Scala stellt Acht-Punkte-Plan vor Fifa-Chefaufseher will Gewaltenteilung und Amtszeitbegrenzung

Domenico Scala hat dem Reformprozess beim Fußball-Weltverband Fifa neuen Atem eingehaucht. Ob seine Forderungen durchkommen, ist aber fraglich.

 Fifa-Chefaufseher Domenico Scala hat seinen Acht-Punkte-Plan zur Reformierung des Fußball-Weltverbandes öffentlich gemacht.

Fifa-Chefaufseher Domenico Scala hat seinen Acht-Punkte-Plan zur Reformierung des Fußball-Weltverbandes öffentlich gemacht.

Foto: dpa, el tc jak hpl

Gewaltenteilung in der Führung und keine Regentschaft auf Lebenszeit - die Fifa soll (endlich) mehr Demokratie wagen: "Aufpasser" Domenico Scala hat dem Reformprozess beim taumelnden Fußball-Weltverband mit seinem Acht-Punkte-Plan neue Impulse gegeben und das bislang unauffällige Reformkomitee mächtig unter Druck gesetzt. "Es ist meine Aufgabe anzusprechen, was meiner Ansicht nach benötigt wird", sagte der Vorsitzende der Audit- und Compliance-Kommission am Donnerstag: "Aber ich besitze leider keine Entscheidungsgewalt."

Hätte der Schweizer diese, wäre die Verbandsspitze künftig zweigeteilt. Unter dem Punkt 8, "Organisatorische Verbesserungen innerhalb der Fifa", plädiert Scala nämlich für eine Umstrukturierung des Exekutivkomitees, das dann aus zwei Organen und möglicherweise deutlich mehr Funktionären bestehen würde.

"Wir müssen die Arbeit des Exko klar trennen", forderte Scala, der auch die Wahl des Nachfolgers von Fifa -Boss Joseph S. Blatter im kommenden Jahr überwachen wird. Anders als bisher soll der Fifa -Kongress zunächst direkt "bis zu 40 Personen" wählen, die eine Art Aufsichtsrat bilden. Dies können laut Scala wie aktuell Funktionäre aus Kontinental- und Nationalverbänden sein, aber auch Fifa -externe Fußball-Verantwortliche.

Der Aufsichtsrat, Scala nennt ihn "Governing Body", soll sich primär mit strategischen Fragen befassen und das geschäftsführende "Management Board" einsetzen. "Dort sollten meiner Meinung nach nur Personen vertreten sein, die bei der Fifa noch keine offiziellen Ämter bekleidet haben", sagte Scala, der sich dadurch "weniger Interessenskonflikte" erhofft.

Aber selbst wenn diese Vision Wirklichkeit werden sollte, müsste die Macht des künftigen Präsidenten ebenso wie die der Exko-Mitglieder, des Generalsekretärs und der Vertreter sämtlicher unabhängiger Kommissionen zeitlich auf zwölf Jahre begrenzt sein - meint zumindest Scala. "Ich denke, das ist eine vernünftige Amtsperiode", sagte der 50-Jährige.

"Alle Maßnahmen stellen einen praxisorientierten Ansatz an Vorschlägen dar, welche notwendig sind, um die Fifa zurück auf den Weg der Integrität und Glaubwürdigkeit führen zu können", stellte Scala klar und behauptete: "Es ist nicht kompliziert, diese Dinge zu erreichen." Doch genau das ist der springende Punkt: In der skurrilen Welt am Züricher See mit unzähligen Gremien ist es eben doch äußert schwierig, Entscheidungen und Lösungen zu finden. Scala müsste das am besten wissen.

Zwar hatte er seinen "Masterplan" auch dem Exko präsentieren dürfen, am Ende aber entscheidet das Reformkomitee um seinen Vorsitzenden Francois Carrard (Schweiz) über das Reformpaket, das in letzter Instanz vom Fifa-Kongress am 26. Februar 2016 abgesegnet wird.

Carrard sprach nach dem ersten Treffen des Gremiums am 2. September, bei dem auch Scala seine Ideen vorstellte, von "wichtigen Schritten" in Richtung "bedeutender" Änderungen. "Eine Reihe von wichtigen Themen wurden diskutiert." Ob er damit aber auch Scalas Konzept meinte?

"Wir haben eine offene, konstruktive Diskussion geführt, die Mitglieder wirkten sehr interessiert. Aber was in meiner Abwesenheit besprochen wurde, weiß ich nicht", sagte Scala - wohlwissend, dass beispielsweise Reformkomitee-Mitglied Constant Omari (Kongo) strikt gegen eine Amtszeitbeschränkung ist.

"Sie genießen meine volle Unterstützung und ich zähle darauf, dass sie den Prozess voranbringen", sagte Scala: "Aber am Ende treffen sie ihre eigenen Entscheidungen."

(dpa)
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