FC Schalke 04 Dribbelkünstler Harit begeistert seinen "Laptop-Trainer"

Gelsenkirchen · Amine Harit hat sich bei Schalke 04 innerhalb kürzester Zeit zum Publikumsliebling entwickelt. Der U19-Europameister aus Frankreich war im Vergleich zu seinen ehemaligen Teamkollegen ein Schnäppchen – und begeistert auch den Coach.

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Amine Harit hat sich bei Schalke 04 innerhalb kürzester Zeit zum Publikumsliebling entwickelt. Der U19-Europameister aus Frankreich war im Vergleich zu seinen ehemaligen Teamkollegen ein Schnäppchen — und begeistert auch den Coach.

Eigentlich dürfte Amine Harit gar nicht unter Trainer Domenico Tedesco spielen. Wenn Mehmet Scholl recht hätte. Denn der französische U19-Europameister von Schalke 04 ist ein Straßenfußballer — einer, der beim "Laptop-Trainer" Tedesco nicht zum Zuge kommen dürfte. "Nach der Schule schnell nach Hause, essen, Hausaufgaben machen und raus: auf die Straße, in die Fußballkäfige in unserem Viertel oder in die Hinterhöfe", beschreibt der 20-Jährige seine Kindheit in einem Vorort von Paris.

Harit, der mit seinen Dribblings und seiner Schnelligkeit bei den Königsblauen begeistert, war aber ein Wunschspieler von Tedesco. Der von Scholl namentlich kritisierte "Systemtrainer", der angeblich Individualität nicht zulasse und "nicht wirklich an den Menschen und den Fußballern interessiert" sei, wollte im Sommer nach seinem Amtsantritt auf Schalke explizit den Offensivspieler des FC Nantes. "Er bringt unfassbar viel mit", sagt Tedesco, "er ist nicht aufzuhalten auf engem Raum."

Nach vier Monaten Bundesliga ist der Franzose mit marokkanischen Wurzeln, der sich mit dem Heimatland seiner Eltern für die WM 2018 qualifizierte, auf Schalke zum Publikumsliebling geworden. Gerade wegen seiner außergewöhnlichen Qualitäten. "Ich war immer der kleinste und schmächtigste Spieler und habe meistens mit älteren Jungs gekickt", erinnert sich Harit, "körperlich konnte ich nicht mithalten, also musste ich schnell und trickreich sein."

Genau damit bringt er eine besondere Komponente ins Schalker Spiel, die in den vergangenen Wochen immer deutlicher wurde. Mit seinen Tricks und seinem Tempo ist Harit nur schwer zu bremsen, gehört zu den meistgefoulten Spielern der Bundesliga. "Technik, Kreativität und die Fähigkeit, mit dem Ball am Fuß zu explodieren", nennt er selbst als seine Stärken. Was ihm anfangs noch fehlte, war "mehr Zug zum Tor".

Doch auch diese Schwäche hat er bereits abgelegt: Beim spektakulären 4:4 im Revierderby in Dortmund erzielte er sein erstes Bundesliga-Tor, eine Woche später legte er beim 2:2 gegen Köln gleich das zweite nach. Dass der Dribbelkünstler erst jetzt trifft, kann den Schalkern nur recht sein. Harit kostete auch deshalb "nur" acht Millionen Euro, weil er in 30 Spielen in der Ligue 1 lediglich ein Tor erzielte.

Hätte er schon damals öfter den Ball ins Tor gebracht, hätte bei der Ablösesumme "bestimmt noch eine Null mehr" gestanden, meint Sportvorstand Christian Heidel. Damit dürfte er gar nicht so falsch liegen. Harits ehemalige französische U19-Teamkollegen Ousmane Dembele und Kylian Mbappe kosteten im Sommer 147 bzw. 180 Millionen Euro.

(sid)
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