Endspiel in Glasgow vor 50 Jahren Dortmunds historischer Sieg gegen die "Reds" bleibt unvergessen

Dortmund · Es gab weder eine rauschende Party noch ein edles Bankett. Die erste Nacht nach dem historischen Triumph von Borussia Dortmund im Hampden Park von Glasgow verlief erstaunlich ruhig.

 Als die Helden des BVB aus Glasgow zurückkamen, wurden sie in Dortmund von 300.000 Menschen gefeiert.

Als die Helden des BVB aus Glasgow zurückkamen, wurden sie in Dortmund von 300.000 Menschen gefeiert.

Foto: dpa

An die Rückkehr vom denkwürdigen 2:1-Finalerfolg über das hochgehandelte Starensemble aus Liverpool in das Mannschaftshotel der schottischen Stadt erinnert sich der damalige BVB-Torhüter Hans Tilkowski rund 50 Jahre später mit einem Schmunzeln: "Da war man froh, dass man noch eine Flasche Bier und ein Brötchen bekam. Der FC Liverpool war ganz großer Favorit. Deshalb hatte unser Vorstand nichts vorbereitet."

Dabei schrieb die Borussia wenige Stunden zuvor Geschichte. Mit dem Erfolg am 5. Mai 1966 im Cupsieger-Wettbewerb über die schon damals legendären Reds gewann der Revierklub als erstes deutsches Team einen Europapokal. Den Stolz über diesen unerwarteten Titel hat sich Tilkowski bis heute bewahrt: "Liverpools Coach Bill Shankly hatte ja gesagt, er könne auch seine Reservemannschaft schicken, um Borussia Dortmund zu schlagen. Er ist eines Besseren belehrt worden."

Bei strömendem Regen und schweren Platzverhältnissen wuchs das Team von Trainer Willi "Fischken" Multhaup über sich hinaus. "Das Wetter sprach ja eigentlich für die Engländer, aber wir haben dagegen gehalten", schwärmt Tilkowski. Nach Treffern von Siegfried Held (61.
Minute) und Roger Hunt (68.) sorgte Reinhard Libuda (106.) in der Verlängerung für einen unvergessenen Moment. Aus rund 30 Metern schoss "Stan" das Leder in hohem Bogen über Liverpools Torwart Tommy Lawrence hinweg an die Querlatte. Von dort prallte der Ball gegen den Körper des schottischen Liverpool-Verteidigers Ron Yeats und dann ins Tor.

Als der französische Schiedsrichter Pierre Schwinte abpfiff, weinten die Borussen vor Glück. Doch erst bei der Landung einen Tag später in Köln dämmerte es Kapitän Wolfgang Paul, welche Begeisterung dieser Coup in der Heimat ausgelöst hatte: "Da lag ein Roter Teppich vom Flieger bis in den Flughafen. So etwas hatte man dort zuvor noch nicht erlebt."

Wenig später ging es mit Cabriolets im Schritttempo durch Dortmund — bejubelt von 300.000 bis 400.000 Menschen. Anders als in der Nacht zuvor hatte der BVB-Vorstand diesmal Vorsorge getroffen. Bei einem abschließenden Spargel-Essen in einem Innenstadt-Restaurant gab es Lobeshymen zuhauf und die Zusage für eine Siegprämie in Höhe von 8000 Mark für jeden Europacup-Sieger.

An den größten Moment ihrer Karriere werden sich Tilkowski und Paul an diesem Donnerstag wohl besonders intensiv erinnern — auf der Tribüne des Dortmunder Stadions. Schließlich duelliert sich ihr Verein erneut mit dem englischen Traditionsklub, diesmal im Viertelfinale der Europa League. Liebend gern hätte sich Tilkowski dieses Vergnügen bis zum 18. Mai in Basel aufgespart: "Bei einem Treffen mit der Traditionsmannschaft haben wir neulich darüber geredet, dass diese Partie eigentlich das ideale Finale gewesen wäre."

(dpa)
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