EM-Kolumne Das Teilnehmerfeld ist aufgebläht

Bei der EM machen zu viele Nationen mit. Das wird die Qualität der Spiele nicht steigern. Gastgeber Frankreich hat man den Druck beim ersten Auftritt extrem angemerkt. Das wird sich legen.

EM 2016: Dimitri Payet weint bei Auswechslung
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Frankreichs Held Payet weint bei Auswechslung

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Foto: dpa, sam

Es gab da diese Szene im Eröffnungsspiel zwischen Frankreich und Rumänien am vergangenen Freitag. Nach seiner Auswechslung fing der Siegtorschütze Dimitri Payet hemmungslos an zu weinen. Eine solche Szene sieht man nicht so häufig auf der internationalen Bühne. Es verdeutlicht allerdings mehr als deutlich, unter welch gigantischem Druck die Akteure stehen. Besonders die Franzosen als Gastgeber müssen sich erst einmal in der Situation zurechtfinden. Es schwingen da so viele Dinge mit. Dem Land ist in den vergangenen Monaten zu viel Schreckliches widerfahren. Die Fußballer wollen nun natürlich alles dafür tun, damit ihre Landsleute Grund zum Jubeln haben.

Für mich war es keine große Überraschung, dass es beim ersten Auftritt der Equipe Tricolore noch gewaltig holperte. Das wird sich aber bestimmt ganz schnell einspielen, denn Didier Deschamps hat einen fantastischen Kader zur Verfügung. Wie weit er damit im Turnier kommt, kann man jetzt noch überhaupt nicht abschätzen. Er hat aber schon ein paar deutliche Signale ausgesendet. Nicht nur mit seiner Nicht-Nominierung von Karim Benzema, sondern auch mit der Auswechslung der beiden Stars im Team, Paul Pogba und Antoine Griezmann, hat er deutlich gemacht, dass ihm sein System wichtiger ist als die Befindlichkeiten einzelner Spieler. Das birgt durchaus Gefahren, denn genau auf diese Führungsspieler kommt es oft in den entscheidenden Momenten an.

Ich persönlich bin froh, wenn die Vorrunde vorbei ist. Das Turnier beginnt für mich erst richtig im Achtelfinale. Durch die Aufstockung des Teilnehmerfelds von 16 auf 24 Mannschaften ist in der Gruppenphase alles aufgebläht. Es mag sein, dass es in den ersten beiden Partien vielleicht zu Überraschungen kommt. Die großen Nationen werden sich aber größtenteils durchsetzen, wenn es darauf ankommt. Weniger wäre eindeutig mehr gewesen.

Inka Grings (37), in Düsseldorf geboren, lief 96 Mal für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft auf und wurde Europameisterin 2005 und 2009.

(RP)
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