2:0-Sieg gegen van Gaal und ManUnited Liverpool spielt endlich Klopp-Fußball

Sechs Minuten vor dem Ende wurde es völlig überraschend gefährlich. Bastian Schweinsteiger, fünf Minuten zuvor nach zweimonatiger Verletzungspause erstmals wieder eingewechselt, schlug eine Flanke hinein in den Strafraum des FC Liverpool, der Belgier Marouane Fellaini kam mit dem Kopf an den Ball – und hätte in der Tat beinahe einen Treffer erzielt. Aber eben nur beinahe. Jürgen Klopp tobte da noch ein wenig vor seiner Bank herum, dann war der bisher wohl größte Sieg seiner Zeit in England auch schon Geschichte.

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Liverpool - Manchester United

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Sechs Minuten vor dem Ende wurde es völlig überraschend gefährlich. Bastian Schweinsteiger, fünf Minuten zuvor nach zweimonatiger Verletzungspause erstmals wieder eingewechselt, schlug eine Flanke hinein in den Strafraum des FC Liverpool, der Belgier Marouane Fellaini kam mit dem Kopf an den Ball — und hätte in der Tat beinahe einen Treffer erzielt. Aber eben nur beinahe. Jürgen Klopp tobte da noch ein wenig vor seiner Bank herum, dann war der bisher wohl größte Sieg seiner Zeit in England auch schon Geschichte.

2:0 (1:0) gewann Liverpool das 195. Duell mit dem Erzrivalen Manchester United, die "Mutter aller Spiele", wie Klopp zuvor voller Pathos betont hatte. Das Resultat dieses Hinspiels im Achtelfinale der Europa League aber spiegelte den denkwürdigen Abend nur ungenügend wider. Und am Ende seines 154. Tages an der Anfield Road fühlte sich Klopp irgendwie angekommen. "Das war das Liverpool, wie ich es mir vorgestellt habe, bevor ich hierher gekommen bin", sagte er erkennbar bewegt.

Das vor allem lag daran, dass Liverpool so spielte, wie alle es sich vorgestellt hatten, als Klopp am 8. Oktober 2015 den Job übernahm. Die Reds spielten die Red Devils an die Wand. "Die Jürgen-Klopp-Revolution ist in vollem Gange", ließ das Boulevardblatt "The Sun" seine Leser wissen, in einer wahren Hymne auf den FC Liverpool schrieb der "Guardian": "Anfield hat schon eine ganze Weile nicht mehr so gut geklungen." Der Kop, die legendäre Tribüne, war in Ekstase.

Klopps Idee vom Gegenpressing funktionierte gegen Manchester nahezu perfekt. Immer, wenn Liverpool einen Ball verlor, holten die "Reds" sich das Spielgerät binnen weniger Sekunden zurück. Die Spieler von ManUnited wurden bei Ballbesitz permanent unter Druck gesetzt und zu Fehlern gezwungen. Fußball a la Klopp eben.

"Es war ein perfekter Abend für uns. Die Anhänger haben eine wichtige Rolle gespielt. In so etwas involviert zu sein, ist etwas Besonderes", sagte Klopp. Hätte nicht ein überragender David de Gea im Tor eines geradezu erschreckend lethargischen und völlig indisponierten ManUnited gestanden, der Abend wäre für die Gäste noch grausamer gewesen, als er es ohnehin schon war. "Ich streite nicht ab, dass die Vorstellung enttäuschend war", sagte van Gaal bissig.

Selbstverständlich hatte van Gaal an den Gegentreffern etwas auszusetzen. Den Foulelfmeter, den Daniel Sturridge in der 20. Minute verwandelte, nannte er nicht ganz zu Unrecht "billig", vor dem Tor (73.) durch den überragenden früheren Hoffenheimer Roberto Firmino wollte er eine Abseitsstellung erkannt haben. Dass die einstigen ManUnited-Spieler Rio Ferdinand und Paul Scholes seine Mannschaft als "unzusammenhängendes" Gebilde und "chaotisch" bezeichneten, missfiel dem Niederländer hörbar.

Nach dem ersten Aufeinandertreffen der Erzrivalen in einem europäischem Wettbewerb behauptete von Gaal dennoch trotzig, dass noch längst nicht alles vorbei sei. "Wir haben noch eine Chance im Rückspiel, wenn wir in Old Trafford eine Atmosphäre schaffen wie jene in Anfield", sagte er. Kaum vorstellbar nach einer "peinlich anzusehenden Vorstellung" ("The Sun"), in der die von Schweinsteiger eingeleitete Chance von Fellaini die erste und einzige von ManUnited war.

Kommt hinzu, dass ausgerechnet Fellaini eine nachträgliche Sperre drohen könnte. In der Schlussphase der Begegnung hieb der Belgier dem beeindruckenden Emre Can den linken Unterarm ins Gesicht, der Nationalspieler ging zu Boden. Der ehemalige englische Star-Schiedsrichter Howard Webb sagte im englischen Fernsehen: "Wenn der Referee das gesehen hätte, wäre es eine Rote Karte gewesen. Vielleicht sollte sich das die Uefa mal anschauen, das war ganz klar eine Tätlichkeit."

Allerdings: So schlecht, wie Fellaini spielte, wird sich der FC Liverpool wünschen, dass er auch im Rückspiel dabei ist.

(sid)
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