Fortuna in Marbella "Es ist Urlaub irgendwie, aber mit einem Ziel"

Marbella · Zahlreiche Fußballfans reisen jedes Jahr mit ihren Lieblingsklubs ins Trainingslager. Warum nur? Verena Conigliello (32) ist Fan von Fortuna Düsseldorf. Sie erklärt die Faszination an dem Urlaub der besonderen Art.

 Verena Conigliello reist seit Jahren mit der Fortuna.

Verena Conigliello reist seit Jahren mit der Fortuna.

Foto: Jessica Balleer

Die Reise nach Marbella ist das vierte Trainingslager, bei dem ich mit dabei bin. In Maria Alm im Sommer war ich auch schon, das macht auch einiges her. Die Berge, das ganze Flair und die Fortuna, das ist echt schön. Meistens mieten wir vor Ort eine Ferienwohnung und genießen einfach die Zeit. Wir, das heißt andere Mitglieder aus dem Fanclub "Fortuna Mafia" und ich.

Vor drei Jahren bin ich dem Fanclub erst beigetreten. Das war kurz nachdem ich von einem Freund mit zur Fortuna geschleppt wurde. Ein sehr guter Kumpel hatte mich damals eingeladen, mich dann allerdings versetzt. Ich bin aber trotzdem alleine ins Stadion gegangen. Das war ausgerechnet in der Aufstiegssaison. Gegen den FC Ingolstadt, den SC Paderborn und bei einem Pokalspiel gegen Borussia Dortmund war ich damals dabei. Danach war es um mich geschehen.

Die Stimmung, der Zusammenhalt und die Gruppeneuphorie in der Arena haben mich einfach mitgerissen. Das Familiäre, das ist glaube ich etwas Besonderes in Düsseldorf. Ich habe gleich so viele Leute kennengelernt. Und es gibt auch bei den Spielern nicht diese Allüren. Keiner gibt mir das Gefühl, dass ich "nur ein Fan" bin. Vor allem im Trainingslager merke ich das.

Auf Reisen geht es für mich um den Zusammenhalt mit den anderen. Es ist Urlaub irgendwie, aber ein Urlaub mit einem Ziel. Der Tag hat Struktur. Die Mannschaftsabende, die Testspiele zu besuchen und die Trainings zu beobachten, macht einfach Spaß. Außerdem kommt man an Orte, an die man sonst vielleicht nicht direkt gefahren wäre. Das habe ich auch bei Auswärtsfahrten oft gemerkt: Wer zur Hölle fährt denn schon nach Sandhausen, wenn er dort nicht gerade wohnt oder Leute kennt? Ohne Fortuna hätte ich einfach viele Erlebnisse versäumt.

Für das Wintertrainingslager hier in Marbella zum Beispiel hatten wir noch geplant, das Derby zwischen dem FC Sevilla und Betis zu besuchen. Die spielen aber leider parallel, wenn Fortuna gegen Dortmund spielt. Das wäre richtig geil gewesen, letztes Mal waren wir auch im Stadion von Sevilla. Da herrschte einfach pure Gänsehautstimmung. Wir saßen da und waren alle völlig fasziniert. Ich bin jetzt 32 Jahre alt. Dass die Liebe zur Fortuna erst relativ spät kam, lag wohl an meiner Mutter. "Fußball ist nichts für Mädchen", hat sie immer gesagt. Dafür bin ich jetzt umso begeisterter. Der Frauenanteil unter den Fans im Trainingslager liegt meist sogar bei knapp 30 Prozent, würde ich schätzen.

Beim Training zuzuschauen ist der entspannte Teil. Langweilig ist das überhaupt nicht. Schon gar nicht, wenn dabei wie hier in Spanien die Sonne scheint und man entspannen kann. Unhübsch sind die Spieler ja auch nicht, das kann ich als Frau sagen. Und man sieht auch spielerische Rückschritte und Fortschritte. Das ist manchmal echt frustrierend, wenn Spielzüge oder andere Aktionen im Training tausendmal funktionieren. Dann sitzt man Tage später beim Spiel, und irgendwie funktioniert all das nicht mehr.

Für besondere Begegnungen sind die Trainingslager auch immer gut. Wir haben ein ganz gutes Verhältnis zum Kapitän Olli Fink, das ist einfach ein Guter. Man merkt ihm an, dass er zur Fortuna gehört und auch bleiben will. Da kann ein Spieler noch so gut sein, und man merkt trotzdem einen Unterschied, wenn es darum geht, ob er Bock auf dem Verein hat oder nicht. So geht es mir als Fan ja auch. Ich bin Mitglied und bei fast allen Spielen dabei. Für mich war das schon immer so: entweder ganz oder gar nicht.

Aufgezeichnet von Jessica Balleer.

(ball)
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