ManUnited gegen Liverpool in der Europa League Darauf mussten die Fans 122 Jahre lang warten

Liverpool · Der ungewohnte Luxus ließ Jürgen Klopp sogar Grundkenntnisse der Mathematik vergessen. "Ich hatte in 15 Trainerjahren keine so gut besetzte Ersatzbank. Wir können sogar 4-1-4 spielen", sagte der deutsche Teammanager des FC Liverpool – vor dem, kaum zu glauben, tatsächlich ersten Treffen der englischen Giganten Liverpool und Manchester United im Europapokal.

Jürgen Klopp und der FC Liverpool: Glücklicher Sieg in Unterzahl
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Glücklicher Sieg in Unterzahl für Klopp und Liverpool

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Foto: afp

Aber 4-1-4? Dass dies inklusive des Torhüters nur zehn Spieler wären – geschenkt. Denn pünktlich zur heißen Saisonphase, zum Achtelfinal-Hinspiel an der Anfield Road am Donnerstag (21.05 Uhr/Live-Ticker), haben die Reds ihr phasenweise überfülltes Lazarett aufgelöst. Es ist die Qual der Wahl. "Das ist perfekt", sagte Klopp. "So wünscht man sich das. Du bist sauer, weil du nicht von Anfang an gespielt hast? Dann zeig es mir auf dem Rasen!"

"Zeit für Wiedergutmachung"

Er wird die vielen Spieler gebrauchen können. Beim morgendlichen Zeitungsstudium konnte er dezidiert lesen, was er zu tun hat. "Es ist Zeit für Wiedergutmachung. Es ist Zeit für Revanche", schrieb das Liverpool Echo in einem Kommentar. Klopp solle eine historische Schmach verhindern: Fünf Liverpool-Niederlagen in Serie gegen den ewigen Rivalen hat es seit dem ersten Duell 1894 nicht gegeben.

Beide Vereine messen sich also nach 122 Jahren erstmals im Europapokal. Obwohl sie jeweils eine Ära prägten, obwohl beide die Champions League gewannen, obwohl Liverpool Rekordmeister war, bis United vorbeizog, gingen sich die nur 34 Meilen (54,7 km) voneinander entfernten Rivalen international immer aus dem Weg.

Nun treffen sie sich endlich – aber nicht, wie die großen Namen vermuten lassen, im Halbfinale der Champions League, sondern im Achtelfinale der Europa League. "Beide Vereine haben kein gottgegebenes Recht, in der Champions League zu spielen", sagte United-Teammanager Louis van Gaal grimmig. "Die Zeit der Dominanz unseres Vereins ist Vergangenheit. Das war eine andere Zeit. Wir müssen in der Gegenwart leben. Die heißt Europa League, und darüber sind wir froh." Zumal beide Traditionsklubs nicht auf einem Europacup-Platz liegen – die Europa League könnte der weniger holprige Weg in die Königsklasse sein.

Und, apropos Entfernung: Das Nachbar-Dasein nutzte van Gaal, um noch etwas Unruhe zu stiften. Er weigerte sich, den in diesem Fall albernen Uefa-Bestimmungen nachzukommen, denenzufolge eine Mannschaft 24 Stunden vor einem Spiel in einem Umkreis von 27 Meilen (43,5 km) rund um das gegnerische Stadion logieren muss. United bekam eine Ausnahmegenehmigung und darf das Spiel wie ein Heimspiel angehen.

Bastian Schweinsteiger wird dabei am Donnerstag noch nicht wieder eingreifen können. Der deutsche Weltmeister hat zwar nach auskurierter Knieverletzung wieder das Mannschaftstraining aufgenommen, ein Einsatz käme jedoch zu früh. "Es war erst ein Training", sagte van Gaal.

(sid)
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