"Keine Familienveranstaltung" Uefa will keine spielenden Kinder auf dem Platz

Kinder sind bei den letzten Spielen der Europameisterschaft nicht mehr auf dem Spielfeld erwünscht – das entschied die Uefa. Dabei sorgten die Kleinen zuletzt für Entzücken.

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Bale feiert Viertelfinal-Einzug mit Tochter Alba

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Kinder sind bei den letzten Spielen der Europameisterschaft nicht mehr auf dem Spielfeld erwünscht — das entschied die Uefa. Dabei sorgten die Kleinen zuletzt für Entzücken.

Die kleine Alba Violet dampfte minutenlang über den Rasen, sie jagte quiekend dem Ball hinterher, der halb so hoch ist wie sie selbst. Die walisischen Fans lachten und jubelten der dreijährigen Tochter ihres Superstars Gareth Bale im Pariser Prinzenpark zu.

Es waren emotionale, tolle Bilder, sie vermittelten Spaß, Lockerheit, Unschuld. Und genau diese Bilder will die Europäische Fußball-Union (Uefa) bei ihrem bis ins kleinste Detail durchgeplanten Hochglanzprodukt EM nicht mehr sehen - aus Sicherheitsgründen.

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"Es ist immer süß, wenn die Kinder auf dem Platz spielen. Das sind schöne Bilder", sagte Uefa-Turnierdirektor Martin Kallen am Dienstag. "Aber es ist eine Europameisterschaft und zumindest auf dem Rasen keine Familienveranstaltung!" Viele Zuhörer fragten sich: Hallo? Wie bitte?

Oliver Bierhoff gehört nicht zu den Menschen, die sich das fragen. Der Teammanager der deutschen Weltmeister wurde während der Pressekonferenz in Evian am Dienstag auf das Kinderverbot angesprochen - er stimmte dem Verband zu. "Ich kann diese Entscheidung nachvollziehen. Der Kreis der Feiernden auf dem Platz wird einfach immer größer", sagte Bierhoff, der selbst eine erwachsene Tochter hat.

Das Herumtollen der Kleinen sei "eine Entwicklung der Zeit". Es gehe ja auch im normalen Berufsleben so, dass mal ein Kind mitkomme, sagte Bierhoff. "Mir persönlich ist es aber auch ein bisschen zu viel. Ich finde den Gedanken nicht verkehrt, wenn man als Mannschaft gespielt hat, auch als Mannschaft auf dem Platz zu bleiben."

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Die Waliser denken jedenfalls nicht im Traum daran, auf die Party mit ihren Kindern zu verzichten. "Die Uefa missbilligt das leider", sagte FA-Präsident David Griffiths: "Aber unsere Mannschaft ist nun mal eine große Familie."

Für Gareth Bale waren die unbeschwerten Minuten nach dem EM-Achtelfinale gegen Nordirland wertvoller als seine Tore. "Das war sehr emotional, eine wunderbare Erfahrung, die ich niemals vergessen werde", sagte er später. Immer wieder hatten er und seine Kollegen Alba und die anderen Kids eingefangen, immer wieder büxten sie feixend aus. Am Elfmeterpunkt zeigten sie ihren stolzen Vätern sogar, wie das mit dem Toreschießen richtig geht.

Auch nach dem Viertelfinal-Sieg gegen Belgien spielten mehrere Kinder auf dem Platz. Der walisische Verband bekam daraufhin eine Art Ermahnung von der Uefa.

Der Verband sieht ein Sicherheitsrisiko. Er sei "nicht zu einhundert Prozent dagegen, aber es sollte eine klare Anweisung geben", sagte Turnierdirektor Kallen. "Wir sind vorsichtig, wir müssen die Sicherheit garantieren. Nur Personen mit Akkreditierung sollten auf den Platz dürfen." Also: Kinder verboten! Griffiths zog einen Vergleich zu Flitzern: Es sei für den Verband bedauerlicherweise "ein Vordringen auf den Platz", sagte der walisische FA-Boss.

Sollten die Waliser auch Portugal bezwingen, werden sich die Kinder jedenfalls kaum aufhalten lassen, wenn sie ihre Papas in die Arme schließen wollen. Vielleicht kommt dann ein Uefa-Steward und trägt die Kleinen vom Platz.

(sid)
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