Offensiver Freigeist Meyer überzeugt bei Schalke-Sieg

Gelsenkirchen · Schalkes Trainer Weinzierl wählt gegen den VfL Wolfsburg eine sehr offensive Ausrichtung im Mittelfeld und wird dafür belohnt.

Das ist Max Meyer
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Foto: dpa, Revierfoto

Clemens Tönnies war in Spendierlaune. Die Bundesliga-Partie gegen den VfL Wolfsburg war erst wenige Minuten beendet, als ein Arena-Mitarbeiter eine Kiste Bier des Namenssponsors in die Kabine der Königsblauen schleppte. Wie es sich für Sportler gehört, selbstverständlich alkoholfrei, wie Manager Christian Heidel später augenzwinkernd verriet.

Die Stimmung war nach dem 4:1-Heimsieg gegen hoffnungslos unterlegene Wolfsburger auch ohne hochprozentigen Gerstensaft bestens. Und wenn selbst Tönnies, der als Chef des Aufsichtsrats wie kein anderer auf Schalke für die emotionalen Ausschläge im notorisch aufgeregten Umfeld steht, fröhlich pfeifend mit den Händen in den Hosentaschen durch die Arena schlendert, dann muss für seinen Klub schon vieles richtig gelaufen sein. In der Tat könnte dieser 28. Spieltag zum Wendepunkt einer bislang durchwachsenen Spielzeit werden, die im Optimalfall noch in der Direktqualifikation zur Europa League endet. An eine solche Entwicklung war nach dem 0:3 in Bremen unter der Woche gar nicht zu denken. Da waren die Schalker dem Relegationsrang (fünf Punkte) noch näher als den Europacupplätzen (sechs Zähler). Erste leise Töne von einem bevorstehenden Abstiegskampf machten bereits die Runde. Doch nach dem 4:1 und den Ergebnissen der Konkurrenz hat sich das Blatt erst einmal wieder gewendet.

"Bei aller negativen Kritik oder Stimmung, die immer wieder um die Mannschaft herrscht, waren wir noch nie so nah dran an Platz fünf wie heute", sagte Trainer Markus Weinzierl. Verrückte Bundesliga. Ganz spurlos gingen die vergangenen Tage aber auch am Fußballlehrer nicht vorbei, der nach dem schwachen Bremen-Spiel, in dem nach eigener Aussage vor allem "die Zweikampfquote unser Problem war", überraschend den Weg nach vorne suchte und eine sehr offensive Startaufstellung wählte.

So bot der 42-Jährige in Nabil Bentaleb, Leon Goretzka sowie Max Meyer drei eher nach vorne ausgerichtete Spieler im Mittelfeldzentrum auf. Eine riskante Idee. "Generell habe ich immer gerne eine defensive Absicherung im Zentrum", gestand Weinzierl, der eine ganz einfache Erklärung für seine Entscheidung parat hatte: "Wir müssen Spiele gewinnen, deswegen haben wir diese offensive Aufstellung gewählt."

Nach rund 25 Minuten durfte sich der gebürtige Straubinger bestätigt fühlen, denn da führte seine Mannschaft bereits sicher mit 2:0. Ohne große Gegenwehr seitens völlig desillusionierter Wölfe durften sich die Hausherren durch das Mittelfeld kombinieren und nutzen die Freiräume eiskalt aus. Vor allem Max Meyer sprühte als offensiver Freigeist nur so vor Spielfreude und war an beiden Treffern beteiligt. "Max hat unserem Spiel heute seinen Stempel aufgedrückt", so lobte Leon Goretzka, Schütze des 2:0, den Matchwinner.

Auch nach dem Seitenwechsel waren die Gäste meist nur staunende Zuschauer, obwohl die Schalker das Tempo rausnahmen. Dass Schiedsrichter Benjamin Brand den Wolfsburgern zudem nur einen von drei möglichen Strafstößen gewährte, rundete einen völlig verkorksten Nachmittag der Gäste ab. In der VW-Stadt herrscht bei nur noch einem Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz absolute Katerstimmung - und das ganz ohne Bier.

(RP)
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