könne in der ausgeglichenen Zweiten Liga jeden schlagen. Axel Bellinghausen hat das verinnerlicht. "Für uns geht es nur darum, wie viel Vorsprung wir nach unten haben. Wir wissen, woher wir kommen, und tun gut daran, bescheiden zu bleiben", betont der 33 Jahre alte Linksaußen.

"Ich bin zufrieden, dass wir alle gut miteinander harmonieren"

In der vergangenen Saison kassierte man auf St. Pauli ein bitteres 0:4. Das Heimspiel ging am 31. Spieltag 1:1 aus, Fortuna stand am Abgrund, einen Punkt vor der Abstiegszone. St. Pauli-Trainer Ewald Lienen sprach den Düsseldorfern damals Mut zu. Die Situation hat sich komplett gedreht. Nun kämpfen die Hamburger ums nackte Überleben — und Funkel streichelte bei der Pressekonferenz am Millentor die geschundene Fan-Seele: "Dem FC St. Pauli wünsche ich, dass er die Emotionen und die Leidenschaft beibehalten kann, um bis zur Winterpause den Anschluss wiederherzustellen", sagte der Trainer.

In Düsseldorf stimmt die Mischung. "Ich bin auf jeden Fall zufrieden, dass wir alle gut miteinander harmonieren", sagte Marcel Sobottka nach dem Arbeitssieg auf dem Kiez. Die Düsseldorfer werden in dieser Saison fürs Malochen belohnt. "In der zweiten Halbzeit hat sich jeder reingeschmissen — das war letztendlich der Schlüssel", erklärte Julian Schauerte. Übermut tut selten gut. Darum geht der Blick der meisten Fortunen weiter nach unten. Favoriten sind erst einmal die anderen. Allerdings wäre Fortuna nicht die erste Mannschaft, die aufsteigt, ohne es geplant zu haben. Siehe Darmstadt, Ingolstadt oder Paderborn.

(jado)
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