Spieler entern die Nordkurve Schalke-Fans sorgen schon vor dem Spiel für Gänsehaut

Gelsenkirchen · Nach dem 3:1 über Hannover 96 entlud sich beim FC Schalke 04 die Anspannung. So ausgelassen ging es beim Revierklub schon lange nicht mehr zu.

FC Schalke 04: Fans zeigen Choreo über Geschichte des Klubs
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Schalke-Fans zeigen Choreo über Geschichte des Klubs

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Auf Schalke wurde gefeiert wie nach einem Titelgewinn. Das gesamte Team enterte die Nordkurve und feierte noch Minuten nach dem 3:1 (0:0) über Hannover 96 zusammen mit den Fans den langersehnten Sieg. Kapitän Benedikt Höwedes erklomm ein Podest, schnappte sich ein Mikrofon und schlüpfte in die Rolle des Vorsängers. Der erste Bundesliga-Erfolg seit sieben Wochen setzte auch bei André Breitenreiter Emotionen frei. Mit leuchtenden Augen kommentierte der Trainer die ausgelassene Stimmung: "Der ein oder andere wird jetzt kritisieren, dass man sich nicht so feiern lassen darf. Aber das ist mir scheißegal. Das ist einfach nur Gänsehaut."

Schon vor dem Anpfiff hatten die Anhänger des zuletzt wankenden Revierklubs mit einer über Monate vorbereiteten Choreographie für eine beeindruckende Atmosphäre gesorgt. In der abgedunkelten Arena liefen auf einer von den Fans hochgezogenen und einem Fernseher nachempfundenen Leinwand die größten Momente der Klubgeschichte. "Das war einfach geil und hat uns zusätzlich gepusht", bekannte Johannes Geis, "da wollten wir den Fans natürlich etwas zurückgeben. Es war spontan, aber wir haben gesagt: Jetzt gehen wir alle hoch in die Kurve, um ihnen zu zeigen, dass wir für sie da sind."

Mit einem Mal war die schlechte Stimmung verflogen. Der verdiente Erfolg über die biederen Gäste brachte nach zuvor wochenlanger Talfahrt den Glauben an Europa zurück. Bei aller Euphorie wertete Manager Horst Heldt das 3:1 jedoch nur als Pflichtsieg: "Das ist ein Spieltag, an dem alle Mannschaften, die oben stehen, gegeneinander spielen. Deswegen war es wichtig zu punkten, wenn man einen vermeintlich schwächeren Gegner zu Hause hat."

Es passte ins Bild eines besonderen Fußball-Abends, dass mit Geis (51.), Klaas-Jan Huntelaar (73.) und Franco Di Santo (82.) drei zuletzt ins Gerede gekommene Profis trafen. Für den nach seinem üblen Foul an Gladbachs André Hahn kritisierten und für fünf Spiele gesperrten Geis hätte das Comeback kaum besser verlaufen können. Der Neuzugang nutzte das anschließende Rampenlicht zu einem Statement in eigener Sache: "Die Sperre war lang und hart, aber ich werde meinen Spielstil jetzt nicht umstellen, weil ich ja kein Treter bin. Wenn ich ein Treter gewesen wäre, dann hätte ich mir Gedanken machen müssen."

Mit seinem Elfmetertreffer brach er den Bann: "Es war wichtig, dass wir den Bock umgestoßen haben. Wenn wir heute wieder nicht gewonnen hätten, dann hätten wir langsam den Anschluss verloren."

Nicht minder erleichtert wirkte Di Santo. Nur wenige Minuten nach seiner Einwechslung sorgte der ehemalige Bremer per Kopf für das 3:1. Damit beendete er eine Torflaute von 19 Ligaspielen und fast 23 Stunden. "Insgesamt war es ein gelungener Freitag, um ein bisschen zu tanzen", befand der Argentinier.

Dagegen kehrte bei den Gästen nur eine Woche nach dem 4:0-Kantersieg über Ingolstadt der Frust zurück. Vor allem im Spiel nach vorn lief nicht zuletzt aufgrund der frühen Knöchelverletzung von Torjäger Artur Sobiech (17.) erschreckend wenig zusammen. Trainer Michael Frontzeck schwor alle Beteiligten auf einen längeren Verbleib in der Gefahrenzone der Tabelle ein: "Es wird eine sehr schwierige und harte Saison für uns."

FC Schalke 04: Leroy Sane und das Team feiern mit den Fans
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Sane und Co. feiern im Fanblock

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Einer der wenigen Lichtblicke war der eingewechselte Allan Saint-Maximin. Doch der erste Bundesligatreffer des erst 18 Jahre alten Franzosen konnte seinen Mitstreiter Christian Schulz nur bedingt trösten. "Nach vorn haben wir heute nicht stattgefunden", klagte der Kapitän und fügte mit besorgter Miene an: "Das nächste Spiel in Hoffenheim gegen ein Kellerkind wird ein richtiger Brocken."

(areh/dpa)
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