EM 2016 Gigantische TV-Quote, schlecht besuchtes Public Viewing

Berlin · Die Fanpartys unter freiem Himmel haben zum Auftakt der Fußball-EM unter dem miesen Wetter gelitten. Freuen konnte sich darüber das Fernsehen.

Tausende Fans fiebern auf den Fanmeilen mit dem DFB-Team
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Tausende Fans fiebern auf den Fanmeilen mit dem DFB-Team

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Foto: dpa, brx pil

Dauerregen, später Anstoß, latente Angst vor Anschlägen: Es gab mehrere Gründe, warum etliche Public-Viewing-Veranstaltungen in Deutschland zum Turnier-Auftakt noch nicht richtig in Schwung kamen. Des einen Leid, des anderen Freud': Die ARD bekam für die Übertragung des 2:0 (1:0) des DFB-Teams gegen die Ukraine eine fabelhafte TV-Quote. 26,57 Millionen Zuschauer sahen den Sieg des Weltmeisters. Das waren mehr als je zuvor bei einem deutschen EM-Start.

"Es ist schade, dass alle Fanpartys unter dem schlechten Wetter gelitten haben", sagte Dennis Kessmeyer, Veranstalter des Events in der Düsseldorfer Altstadt. 1000 Fans wollten den deutschen Sieg auf dem Marktplatz miterleben, 4000 hätten Platz gefunden. Beim zweiten Gruppenspiel gegen Polen am Donnerstag (21 Uhr/Live-Ticker) soll es besser werden. "Die Partie hat mehr Brisanz, und vielleicht ist auch das Wetter besser", sagt Kessmeyer.

Auf dem Dortmunder Friedensplatz blieb ebenfalls der große Andrang aus. Dort, wo sonst mehr als 10.000 Fans die BVB-Erfolge bejubeln, verfolgten gerade mal 1500 Anhänger die Partie. Der Leipziger Wilhelm-Leuschner-Platz zog auch kaum Besucher an.

Das Zenrum der Feierlichkeiten war wieder die Straße des 17. Juni in Berlin. "Zehntausende Fußballfans" feierten dem Veranstalter zufolge vor dem Brandenburger Tor. Die Besucherzahl früherer Großveranstaltungen wurde aber nicht erreicht. Mit Masken, Fahnen und Papierketten in schwarz-rot-gold sorgten die meist jugendlichen Anhänger für gute Stimmung. Die verschärften Kontrollmaßnahmen an den Eingängen wegen der besonderen Gefahrenlage ließ das Party-Volk geduldig über sich ergehen.

Berlin erlebte aber auch einen Tiefpunkt: Eine Gruppe Rechtsradikaler hatte sich auf der Fanmeile unter das Volk gemischt. Wie die Polizei bestätigte, soll eine Person den Hitlergruß gezeigt haben. "Wir haben das Foto vorliegen und ermitteln jetzt. Womöglich werden wir Anzeige erstatten", sagte ein Polizeisprecher.

Auf Berlins Prachtmeile Kurfürstendamm wurden im Anschluss viele Autos von Fußballfans ausgemacht, von einem Korso wollte die Polizei aber nicht sprechen. Weitgehend friedlich verlief auch das Public Viewing der türkischen Fans am Nachmittag bei der 0:1-Niederlage gegen Kroatien. Viele Anhänger hatten sich in rote Fahnen eingerollt oder besetzten in roten Trikots die Cafés und Kneipen der Stadt.

In Frankfurt am Main feierten rund 10.000 Zuschauer in der WM-Arena. Die Stimmung war sehr gut, besonders Keeper Manuel Neuer wurde mit Sprechchören gefeiert. Ex-Eintracht-Frankfurt-Coach Dragoslav Stepanovic warnte: "Wir hatten Glück. Das muss noch viel besser werden."

Das Hamburger Heiligengeistfeld erlebte einen guten Start. 15.000 Zuschauer trotzten dem kalten Wetter und feierten das deutsche Team vor der Riesenleinwand. Als der in der 89. Minute eingewechselte Bastian Schweinsteiger den Sieg mit seinem Tor besiegelte, machte ein Gast seiner Freundin spontan einen Heiratsantrag. In München sorgten nur rund 1800 Fans im Olympiapark für einen eher ernüchternden Abend.

(jado/sid)
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