Schalke bestätigt Trennung noch nicht Letzter Arbeitstag für Roberto Di Matteo

Hamburg/Gelsenkirchen · Schalke 04 trennt sich von Trainer Roberto Di Matteo. Als Nachfolger ist unter anderem der frühere Leverkusener Sascha Lewandowski im Gespräch.

Roberto Di Matteo – Champions-League-Sieger & Ex-FC Schalke 04-Trainer
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Das ist Roberto Di Matteo

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So intensiv wie in den vergangenen zwei Tagen ging es auf Schalke schon lange nicht mehr zur Sache. Allerdings nicht auf dem Rasen, sondern am Verhandlungstisch. Doch selbst diesen allerletzten Schritt verstolperten die Königsblauen. Bereits seit Sonntag war die Trennung von Roberto Di Matteo beschlossene Sache. Doch statt die Entscheidung zu bestätigen, hat man sich erst einmal wieder ins Schneckenhäuschen zurückgezogen. Sportvorstand Horst Heldt feilschte mit dem Trainer um die Rahmenbedingungen für den Aufhebungsvertrag. Der letzte peinliche Akt eines riesengroßen Missverständnisses im Revier.

Das Kapitel Di Matteo (44) auf Schalke ist nach nur sieben Monaten schon wieder beendet. Man könnte aber auch sagen, es hat nie wirklich angefangen. Der Italiener und Schalke sind einander immer fremd geblieben. Man hatte sich auch nicht bemüht, einander näherzukommen. Weil beide Seiten schnell wussten, dass da zwei eine Beziehung eingegangen sind, die nicht funktionieren konnte. Auf der einen Seite diese Diva S04. Dieser Klub mit so vielen Emotionen, Leidenschaften und unerfüllten Träumen. Auf der anderen Seite ein Manager-Typ, der selbst in Trainingsklamotten so adrett aussah, als würde er gerade von einem Bewerbungsgespräch kommen.

Roberto Di Matteo hat vielleicht einiges davon verkörpert, was man sich im Revier wünscht. Vor allem die große Welt. Champions-League-Sieger mit Chelsea London. Das hat beeindruckt. Aber er hat den Pott nicht gefühlt, er hat nicht gespürt, dass es nicht um ein Investment geht. In einem eingetragenen Verein wie Schalke 04 geht es, so abgedroschen es auch klingt, zu allerst um die Seele. Angeblich verzichtet der Trainer auf einen großen Teil seiner vertraglich garantierten Bezüge bis 2017. Man muss sich allerdings keine Sorgen um sein Auskommen machen. Die Rede ist von bis zu 5,8 Millionen Euro, auf die der 44-Jährige für sich und sein Trainerteam pochen könnte. Mit den Verhandlungen ist Heldt betraut. Er soll dafür sorgen, dass das Experiment mit Di Matteo nicht auch zu einem finanziellen Totalschaden wird - Schalke bietet als Abfindung zwei Millionen Euro Schmerzensgeld an.

Es könnte Heldts letztes Geschäft für Schalke sein. Denn auch der 45-Jährige steht massiv in der Kritik. Seit 2011 arbeitet er in verantwortlicher Position - seitdem gelang dreimal hintereinander die Qualifikation für die Champions League. In der ersten Phase seines Schaffens war er vor allem mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Felix Magath hatte einen völlig aufgeblähten Kader hinterlassen. Doch selbst die Erfolge brachten keine Ruhe in den Klub. Heldt ist bisher nicht über die Rolle eines Sportvorständchens von Clemens Tönnies (Aufsichtsratschef) Gnaden hinausgekommen. Heldt verweist stolz auf seine Transferbilanz, doch Zahlen sind nicht alles auf Schalke. Durch seine Personalpolitik ist er mitverantwortlich für den tiefen Riss zwischen Fans und Verein.

Einiges spricht dafür, dass Heldt noch eine letzte Chance bekommt. Auch weil sich keine Alternative aufdrängt. Immer mal fällt der Name von Christoph Metzelder. Der Ex-Spieler, aktuell Mit-Inhaber einer Werbeagentur, soll in den derzeitigen Strukturen keine Basis für eine Zusammenarbeit sehen. Ein Kandidat ist Andreas Rettig. Spätestens bis zum 28. Juni wird Tönnies ein überzeugendes Konzept vorlegen, sonst könnte es auch für ihn auf der Klubversammlung ungemütlich werden.

Über das Klima an diesem Tag wird auch mitentscheiden, ob eine überzeugende Lösung auf dem Trainerposten gefunden wird. Aber wer kann Schalke? Als Nachfolger ist vor allem Norbert Elgert immer wieder im Gespräch. Doch der höchst erfolgreiche Cheftrainer der Knappenschmiede hat bereits abgewunken. Bleiben Sascha Lewandowski, Andre Breitenreiter, Marc Wilmots (mit Mike Büskens als Assistent) - oder Huub Stevens. Wer jetzt sofort sagt: Stevens, niemals, der kennt den FC Schalke nicht.

(RP)
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