EM 2016 Auch Hooligans aus NRW in Frankreich unterwegs

Düsseldorf · Zu den düsteren Erinnerungen an die Fußball-Europameisterschaft werden die zum Teil brutalen Ausschreitungen vor allem russischer Fans gehören. Die deutsche Hooligan-Szene hält sich nach einem aktuellen Bericht des NRW-Innenministeriums zurück.

EM 2016: Hooligans liefern sich Straßenschlacht in Marseille
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Hooligans liefern sich Straßenschlacht

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Foto: ap, TH

So kam es bislang nur im Vorfeld des Spiels gegen die Ukraine am 12. Juni in Lille "zu Auseinandersetzungen unter Beteiligung deutscher Störer mit mutmaßlich strafrechtlicher Relevanz", sagt NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) in seinem Bericht. Gegen 17.30 Uhr griffen die deutschen "Fans" eine zahlenmäßig unterlegene Gruppe ukrainischer Fans an. "Ein Teil der Angreifer soll mit Gesichtsmasken vermummt und mit Kapuzenjacken bekleidet gewesen sein", zitiert Jäger die französische Polizei, die nach 15 Minuten einschritt und die Lage beruhigen konnte. Das Bundeskriminalamt ermittelt.

Dem vergleichsweise harmlosen Vorfall steht allerdings eine intensive Vorbeugung der deutschen Polizei gegenüber. So wurden 349 in NRW wohnende "Fans" schon vor der EM gezielt von der Polizei ermahnt. Bei acht davon wurde per Vermerk im Personalausweis die Ausreise zur EM nach Frankreich untersagt. Die Behörden hätten diese Maßnahme gerne noch öfter angewendet, sahen sich dazu aber rechtlich nicht in der Lage: "Hintergrund der geringen Zahl von pass-/personalausweisbeschränkenden Maßnahmen und der bisher nicht erfolgten Verfügung von Meldeauflagen sind insbesondere die hohen rechtlichen Anforderungen an die Prognosesicherheit der Ausreise zum Turnier wie auch der Begehung von Straftaten durch die jeweilige Person", so Jäger. Heißt im Umkehrschluss: Bei den acht "Fans", die an der Ausreise zur EM gehindert wurden, müssen die Behörden sich schon sehr sicher gewesen sein.

Auch systematische Anreisekontrollen hat die NRW-Polizei durchgeführt. So zur Begegnung Deutschland-Ukraine je einen Bus in Aachen und Köln, "in dem sich nach Erkenntnissen der Behörden zumindest teilweise auch Störerpotenzial befinden sollte", berichtet Jäger. Unter den rund 120 Überprüften waren 21, die bereits als "Gewalttäter Sport" in den polizeilichen Büchern geführt werden. In Frankreich selbst ist die NRW-Polizei mit einem knappen Dutzend Beamten vertreten, die überwiegend beratende Funktion haben.

Der Sicherheitsexperte der FDP im Landtag, Marc Lürbke, sagte: "Die gute Arbeit unserer szenekundigen Beamten muss weiter gestärkt werden, damit der Fußball unbeirrbaren Gewalttätern keine Bühne bietet."

(tor)
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