Schwedischer Superstar mit großer Klappe Ibrahimovic: "Habe ganz Dänemark in Rente geschickt"

Düsseldorf · Zlatan Ibrahimovic war ganz in seinem Element. Der schwedische Superstar legte sich seinen Spruch dann auch genüsslich zurecht. Zunächst sprach der 34-Jährige lediglich davon, dass er nicht beschreiben könne, wie sich die gelungene EM-Qualifikation mit Schweden anfühle.

Zlatan Ibrahimovic: "Habe ganz Dänemark in Rente geschickt“
Foto: ap

EM 2016. In Frankreich. Also dort, wo der Stürmer seit 2012 spielt. Und dann hat er sein Heimatland auch noch mit insgesamt drei Treffern in den beiden Play-off-Spielen fast im Alleingang zur Endrunde geschossen. Und das gegen den Erzrivalen Dänemark. Wie gemalt für Zlatan Ibrahimovic.

Und für einen Exzentriker wie ihn zugleich aber auch eine Steilvorlage, erst recht nach den Provokationen im Vorfeld, dass man ihn in den Play-offs in Rente schicken würde. Eine EM ohne Ibrahimovic? In Ibrahimovics Welt undenkbar. Deshalb schoss er zurück, in jeglicher Hinsicht.

Nach seinem Doppelpack beim 2:2 im Rückspiel in Kopenhagen natürlich auch verbal. "Die Dänen wollten mich in Rente schicken. Jetzt habe ich ganz Dänemark in Rente geschickt", sagte er. "Wir hatten Dänemark, alles sprach gegen uns. Wir hatten gegen sie zuletzt nicht gewonnen, ich hatte nicht getroffen. Aber wir sind geduldig geblieben."

Ein typischer Ibrahimovic. Doch natürlich war das nicht nur ein Spruch. Kein Seitenhieb aus der Siegeslaune heraus. Denn für den 34-Jährigen dürfte das Turnier im kommenden Jahr tatsächlich der letzte große Auftritt mit der Nationalmannschaft auf der großen internationalen Bühne sein.

Das ließ er zumindest durchblicken. Selbstverständlich sprach "Ibrakadabra" in diesem Zusammenhang von nichts weniger als "Schicksal, dass ich die Chance bekomme, bei der EM abzutreten. Viele Leute beklagen sich, dass ich alt und schwach sei. Es sieht allerdings nicht so aus", sagte Ibrahimovic.

Aus jedem Wort, dass er sagte, springt einem die persönliche Genugtuung entgegen. Und das übergroße Selbstverständnis eines Superstars, dem trotz seines Könnens immer noch der ganz große Wurf fehlt, in der Nationalmannschaft ist dies freilich das Los seiner Staatsbürgerschaft. Schwedens Fußballer des Jahres wird er seit 2007 jährlich. Nationale Meisterschaften und Pokalsiege in den Niederlanden, Italien, Spanien und Frankreich hat er ebenfalls zuhauf gesammelt.

Zlatan Ibrahimovic führt Schweden zur EM
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Dänemark - Schweden

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Europas Fußballer oder Weltfußballer werden aber andere, der Gewinn der Champions League blieb ihm bislang ebenfalls verwehrt. Zwar hat Ibrahimovic unter anderem bei Inter und dem AC Mailand, Juventus Turin und dem FC Barcelona gespielt. Inter gewann jedoch die Champions League im Jahr eins nach Ibrahimovic, "Barca" ebenfalls. Mit seinem aktuellen Klub Paris St. Germain reichte es in den vergangenen Jahren trotz seiner Anwesenheit und den Scheich-Milliarden ebenfalls nicht zum Titelgewinn in der Königsklasse.

Ibrahimovic nimmt so etwas pragmatisch, wie man es von ihm gewohnt ist. Und garniert es — natürlich — mit einem Spruch. "Ich habe Schweden auf die Weltkarte gebracht und jetzt habe ich Frankreich auch auf die Weltkarte gebracht." Und klar: Ibrahimovic ist Paris, wie er gewohnt bescheiden erklärte: "Dass der Verein jetzt steht, wo er ist, verdankt er vor allem mir." Nicht mehr, vor allem aber nicht weniger.

Immer wieder schlüpft er in der Öffentlichkeit in die Rolle des "Bad Boy", des eigenwilligen, selbstverliebten Exzentrikers. Ein Schnösel, ein Rüpel, eine Diva, ein Großkotz. Allerdings ist er auch ein Superstar mit einem großen Herzen. 2014 bat ihn die schwedische Nationalmannschaft der geistig Behinderten um ein Trikot zur Finanzierung der WM in Brasilien. Und bekam von Ibrahimovic gleich die komplette Reise bezahlt. Auch das ist Ibrahimovic.

(are)
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