Fortuna Düsseldorf Endspiel für Fortunas Coach Kramer

Hamburg · Mit der erneut peinlichen Vorstellung beim 0:4 gegen St. Pauli haben die Düsseldorfer Zweitligaprofis den Druck auf ihren beliebten Cheftrainer weiter erhöht. Im Heimspiel gegen Duisburg muss ein Erfolg her.

 Frank Kramer steht gegen Duisburg unter Druck.

Frank Kramer steht gegen Duisburg unter Druck.

Foto: dpa, kku hak

Die Stimmung pendelt irgendwo zwischen Fassungslosigkeit, Ratlosigkeit und Entsetzen. Gerade zwei Wochen ist es her, dass sich die Profis von Fortuna Düsseldorf im Anschluss an die desaströse Pokalvorstellung beim 1. FC Nürnberg mit Treueschwüren zu Trainer Frank Kramer überboten und felsenfest beteuerten, eine Leistung wie bei jenem 1:5 nie wieder abliefern zu wollen. Doch jetzt haben sie es wieder getan. Fortuna verlor die Zweitliga-Partie beim FC St. Pauli mit 0:4, durfte sich dabei noch bei ihrem Torhüter Michael Rensing bedanken, dass sie nicht noch deutlicher unter die Räder kam.

"Ich habe eine peinliche Vorstellung gesehen", fasst der kommissarische Vorsitzende Paul Jäger zusammen. "Was die Spieler nach Nürnberg und dann noch verstärkt nach dem folgenden 1:0-Sieg über Fürth gesagt haben, waren offenbar doch nur Lippenbekenntnisse." Der Finanzchef, nach der Trennung vom Vorstandsvorsitzenden Dirk Kall vorübergehend im höchsten Amt, spielt damit auf die verbale Rückendeckung an, die Kramer von den Profis erhalten hatte: Er sei ein "überragender Trainer", und es dürfe nicht sein, "dass über ihn überhaupt diskutiert wird".

Nach St. Pauli hat sich diese Diskussion gewaltig verstärkt. Kramer hat Fortunas Führung im Frühjahr mit seinem Konzept überzeugt: Er steht für attraktiven Fußball und im Verbund mit seinem erfahrenen Assistenten Peter Hermann (an der Seite von Jupp Heynckes Triple-Gewinner mit Bayern München) für moderne, abwechslungsreiche und wissenschaftlich untermauerte Trainingsarbeit. Das Problem: Die Spieler bringen es nicht auf den Rasen. Es genügt nicht, wenn die Profis immer wieder loben, sie hätten noch nie so intensiv und zielgerichtet gearbeitet - wenn sie es in den Spielen nicht umsetzen, bleibt alles blanke Theorie.

"Wir stehen weiter voll zu Frank Kramer", versichert Jäger, und Sportdirektor Rachid Azzouzi ergänzt: "Ich werde keine Trainerdiskussion führen. Wir gehen unseren Weg weiter." Das klingt lobenswert, doch dieser Weg ist zumindest auswärts nicht mehr zu erkennen. Seit dem letzten wirklich guten Spiel auf fremdem Platz, Mitte September in Bochum (1:1), zeigt die Formkurve dramatisch nach unten. In Karlsruhe (1:1 nach schwacher Leistung), Kaiserslautern (0:3), Leipzig (1:2), Nürnberg und St. Pauli waren nicht einmal mehr Ansätze davon zu erkennen, was Kramer mit der Mannschaft einmal spielen wollte. Dass es noch mit ihm weitergeht, liegt nur an den Erfolgen in der heimischen Arena. Dort gewann Fortuna drei der jüngsten vier Partien. Die nächste, am 20. November gegen den MSV Duisburg, könnte jedoch schon die letzte für Kramer sein.

Natürlich ist es nicht allein seine Schuld, dass die Düsseldorfer auf den drittletzten Tabellenplatz gestürzt sind, aber letztlich trägt er die sportliche Verantwortung. Gegen Duisburg sitze Kramer definitiv auf der Bank, betont Jäger, und er meint es auch so — nicht zuletzt, weil es an Alternativen fehlt. Jos Luhukay ist dem Vernehmen nach nicht interessiert, weil er auf ein Engagement in der Bundesliga (Augsburg?) setzt. Markus Gisdol ist Kramer als Typ zu ähnlich, Kosta Runjaic ist in Kaiserslautern gescheitert. Altmeister Friedhelm Funkel traut die Führung ebenso wie Dauer-Feuerwehrmann Peter Neururer keinen wirklichen Kurswechsel zu. Am liebsten wäre es ihr, Kramer fände irgendwie in die Erfolgsspur. Der Glaube daran wird jedoch mit jeder Woche geringer.

(jol)
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