Serbische Hooligans Köln in Angst vor "Ivan dem Schrecklichen"

Düsseldorf/Köln · Die Anhänger von Roter Stern Belgrad sind in Europa gefürchtet. Etwa 5000 von ihnen sollen zum Europa-League-Spiel nach Köln gereist sein, darunter 500 gewaltbereite Hooligans. Ihr Rädelsführer ist Ivan Bogdanov, der kurzfristig in Gewahrsam genommen wurde.

Die Fans von Roter Stern nennen sich "Delije" — die Mutigen. Heißblütig sind sie in ihrer Zuneigung zum beliebtesten Klub des Landes. "Bei Roter Stern kannst du hin und wieder das Licht ausschalten, weil die Fackeln im Stadion so hell sind", sagte etwa der Kölner Manager Jörg Schmadtke unmittelbar nach der Gruppenauslosung der Europa League.

Einige Belgrader Anhänger neigen zu Gewalt. Im Derby zwischen Roter Stern und Partizan Belgrad sind Ausschreitungen an der Tagesordnung, und auch bei Begegnungen mit deutschen Mannschaften krachte es in der Vergangenheit: Als der FC Bayern München im Landesmeisterpokal am 24. April 1991 in Belgrad auftrat und nach dem 1:2 im Hinspiel mit einem 2:2 das Finale verpasste, flogen nach der Begegnung Steine auf einen Bayern-Begleitbus. Auch beim letzten Aufeinandertreffen Belgrads mit dem 1. FC Köln im Dezember 1989 gab es Krawalle. Der FC hatte das Rückspiel im Uefa-Pokal-Achtelfinale gegen Roter Stern mit 3:0 gewonnen und die Serben nach einem 0:2 im Hinspiel noch aus dem Wettbewerb geworfen. Es folgten wüste Schlägereien und Jagdszenen innerhalb wie außerhalb des Stadions.

 Ivan Bogdanov bei einem Spiel von Roter Stern Belgrad im italienischen Sassuolo.

Ivan Bogdanov bei einem Spiel von Roter Stern Belgrad im italienischen Sassuolo.

Foto: Imago

Am Donnerstag (19 Uhr/Live-Ticker) stehen sich beide Vereine in der Europa League erneut gegenüber. Die Kölner Polizei stuft die Begegnung als Hochrisikospiel ein. Sie setzt elf Hundertschaften, Hubschrauber und Wasserwerfer ein. Am Stadion herrscht ein Alkoholverbot. Anhänger ohne Ticket sollen schon früh vor dem Stadion abgefangen werden. "Ich sage ganz deutlich: Die Polizei Köln wird Auseinandersetzungen nicht hinnehmen", sagte Polizeipräsident Uwe Jacob.

"Ivan der Schreckliche" wurde immer wieder auffällig

Der Rädelsführer der gewaltbereiten Anhänger von "Crvena Zvezda", so der serbische Name von Roter Stern, ist Ivan Bogdanov. Der rechtsradikale Hooligan hält sich derzeit in Köln auf. Am Mittwochabend wurde "Ivan der Schreckliche" in Köln von der Polizei in Gewahrsam genommen, wie uns ein Sprecher bestätigte. Am Donnerstagvormittag wurden er und sieben weitere Männer, die mit ihm festgenommen worden waren, wieder auf freien Fuß gesetzt. "Wir haben eine sogenannte Gefährderansprache gehalten und den Männern unmissverständlich mitgeteilt, dass wir sie beobachten werden und beim kleinsten Anzeichen von Gewalt einschreiten", sagte der Polizeisprecher.

Bogdanov zettele in der Vergangenheit mehrere Krawalle an, sein Name ist in einschlägigen Kreisen bekannt. Sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag hat der Hooligan. 2010 wurde Bogdanov, der auf seiner Brust ein Handgranaten-Tattoo trägt, in Italien zu einer 38-monatigen Haftstrafe verurteilt, nachdem serbische Anhänger rund um das EM-Qualifikationsspiel zwischen Italien und Serbien in Genua randaliert und für einen Spielabbruch gesorgt hatten. "400 als Fußballfans verkleidete Kriminelle haben unsere Stadt verwüstet, jemand wird dafür zahlen müssen", sagt die damalige Genueser Bürgermeisterin Marta Vincenzi nach den Krawallen. Bogdanov war auch am Abbruch des EM-Quali-Spiels Serbiens gegen Albanien vier Jahre später maßgeblich beteiligt.

Polizei schaltet Bürgertelefon

Auch in Köln geht die Angst vor den Belgrader Hooligans um, und auch die Kölner Hooligan-Szene hat sich nach Erkenntnissen der Polizei mobilisiert. "Das Verhältnis beider Störergruppierungen zueinander wird übereinstimmend — von Belgrad und von uns — als feindschaftlich eingeschätzt", sagte Polizeidirektor Michael Temme. Auf der Zülpicher Straße trafen Anhänger beider Lager am Mittwochabend aufeinander - es blieb bei Provokationen.

Die Polizei hat für besorgte Bürger ein Telefon geschaltet. Nach Angaben eines Sprechers gingen schon am Morgen zahlreiche Anrufe besorgter Anwohner ein, die wissen wollten, wie sie sich am Nachmittag und am Abend verhalten sollen. Das Bürgertelefon ist unter der Nummer 0221 229-7777 von 8 bis 22 Uhr zu erreichen.

Nach Angaben der Polizei wollen Tausende Belgrader Fans am Donnerstag aus der Altstadt in Richtung Stadion ziehen. "Wir werden die Lage vor Ort ständig neu bewerten, es sind auch serbische Polizisten vor Ort, um unsere Kräfte zu unterstützen", sagte ein Sprecher. "Unsere Maßnahmen werden sich stark nach dem Verhalten der serbischen Fans richten."

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