Fortuna Düsseldorf Fortuna braucht jetzt ganze Kerle

Leipzig · Diese Saison ist für Zweitligist Düsseldorf durch die 1:3-Niederlage bei RB Leipzig quasi gelaufen. Die Aufstiegsplätze sind außer Reichweite. Nun gilt es eine Mannschaft zu finden, die einen neuen Anlauf in der kommenden Saison nehmen kann.

In dieser Szene fällt eines von drei Gegentoren, die die Fortuna gegen Leipzig hinnehmen musste.

In dieser Szene fällt eines von drei Gegentoren, die die Fortuna gegen Leipzig hinnehmen musste.

Foto: Falk Janning

Vierzehn Fußballprofis hatte Fortuna Düsseldorfs Interimstrainer Taskin Aksoy im Zweitligaspiel in Leipzig eingesetzt. Doch nur zwei von ihnen waren nach der 1:3-Niederlage bereit, zum Gebotenen Stellung zu beziehen - eine schwache Quote, vergleichbar mit den Leistungen auf dem Platz. Die Zusammenfassungen, die Torhüter Michael Rensing und Mittelfeldspieler Oliver Fink gaben, waren immerhin unmissverständlich. "Wir haben gar nichts von dem umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten", sagte Rensing. "Das war unterirdisch." Fink fügte an: "Es war ein gebrauchter Tag. Für uns war es sehr enttäuschend, wie wir aufgetreten sind."

Für die Düsseldorfer Fans sicherlich noch mehr. 350 hatten dem Boykott-Aufruf der Fortuna-Ultras getrotzt und die Mannschaft leidenschaftlich angefeuert. Sicherlich die bessere Form des Protestes gegen das Kunstprodukt RB Leipzig als ein Boykott, der vom Ziel des Protestes nicht wahrgenommen wird. Aber ihr Einsatz blieb vergebens, weil Fortunas Profis sich willen— und wehrlos in ihr Schicksal ergaben.

Aksoy und das Reden gegen eine Wand

"Für mich ist es nicht zu erklären, warum wir in der ersten Hälfte fast alles falsch gemacht haben", sagte Aksoy. "Am meisten hat mich geärgert, dass wir vor der Pause keine Leidenschaft und keine Kampfbereitschaft gezeigt haben. Wir wussten doch genau, was uns erwartet, und wir haben die Mannschaft genau auf diese Spielweise der Leipziger eingestellt." Rensing attestierte Aksoy und dessen Trainerteam auch eine sehr gute Vorarbeit. "Wir sind optimal auf den Gegner eingestellt worden", berichtete der Keeper, "nur waren wir nicht in der Lage, Zugriff auf die Gegenspieler zu bekommen. Wir haben viel zu viele Bälle verloren, zu große Räume gelassen. Deswegen hatten wir einiges zu besprechen in der Halbzeit."

Diese Aussprache war dann auch beinahe auf den Tribünen des Oberrangs noch zu hören. Und die zuvor völlig blutleer und abenteuerlich fehlerhaft agierende Truppe kam auch mit veränderter Körpersprache aus den Kabinen. Nur ist eben in 45 Minuten oft nicht mehr zu retten, was man in derselben Zeit zuvor alles verbaselt hat — und genau so erging es den Düsseldorfern in Leipzig. Aksoy sprach zwar von einer "richtigen Reaktion der Mannschaft" nach dem Wechsel — das war aber auch das Mindeste, was man erwarten durfte. Ob er angesichts dieser Leistung seines Teams nicht das Gefühl habe, gegen eine Wand zu reden, wurde Aksoy gefragt — und seine Antwort sprach Bände: "Scheinbar ja, man kann dieses Gefühl schon haben."

"Eine solche Personalie hängt nicht von einem Spiel ab"

Helmut Schulte wies alle Spekulationen zurück, die Pleite von Leipzig habe Aksoys Chancen auf eine Festanstellung als Cheftrainer weiter verschlechtert. "Es war ein bitterer Tag", kommentierte der Sportvorstand. "Wenn man so schlafmützig in ein Spiel hineinfindet, dann darf man sich auch nicht wundern, wenn man mit leeren Händen nach Hause fährt. Aber solche Spiele gibt es immer wieder im Fußball. Eine so wichtige Personalie wie die des Cheftrainers hängt gewiss nicht von einem Spiel und einem Ergebnis ab."

Fortunas Führung muss sich allerdings fragen, ob der Charakter der Mannschaft stark genug ist, im nächsten Jahr das große Ziel Aufstieg anzugehen. Die Chance in dieser Saison hat sie leichtfertig verschenkt.

(RP)
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