Polizei setzt Tränengas ein Englische Fans provozieren Ausschreitungen in Lille

Lille · Die nordfranzösische EM-Stadt Lille ist in diesen Tagen Wohnort Tausender Fans aus England, Wales, Russland und der Slowakei. Die Angst vor Fan-Ausschreitungen ist groß und begründet. Die Polizei muss Tränengas und Schlagstöcke gegen englische Fans einsetzen.

EM 2016: Englische Fans randalieren in Lille
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Englische Fans randalieren in Lille

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Foto: ap, LR

Tränengas-Wolken wabern durch die Gassen im Bahnhofsviertel von Lille. Die Polizei geht mit Pfefferspray und Schlagstöcken gegen rund 200 randalierende englische Fans vor, in der Innenstadt spielen sich Jagdszenen ab. Wieder einmal erfüllt sich die Hoffnung auf ein friedliches Fußball-Fest nicht. Doch anders als wenige Tage zuvor in Marseille kommt es am Mittwoch nicht zu anhaltenden Gewaltexzessen, die Lage beruhigt sich wieder.

Rund um das Risikospiel zwischen Russland und der Slowakei sind 16 Personen in Lille festgenommen worden. Vier von ihnen blieben auch in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in Polizeigewahrsam: eine Russin und ein Ukrainer wegen unerlaubten Waffenbesitzes, zwei weitere Russen wegen Gewalttätigkeiten. Nach Behördenangaben soll das Quartett ausgewiesen werden.

Die Fans der Three Lions sind vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Wales am Donnerstag im nur 40 Kilometer entfernten Lens nach Lille gekommen. Russische und englische Fans hatten sich am vergangenen Samstag in Marseille gewalttätige Auseinandersetzungen geliefert, bei denen mehrere Personen verletzt wurden. Wegen der Krawalle im Stadion hatte die Uefa den russischen Verband mit einem EM-Ausschluss auf Bewährung bestraft. Nun grölen die Engländer Schmähgesänge gegen die Russen, es fliegen Flaschen und Bierbecher.

Die Sorge vor gewaltbereiten Fans und Ausschreitungen war nach den Ausschreitungen am vergangenen Samstag groß. Entsprechend angespannt ist die Stimmung bei den französischen Sicherheitskräften. Kein Wunder, beherbergt Lille doch Tausende Fans. Weil Lens deutlich kleiner als Lille ist und es dort nur wenig Hotelbetten gibt, sind Anhänger von mindestens vier Nationalmannschaften zur gleichen Zeit im gleichen Ort.

Frankreich kann und will sich die Bilder der brutalen Kämpfe wie am vergangenen Samstag nicht mehr leisten. Etwa 150 russische Hooligans hatten in Marseille Krawalle mit mehreren Verletzten angezettelt. Vor dem Spiel Deutschland gegen die Ukraine am Sonntag hatten in Lille etwa 50 deutsche Hooligans randaliert.

Obwohl Russland auf Bewährung spielt, schließt Sportminister Witali Mutko neue Randale nicht aus. "Unsere Fans werden ständig provoziert", sagte er der Agentur Tass. Zum Slowakei-Spiel, das mit einer 1:2-Niederlage endet, seien etwa 12.000 Russen nach Lille gekommen. Er könne nicht mit Sicherheit sagen, dass sich Ausschreitungen russischer Fans nicht wiederholen werden.

Oft würden sie aber zu Unrecht bezichtigt. Außenminister Sergej Lawrow kritisierte die Festnahme Dutzender Russen in Frankreich. Zugleich rügte er das Verhalten russischer Fans. "Es ist inakzeptabel, wie sich einige unserer Bürger benommen haben, die mit Feuerwerkskörpern (ins Stadion) gekommen sind." Auch in der Partie gegen die Slowaken brennen im russischen Fanblock Bengalos.

"Wir sind hier, weil wir Fußball sehen wollen und keine Kämpfe", sagt der Russe Bilial Kotkin vor dem Anpfiff. Angst vor Hooligans habe er nicht. "Wir sind Russen", sagt er lachend und schaut zu seinen Freunden. "Wenn wir kämpfen müssen, können wir das." Ein anderer Russe mit kurzer Jeanshose und schwarzem Kapuzenpulli konkretisiert: Russen kämpfen nur gegen Ukrainer, Polen und Engländer.

(seeg/dpa/sid)
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