Als Außenseiter ins Derby Schalke sucht nach der Leichtigkeit

Prag · Die königsblauen Fans hatten im Prager Letna-Stadion längst die Schmähgesänge auf den Erzrivalen angestimmt, da sprachen sich die Spieler von Schalke 04 noch selbst Mut zu. "Man darf nicht zu sehr darauf achten, wie es uns aktuell geht. Im Derby kann man auch, wenn wir 18. sind und Dortmund Erster ist, gewinnen", sagte Leon Goretzka nach dem mageren 1:1 (1:1) in der Europa League bei Sparta Prag.

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Prag - Schalke

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Ganz so riesig ist der Abstand zwar nicht. Aber der Bundesliga-Vierte ist im 147. Revierderby am Sonntag (15.30 Uhr/Live-Ticker) beim Zweiten BVB krasser Außenseiter. Während Dortmund unter Thomas Tuchel kontinuierlich stärker wird, sucht Schalke unter Andre Breitenreiter vergeblich nach den Erfolgen der ersten Saison-Wochen. Nach nur einem Sieg in den letzten sieben Pflichtspielen machten auch die 90 Minuten in Prag wenig Hoffnung auf Besserung, dennoch stimmten sich die 3000 mitgereisten Anhänger schon Minuten vor dem Schlusspfiff auf den Ruhrpottklassiker ein.

Der Einzige, der nicht nur verbal Mut machte, war Goretzka. Erstmals unter Breitenreiter auf der Zehner-Position, holte der 20-Jährige nicht nur den Foulelfmeter heraus, den Johannes Geis zum Ausgleich (20.) nach dem frühen Rückstand durch David Lafata (6.) nutzte. Der U21-Nationalspieler war auch für quasi alle Schalker Torchancen verantwortlich, scheiterte an Torwart David Bicik (35.), traf die Oberkante der Latte (54.) und setzte einen Kopfball knapp neben das Tor (81.).

"Das Bindeglied zwischen Mittelfeld und Angriff" sei seine "Lieblingsposition", gab der Ex-Bochumer zu. In Dortmund würde er auch gerne auf der Zehn spielen. Dann allerdings wird er möglicherweise wieder weiter hinten benötigt, weil der Sechser Geis in der Bundesliga noch gesperrt ist.

Fährmann fordert "90 Minuten Leidenschaft und Emotion"

Eine besondere Rolle in Dortmund wird Ralf Fährmann spielen. Der Torhüter, der den Schalkern im Derby vor anderthalb Jahren mit einem Dutzend Klasseparaden ein 0:0 rettete, weiß, was ihn erwartet: "Dortmund ist brutal stark und steigert sich von Woche zu Woche. Aber wir malen jetzt nicht den Teufel an die Wand."

In deutlich schlechterer Erinnerung ist Spielern und Fans das letzte Duell mit dem Erzrivalen. Am 28. Februar ließ sich eine seltsam emotionslose Schalker Mannschaft beim 0:3 vom BVB regelrecht überrollen, der Absturz unter Breitenreiter-Vorgänger Roberto Di Matteo begann. "Wir haben ein bisschen was gutzumachen", meinte Fährmann euphemistisch und forderte "90 Minuten volle Leidenschaft, volle Emotion".

Auf Derby-Temperatur bringen wollen die Schalker Fans ihre Spieler schon am Samstag. Die Ultras, die wegen der Polizeiauflagen die Partie am Sonntag boykottieren, haben ihren Besuch beim Abschlusstraining angekündigt. Die Europa League war schon vor dem nächtlichen Rückflug längst abgehakt. "Wir haben einen Punkt geholt, sind weiter Tabellenführer und jetzt bereit fürs Derby", sagte Fährmann und stieg in den Mannschaftsbus zum Flughafen.

(seeg/sid)
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