Fortuna Düsseldorf Lambertz: "Ich versuche einfach, voran zu marschieren"

Düsseldorf · Andreas Lambertz hat seine Abschiedstournee bei Fortuna mit einer guten Leistung begonnen. Beim 1:1 gegen den TSV 1860 München lief bei den Düsseldorfern längst nicht alles rund, aber der 30-Jährige überzeugte.

Fortuna Düsseldorf: Andreas Lambertz wird von den Fans gefeiert
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Andreas Lambertz wird von den Fans gefeiert

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Im Grunde ist alles wie früher. Andreas Lambertz führt Fortunas Mannschaft zur Partie gegen den TSV 1860 München aufs Feld, die Kapitänsbinde sitzt an seinem linken Arm, als gehöre sie dorthin - und nirgendwohin sonst. Dutzende Male hat es dieses Bild in den vergangenen 13 Jahren gegeben. Nur einige Plakate in der Fankurve erinnern daran, dass die Situation doch nicht ganz so alltäglich ist. "Von Freialdenhoven bis Bayern - jeder kennt unsere 17", steht darauf, und: "Fortuna ohne Lumpi = Düsseldorf ohne Altbier!"

Bis nach 90 Spielminuten das 1:1 gegen die "Löwen" feststeht, kommen noch zahlreiche Sprechchöre hinzu, in denen "Lumpi" lautstark gefeiert wird. Natürlich gibt es bei der Nennung der Aufstellung durch die Stadionsprecher Ilja Ludenberg und André Scheidt auch einen gewaltigen Applaus, standing ovations gar, als die "17" dran ist. Fußball-Düsseldorf feiert seine Ikone, die zwei Tage zuvor bekanntgegeben hat, dass sie Fortunas stark leistungsbezogenes Angebot für eine Vertragsverlängerung nicht akzeptiert und eine neue sportliche Herausforderung sucht.

Fortuna Düsseldorf gegen 1860 München: Einzelkritik
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Fortuna - 1860 München: Einzelkritik

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Lambertz' sportliche Darbietung stört die Feierstimmung rund um seine Person nicht. Im Gegenteil. Der 30-Jährige pflügt den Rasen um wie einst im Mai, ist überall auf dem Feld zu finden, leistet sich eine weit geringere Fehlerquote als in etlichen Spielen der Vorsaison, als er als Kapitän noch zum Stammpersonal zählte. "Im Großen und Ganzen kann ich mit meiner Leistung zufrieden sein, denke ich", sagt Lambertz nach dem Abpfiff. "Ich habe versucht, ruhig zu spielen und die Löcher vor unserer Abwehr zu stopfen. In Zusammenarbeit mit Schaui hat das ganz gut geklappt."

Darin steckt schon ein Schuss Understatement, denn die Not-Doppel-Sechs mit Lambertz, der seit Monaten fast ohne Spielpraxis ist, und dem von ihm angesprochenen Julian Schauerte - von Haus aus Rechtsverteidiger - funktioniert deutlich besser als zuvor befürchtet.

"Vorne hätte mal einer mehr durchrutschen können"

Die Probleme liegen an diesem Samstag woanders. "Das eine oder andere Ding hätten wir sicher besser verteidigen können", sagt "Lumpi" mit Blick auf die Drangperiode der Münchner in der zweiten Hälfte, als Torhüter Michael Rensing den Punkt retten musste. "Und vorne hätte ruhig auch mal einer mehr durchrutschen können." Zum Beispiel, als der Vertretungs-Kapitän höchstpersönlich kurz nach der Pause, nur vier Minuten nach Michael Liendls Ausgleichstreffer, einen Schrägschuss ganz knapp neben das Tor setzte. "Der hätte getrost reingehen dürfen", kommentierte Lambertz augenzwinkernd.

Ansonsten stimmt seine persönliche Bilanz. Zahlreiche Balleroberungen, geblockte Schüsse (besonders spektakulär in der 59. Minute gegen Dominik Stahl), erfolgreiche Grätschen, sogar im Sitzen trennt er Stahl vom Ball. "Lumpi" liefert ein echtes Stück Fußball-Arbeit ab. "Natürlich hat man in manchen Szenen gemerkt, dass mir die Spielpraxis fehlt", erklärt die scheidende Identifikationsfigur. "Aber wenn so viele Leute fehlen wie diesmal bei uns, dann versuche ich einfach, voran zu marschieren."

Die Fans quittieren es mit viel Beifall, rufen immer wieder seinen Namen. "Und wenn der Ball mal im Aus ist, kriegt man die Gesänge auf dem Feld sogar mit", berichtet Lambertz, der nach dem Spiel noch eine kleine persönliche Feierstunde vor der Südtribüne erlebt. Kann er die Abschiedstournee genießen? "Klar freuen mich die Reaktionen der Fans", gibt Lambertz zu. "Aber ein paar Wochen habe ich ja noch."

(RP)
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