Vor der JHV Tönnies fühlt sich bei Schalke als "Sündenbock"

Gelsenkirchen · Aufsichtsratschef Clemens Tönnies fühlt sich vor der Jahreshauptversammlung des Bundesligisten Schalke 04 als "Sündenbock". Der Fleischfabrikant, der seit 2001 den Traditionsklub führt, stellt sich am Sonntag zur Wiederwahl - und der Gegenwind ist heftiger denn je.

 "Dieses Jahr bin ich dran", sagt Clemens Tönnies zur Sündenbock-Rolle auf Schalke.

"Dieses Jahr bin ich dran", sagt Clemens Tönnies zur Sündenbock-Rolle auf Schalke.

Foto: dpa

"Jedes Jahr wird vor der Jahreshauptversammlung jemand zum Sündenbock gemacht", sagte der 60-Jährige dem Magazin 11Freunde: "Letztes Jahr war es Horst Heldt, dieses Jahr war ich dran."

Nach der harschen Kritik am damaligen Sportvorstand hat sich die Opposition diesmal auf Tönnies eingeschossen, dem vor allem eigenmächtiges Handeln und Einmischung ins Tagesgeschäft vorgeworfen wird. Den neuen Manager Christian Heidel habe er im Alleingang verpflichten müssen, verteidigte sich der Schalke-Boss: "Das ist nun mal der Job eines Aufsichtsratsvorsitzenden. Da kann man kein Casting wie Dieter Bohlen veranstalten."

Bei einer anderen Personalentscheidung habe er sich nicht durchsetzen können. Die ins Auge gefasste Verpflichtung des jetzigen Dortmunder Trainers Thomas Tuchel sei nicht an ihm gescheitert. "Bedenken hatten andere", sagte Tönnies: "Da sieht man, dass ich kein autokratischer Alleinherrscher, sondern ein Teamplayer bin."

Dass er so häufig in der Öffentlichkeit stehe, sei nicht seine Schuld. Ex-Manager Heldt habe nur ungern öffentliche Auftritte wahrgenommen. "Das Reden hat er oft mir überlassen", sagte Tönnies: "So wurde ich - wohl oder übel - auch zu einem Gesicht von Schalke 04. Und manchmal auch zum Blitzableiter."

Tönnies verwies zudem darauf, dass der Klub sich in den vergangenen Jahren wirtschaftlich konsolidiert habe. "Ich habe 90 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, doch heute habe ich kein Geld mehr im Verein", betonte er: "Schalke ist finanziell völlig unabhängig und steht heute so gut da wie seit vielen Jahren nicht."

Sollte er am Sonntag nicht wiedergewählt werden, werde er sich in sein Auto setzen und nach Hause fahren - "und das war's". Er werde sich mit seiner Frau "zwei ganz normale Dauerkarten" kaufen. Außerdem kündigte er an: "Wenn ich gehe, dann mache ich dem Verein ein Abschiedsgeschenk - da fällt allen die Kinnlade runter."

(sid)
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