Fans feiern den Wirbelwind Raman ist Fortunas Publikums-Liebling

Düsseldorf · Fortunas Fans haben Benito Raman fest in ihr Herz geschlossen. Einen Tag nach seiner starken Vorstellung beim 2:2 im Gipfeltreffen bei Holstein Kiel feierten sie den 22-jährigen Belgier auf dem Weihnachtsmarkt in Flingern.

Fortuna Düsseldorf: Das ist Benito Raman
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Das ist Benito Raman

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Foto: dpa/Marius Becker

Als die Mannschaft am Sonntagnachmittag auf dem Hermannplatz erschien, wurde der neue Publikumsliebling bejubelt, als hätte er die Mannschaft gerade zum Pokalsieg geschossen. Die Anhänger intonierten mit Unterstützung der Zwei-Mann-Combo, die auf dem Weihnachtsmarkt spielte, ein Benito-Raman-Lied. Dem 22-Jährigen schien das fast ein wenig unangenehm zu sein. Schüchtern wirkte das Leichtgewicht, das auf dem Fußballplatz so ganz anders in Erscheinung tritt, da reißt er die Fans und Mannschaft von Woche zu Woche mit seiner leidenschaftlichen und wilden Art Fußball mit.

So war das auch tags zuvor in Kiel gewesen, da hatte der Wirbelwind mit dem treffenden Spitznamen "Speedy Gonzales" einmal mehr gezeigt, dass er mit seinem starken Antritt, seiner Schnelligkeit und seiner Torgefährlichkeit jede Abwehr auseinandernehmen kann und in dieser Form für Fortuna derzeit unersetzlich ist. Im Holstein-Stadion trumpfte er groß auf und belohnte sich mit dem Führungstreffer zum 1:0. Nach einem schnellen Angriff über Jean Zimmer und Rouwen Hennings hatte der Belgier den Ball kurz vor der Halbzeitpause ins lange Eck geschoben. Es war bereits sein fünfter Saisontreffer.

Der belgische U21-Nationalspieler gibt von der ersten Sekunde an immer alles. "Deshalb bin ich auch schon nach einer Stunde immer so müde", sagt er. "Aber ich gebe lieber eine Stunde lang 100 Prozent, als 90 Minuten lang nur 80." Sein Trainer Friedhelm Funkel holt ihn dann meist Mitte der zweiten Halbzeit völlig erschöpft vom Platz. In Kiel hielt Raman zum ersten Mal im Fortuna-Trikot 90 Minuten lang durch.

Schon einige Spiele hat er für die Fortuna gewonnen und ist maßgeblich am Höhenflug der Rot-Weißen beteiligt. Beim 3:1-Erfolg gegen den MSV Duisburg im Oktober feierte er eine Gala: Nach nur 100 Sekunden zog der Flügelflitzer auf der linken Seite auf und davon, seine Flanke beförderte Rouwen Hennings per Kopf zum 1:0 ins Tor. Nur drei Minuten später brachte Ramans Hereingabe das 2:0 durch Oliver Fink. Schließlich sorgte der Wirbelwind selbst mit einem Schuss für das 3:0 und die endgültige Entscheidung in dem Derby. Auch beim 2:0-Sieg zwölf Tage später bei Arminia Bielefeld war Raman der beste Mann auf dem Platz und erzielte per Alleingang seinen dritten Saisontreffer.

Ein großer Trumpf des gebürtigen Genters ist sein Kampfgeist: Er gibt keinen Ball verloren und arbeitet viel auch in der Defensive. Da hat er große Vorteile gegenüber Ihlas Bebou, für den er kurz vor Ende der Transferfrist verpflichtet worden war. Erstliga-Aufsteiger Hannover hatte Bebou im August für fünf Millionen Euro gekauft, Düsseldorf sich dann die Dienste Ramans per Leihgeschäft von Standard Lüttich gesichert. Sorgen, dass die Düsseldorfer den Belgier zum Ende der Leihe wieder verlieren, müssen die Fans wegen einer vertraglich gesicherten Kaufoption nicht haben.

Düsseldorf ist für den Stürmer bereits die sechste Profi-Station. Spannend wird sein, ob er bei den Rot-Weißen sein Image als Skandalnudel ablegen kann. Denn in der Vergangenheit hatte er auch abseits des Platzes immer wieder für viel Wirbel gesorgt. Da hatte er beispielsweise einen Streit mit Tennisprofi Ivo Karlovic vom Zaun gebrochen, weil der ein Spiel verloren hatte, auf das Raman gewettet hatte. Raman sagt allerdings, ein Freund habe den beleidigenden Tweet an Karlovic geschrieben. Dann musste er seinen Führerschein abgeben, weil er zu schnell unterwegs war. Und von seinem Ex-Verein Klub Gent wurde er suspendiert, weil er die eigenen Fans per Megaphon dazu aufgerufen hatte, die Spieler des gegnerischen FC Brügge als schwul zu beschimpfen.

In Flingern trat der Youngster dagegen wohltuend zurückhaltend auf. Als er Fortuna-Mitarbeiterin Claudia Beckers, die ihm gerade seine Autogrammkarten brachte, mit einer Autogrammjägerin verwechselte, war ihm das sichtlich unangenehm. Dieses schüchterne Auftreten passt so gar nicht in das Bild, das man bislang von dem wilden Belgier hatte.

(faja)
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