Die EM als Schaufenster Der Embolo-Transfer ist nur der Anfang

Paris · Der Neu-Schalker Breel Embolo war der erste große Transfer dieser EM, weitere werden folgen. Unzählige Spielerberater tummeln sich in den Stadien - und Scouts aus aller Welt suchen den nächsten Senkrechtstarter.

EM 2016: Breel Embolo nimmt Paul Pogba "Huckepack"
5 Bilder

Embolo nimmt Pogba "Huckepack"

5 Bilder
Foto: dpa, ss

Der erste Star ist aus dem Schaufenster verschwunden, der Zuschlag ging an Königsblau: Mit dem Transfer des Schweizer Toptalents Breel Embolo hat Schalke 04 das Millionenspiel bei dieser EM eröffnet - und ist einigen Branchenriesen zuvorgekommen. Der Transfermarkt läuft auch im Rahmen dieser EURO heiß. Während die Profis in Frankreichs Stadien um den Titel kämpfen, wird hinter den Kulissen über ihre Zukunft verhandelt.

So sei Embolo "bei vielen Topvereinen begehrt" gewesen, sagte Schalkes Sportvorstand Christian Heidel nach der Verkündung des Transfers. Manchester Uniteds neuer Teammanager José Mourinho soll spät mit einem besseren Angebot abgeblitzt sein, Schalke konnte für geschätzte 20 Millionen Euro Vollzug melden. Heidel war einfach schneller.

Gerade am Rande von Großereignissen ist das besonders wichtig, denn sie bieten fruchtbaren Boden für schnelle Verhandlungen. Unzählige Spielerberater tummeln sich auf den Tribünen von Lille bis Marseille. Wer etwas auf sich hält, darf ein solches Turnier nicht verpassen.

"Als Berater ist man da, weil man einfach weiß: Die anderen sind auch alle da. Es ist wie eine große Börse", sagt Gregor Reiter, Geschäftsführer der Deutschen Fußballspieler-Vermittler Vereinigung (DFVV), dem SID: "Ich habe ein Ereignis an einem Ort. Gerade internationale Transfers müssen ja sonst relativ aufwendig koordiniert werden, über Telefon und Internet, das ersetzt das persönliche Gespräch aber nicht."

Wohin geht Pogba?

In Frankreich bestehe nun die Möglichkeit zu täglichem, direktem Kontakt: "Da wird viel gesprochen, und unverbindliche Gespräche münden dann auch schnell mal in Transfers", sagt Reiter. Auch in den kommenden Wochen dürfte noch viel passieren. So wird Frankreichs Star Paul Pogba von Real Madrid und Manchester United umgarnt, Belgiens Riesentalent Romelu Lukaku weckt das Interesse des AC Mailand und vom FC Arsenal.

Auf diesem Topniveau geht es meist nur um schnelle und geschickte Verhandlungen, denn die Stars der Branche sind den Klubs ohnehin bestens bekannt. Doch bei jedem großen Turnier, sagt Reiter, "kann natürlich auch der ein oder andere Stern aufgehen, den man so vorher nicht auf der Liste hatte." Für diesen Fall haben alle größeren Vereine ihre Scouts nach Frankreich geschickt. Gesucht wird der nächste Senkrechtstarter.

Wenn Spieler kleinerer Fußballnationen dann "deutlich über ihren Verhältnissen spielen", so Reiter, "dann sagt der ein oder andere Verein: Wir gehen das Risiko ein, wir holen den." Eine Garantie für ähnliche Leistungen im Ligabetrieb gebe es dabei nicht, denn oft wachsen die "Kleinen" bei großen Turnieren über sich hinaus. Dennoch dürften in den vergangenen Tagen wohl einige isländische, ungarische und irische Namen in den Notizblöcken der Scouts dick unterstrichen worden sein.

(areh/sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort