EM-Berichterstattung ARD und ZDF rechtfertigen Flüge im Charter-Jet

Düsseldorf · Die öffentlich-rechtlichen Sender weisen Kritik an vermeintlicher Gebührenverschwendung zurück. WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn rechtfertigt auf Nachfrage unserer Redaktion die Flugzeug-Lösung.

 Landendes Flugzeug (Symbolbild): Mitarbeiter von ARD und ZDF reisen bei der EM per Privatjet

Landendes Flugzeug (Symbolbild): Mitarbeiter von ARD und ZDF reisen bei der EM per Privatjet

Foto: AP, AP

Mit dem eigens angemieteten Jet vom DFB-Trainingslager in Evian zu den jeweiligen Spielorten der deutschen Elf reisen? Diesen Luxus genießen bei der Europameisterschaft in Frankreich nicht nur die Auswahlspieler von Joachim Löw, sondern auch die Berichterstatter von ARD und ZDF. Nachdem die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" zuerst darüber berichtet hatte, dass die beiden öffentlich-rechtlichen Sender für ihre Mitarbeiter eigene Flieger chartern, wurde Kritik an den anscheinend unverhältnismäßig hohen Ausgaben für diese Reisen laut.

WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn rechtfertigt auf Nachfrage unserer Redaktion die Flugzeug-Lösung. "Das Reisen mit einer Chartermaschine haben unsere Fachleute als die mit Abstand wirtschaftlichste herausgearbeitet", sagt er. Der WDR ist der für die technische Koordination zuständige Sender.

"Dass Mitarbeiter von ARD und ZDF auch per Flugzeug zu Partien reisen, ist nicht neu. Schon bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine sind Berichterstatter etwa nach Charkiw oder Lemberg mit dem Flieger und zurück nach Warschau gereist. Auch damals war diese Lösung am wirtschaftlichsten", sagt der Fernsehdirektor.

Auf die Frage, ob es denn so viele Berichterstatter bei den DFB-Spielen sein müssten, antwortet Schönenborn: "Bei den Live-Übertragungen der Deutschlandspiele schauen bis zu 27 Millionen Menschen zu. Da müssen wir in Programmqualität investieren." Beim Spiel gegen Nordirland waren es 31 Reporter, Kameramänner und sonstige Mitarbeiter von ARD und ZDF, die in einem Flugzeug von Évian nach Paris und am selben Abend wieder zurück zum Trainingslager geflogen sind. Kosten: 28.000 Euro für Hin- und Rückflug.

Das rechne sich im Endeffekt, sagen die Sender. Denn durch die Lösung mit dem Flugzeug würden zum einen Übernachtungskosten für Mitarbeiter in Paris in Höhe von rund 14.000 Euro gespart. Zudem seien alternative Reisemöglichkeiten wie etwa mit dem Zug oder Bus geprüft, aber als unzweckmäßig eingestuft worden. Linienflüge zum nahegelegenen Flughafen in Genf seien ebenso nicht in Frage gekommen, da dort ein Nachtflugverbot herrsche. "Es ist vollkommen normal, dass die Menschen wissen wollen, wie wir als Unternehmen wirtschaften", sagt Schönenborn. "Es gibt nur wenige Unternehmen, die so stark kontrolliert werden wie wir als öffentlich-rechtlicher Rundfunk."

Insgesamt sind bei der EM in Frankreich 500 Mitarbeiter von ARD und ZDF im Einsatz. Was die ARD angeht, sind damit sogar weniger Mitarbeiter in Frankreich unterwegs als vor vier Jahren bei der EM in Polen und der Ukraine. Für die Übertragungsrechte an allen EM-Spielen zahlten ARD und ZDF 160 Millionen Euro.

(sb)
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