Lehren aus Schalkes 1:3 gegen die Bayern Königsblau ist noch zu grün

Gelsenkirchen · Bei der 1:3-Niederlage gegen den FC Bayern spielten die Schalker lange gut mit. Gegen die Cleverness und Effektivität der Münchner hatten sie aber keine Chance. Die fünf wichtigsten Erkenntnisse.

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FC Schalke 04 - FC Bayern München

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Schnell weg! Mit Polizeiunterstützung bahnte sich der Mannschaftsbus des FC Bayern München den Weg von der Schalker Arena zur Autobahn. Mit Blaulicht und ein bisschen Tatütata. Auf dem Weg zum Flughafen nach Düsseldorf, zum nächsten Titel, zu neuen Rekorden. Ein 3:1-Sieg beim FC Schalke 04 ist "Business as usual" für den souveränen Tabellenführer der Bundesliga. Die wichtigsten Erkenntnisse der Begegnung.

Die Bayern sind gnadenlos. Es war nicht sonderlich eindrucksvoll, was die Münchner auf den ramponierten Schalker Rasen brachten. Kontrolle als oberstes Prinzip, Xabi Alonso mit 140 Ballkontakten als Relaisstation bei praktisch allen Angriffen — das reicht dem Tabellenführer um eine der angeblich "stärksten Mannschaften der Bundesliga" (Münchens Trainer Pep Guardiola) zu beherrschen. Es ist bezeichnend und mehr als der oft beschworene Bayern-Dusel, dass nicht dem Schalker Marvin Matip bei einer guten Chance in der Nachspielzeit der Ausgleichstreffer gelingt, sondern Thomas Müller im Gegenzug auf 3:1 erhöht. So sind sie eben, diese Bayern. Dass die Schalker zwischen Fünfer- und Siebener-Abwehrkette variierten, interessierte sie nicht.

André Breitenreiter ist zu gnädig. Man muss nicht alles glauben, was Trainer erzählen, wenn die Mikrofone offen sind. Udo Lattek hat Pressekonferenzen nicht ganz zu Unrecht als Märchenstunden bezeichnet. Als Schalkes Trainer Breitenreiter sein Team für den beherzten Auftritt lobte, hatten die Zuhörer den Eindruck: Der meint das ernst. Doch darf man eine Mannschaft nach einer Niederlage loben? Noch dazu wenn sie zum siebten Mal hintereinander nicht gewonnen hat? Schwierig. Der 42-Jährige muss den Trend stoppen. Noch versucht er es mit Zuckerbrot, vielleicht muss der nette Herr Breitenreiter nach den Spielen gegen Nikosia und in Leverkusen doch mal die Peitsche auspacken.

Martinez kann auch Mittelstürmer. Jeder Trainer hat seine Lieblingsspieler. Zu den Favoriten des früheren Münchners Coaches Jupp Heynckes gehörte Javier Martinez. Wenn es so weitergeht, wird er auch noch zu Guardiolas Favorit. Der Katalane schätzt ja die Vielseitigkeit (heute gern auch als Polyvalenz bezeichnet). Der Innenverteidiger, unter Heynckes noch im defensiven Mittelfeld gesetzt, tauchte überraschend im Schalker Strafraum auf, nutzte den Raum, den ihm Weltmeister Benedikt Höwedes ließ, und köpfte das 2:1 in Mittelstürmer-Art. Die Vorentscheidung!

Königsblau ist zu grün. Bei diesem wegweisenden Tor hatten zwar die Altmeister Höwedes und Dennis Aogo gepennt, doch Fehler leisteten sich auch "die Jungs" (so bezeichnet Breitenreiter sie) im vorderen Mannschaftsteil. Der von Guardiola wieder auffällig gelobte Leroy Sané (19), Leon Goretzka (20), Max Meyer (20) und Pierre-Emile Höjbjerg (20) machten mächtig Betrieb, ganz so, wie es sich für diese Altersklasse gehört. Doch sie machten auch die altersbedingten Fehler. Sané verpasste in der Frühphase den richtigen Zeitpunkt für einen Pass, der gern als tödlich bezeichnet wird. Und Goretzka agierte in einer vielversprechenden Kontersituation zu eigensinnig. Sportchef Horst Heldt tröstete sich: "Die werden älter, wir werden erfahrener, und irgendwann schießen wir sie aus dem Stadion!"

Neuer ist ein Mensch. Ja, der beste Torwart der Welt macht Fehler. Den Gegentreffer durch Meyer nahm Manuel Neuer auf seine Kappe. Den Hoppelball bekam er nicht zu packen. Noch auf dem Boden liegend hob er entschuldigend den Arm. Vielleicht hatten ihm die Pfiffe und Schmähungen der Schalker Fans, die ihm den Abschied von den Knappen auch nach mehr als vier Jahren immer noch übel nehmen, ein ganz kleines bisschen beeindruckt. Aber das würde er nie zugeben. Ist doch menschlich!

(bei)
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