Stevens, Büskens, Sand Klubidole helfen Schalke: "Keine Schwachmaten"

Gelsenkirchen · Schalke 04 holt die Klubidole Huub Stevens, Mike Büskens und Ebbe Sand zurück und macht sie zu sportlichen Beratern. Manager Horst Heldt bekommt eine letzte Chance.

 Ebbe Sand greift dem FC Schalke unter die Arme.

Ebbe Sand greift dem FC Schalke unter die Arme.

Foto: AP

Spätestens als auf der riesigen Videowand Publikumsliebling Ebbe Sand seine Rückkehr ankündigte, war die Stimmung gekippt. Tosender Applaus hatte die Pfiffe abgelöst - der dänische "Meister der Herzen", Jahrhunderttrainer Huub Stevens und Uefa-Cup-Held Mike Büskens halfen ihrem Ex-Klub Schalke 04 schon, obwohl sie gar nicht bei der Jahreshauptversammlung anwesend waren. Die drei Vereinsidole versöhnten nach der verkorksten Saison und dem Fan-Aufstand auch die letzten kritischen Mitglieder, doch die prominenten sportlichen Berater sollen nicht nur für königsblaue Folklore sorgen.

"Das sind keine Leute, die kommen, weil sie ein Bier trinken wollen", sagte Sportvorstand Horst Heldt, "sondern weil sie sich einbringen wollen. Schwachmaten brauchen wir nicht." Der Manager, nach dem Verfehlen aller sportlichen Ziele in der vergangenen Spielzeit besonders in der Kritik, stellte aber gleich klar: "Der Sportbeirat ist nicht ohne mein Einverständnis gegründet worden."

Damit wollte Heldt sofort dem Eindruck entgegentreten, das neue Gremium solle in erster Linie besonders ihm auf die Finger schauen und in seine Kompetenzen eingreifen. "Die haben keine Entscheidungsgewalt, aber sie werden ihre Meinung äußern", erklärte er: "Es bleibt dabei, dass der Vorstand für das operative Geschäft verantwortlich ist."

Stevens, insgesamt über sieben Jahre Trainer auf Schalke, "Eurofighter" Büskens, von 1992 bis 2009 Spieler und Coach bei den Königsblauen, und Sand, beim legendären Saisonfinale 2001 für vier Minuten deutscher Meister, sollen Aufsichtsrat und Vorstand in sportlichen Fragen beraten. Schon bei der Trainersuche und den jüngsten Verpflichtungen des Jungstars Johannes Geis und des Brasilianers Junior Caicara waren Stevens und Büskens involviert. "Wir haben in den letzten Wochen viel miteinander gesprochen", sagte Heldt, "über Spieler und Trainer."

Aufsichtsratschef Clemens Tönnies, der am Montag als Aufsichtsratsvorsitzender bestätigt wurde, hatte den Coup am Sonntag auf der JHV verkündet und damit bei den über 9000 anwesenden Mitglieder Jubel ausgelöst. "Uns im Aufsichtsrat wurde ja in den letzten Jahren vorgeworfen, zu wenig sportliche Kompetenz zu haben, weil dort nur Kaufleute und Juristen sitzen", erläuterte der Klubboss, "wir haben verstanden." Tönnies wurde am Montag als Aufsichtsratsvorsitzender bestätigt.

Möglicher Nebeneffekt: Sollte Heldts Vertrag im nächsten Jahr nicht verlängert werden, hätte man eventuelle Nachfolger schon im Verein. Denn der Manager steht in der neuen Saison besonders unter Druck. Nach dem eingestandenen "Missverständnis" Roberto Di Matteo ist der neue Trainer Andre Breitenreiter wohl Heldts letzte Chance. Mehr Teamgeist, noch mehr Chancen für den eigenen Nachwuchs und einen "Verhaltenskodex auf 15 Seiten" kündigte der Sportvorstand an. Tönnies stellte unmissverständlich klar: "Horst, daran wirst du von uns allen gemessen, das musst du wissen."

Die Kritik der Mitglieder an Heldt fiel jedoch weit weniger scharf aus als erwartet. Der 45-Jährige gestand Fehler ein, sprach von einer "beschissenen Saison" und bekräftigte noch einmal den Rauswurf der Großverdiener Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam. Als er nach 22 Minuten vom Mikro trat, hörte er ausschließlich Beifall. "Mit Pfiffen begrüßt, mit Applaus verabschiedet - das ist sicher besser als andersrum", sagte er - und die Erleichterung war ihm deutlich anzusehen.

(sid)
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