Fortuna Düsseldorf Auf Fortuna kommen weitere Konflikte zu

Düsseldorf · Die Verpflichtung eines Sportvorstands muss nicht die letzte Personalie sein, die die Düsseldorfer nach Saisonende anpacken. Es geht auch um Paul Jäger, Carsten Franck und Sven Mühlenbeck. Zudem stehen die Sektoren Organisation und Marketing auf dem Prüfstand.

Fortuna Düsseldorf stellt Robert Schaefer vor
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Fortuna stellt Robert Schäfer vor

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Foto: Falk Janning

Reinhold Ernst, Aufsichtsrats-Vorsitzender des Zweitligisten Fortuna Düsseldorf, hat sich einen starken Vorstandsvorsitzenden gewünscht. Er hat ihn bekommen: Robert Schäfer, bis vor wenigen Wochen Geschäftsführer des Noch-Drittligisten Dynamo Dresden, steht für klare Vorstellungen und entschlossenes Handeln. Das bewies der 40-Jährige in Sachsen, wo er den angeschlagenen Traditionsklub Dynamo mit einer konsequenten strukturellen und personellen Linie in die Spur stellte. Schäfer befreite die Dresdner aus dem Vertrag mit dem Rechteverwerter Sportwelt, entschuldete den Verein, der dennoch stark genug blieb, den Wiederaufstieg in das deutsche Unterhaus zu schaffen.

Konfliktpotenzial

In Düsseldorf kommt vielen diese Geschichte bekannt vor. Jurist Ernst verhandelte Fortuna ebenfalls geschickt aus dem Sportwelt-Vertrag heraus. Parallel dazu entschuldete der damalige Vorstand, federführend Finanzchef Paul Jäger, den Verein, der wie Dynamo sportlich ein Comeback erlebte. In dieser Parallele steckt mittelfristig ein Konfliktpotenzial: Die Finanzexperten Schäfer und Jäger, der bis zum Amtsantritt des gebürtigen Darmstädters den Vorstand kommissarisch führte, sind sich in ihren Fachgebieten so ähnlich, dass es für sie schwierig wird, auf Dauer zu harmonieren.

Zudem sind beide zwar Teamplayer, aber auch gewohnt, zu führen. Jäger arbeitet seit mehr als einem Vierteljahrhundert für Fortuna, kennt den Verein in- und auswendig und hat sich eine Hausmacht aufgebaut. Er versichert immer wieder, keinerlei Probleme damit zu haben, sich hinter Schäfer in die zweite Reihe zu stellen - falls dieser jedoch in Jägers seit langem gewohnte Richtlinien-Kompetenz in Sachen Finanzen eingreift, wird es mit dem Burgfrieden vorbei sein. Schäfer könnte sich in einem solchen Fall voll auf die Rückendeckung Ernsts verlassen, dessen früher freundschaftliches Verhältnis zum Finanzchef zuletzt belastet wirkte.

Jäger wird nach der aktuellen Diskussion um den künftigen Sportvorstand (wahrscheinlich der Dortmunder Chefscout Sven Mislintat) dennoch nicht die nächste Baustelle sein. Zu genau wissen Ernst und Schäfer um die Qualitäten des Finanzchefs, zumal da in den nächsten Monaten durch einen auf mehr als zwei Millionen Euro angewachsenen Abfindungs-Berg für ehemalige Trainer und Funktionäre knifflige Aufgaben warten. Und sie wissen um Jägers große Vernetzung im Verein: Dessen Macht mag für Schäfer eine Gefahr darstellen, wenn Jäger bleibt, eine noch größere Gefahr könnte sie aber sein, falls man den Finanzchef hinauskomplimentiert.

Die nächsten strukturellen Veränderungen wird es eher in den Sektoren Organisation und Marketing geben. Für ersteren steht Vorstandsmitglied Sven Mühlenbeck, der es versäumte, sich besser öffentlich zu positionieren, für zweiteren Carsten Franck. Der ist seit vielen Jahren dabei, aber nicht im Vorstand. Ernst jedoch ist es wichtig, dem Marketing größeres Gewicht zu verleihen. Schäfers Vorgänger Dirk Kall, der im Oktober ging, wollte sich um diesen Bereich kümmern, kam jedoch nie entscheidend voran - und seit seiner Demission liegt das Marketing in den Augen der Klubspitze brach. Hier werden Schäfer und Ernst den Hebel bald ansetzen, freilich erst, wenn der Klassenerhalt erreicht ist. Gelingt dies nicht, wird aus den drohenden Konflikten ohnehin eine gewaltige Umwälzung.

(jol)
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