"Schumacher-Opfer" von 1982 Battiston: "Die Deutschen haben ihre Wirbelsäule verloren"

Paris · Der ehemalige französische Nationalspieler Patrick Battiston sieht vor dem EM-Halbfinale zwischen Gastgeber Frankreich und Weltmeister Deutschland beide Teams auf Augenhöhe, auch wenn die DFB-Elf einige Ausfälle verkraften muss.

Patrick Battiston stellt die Franzosen vor
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Foto: afp, lab/dlb/BF

Für Battiston ist die hässliche Aktion des deutschen Ex-Nationaltorhüters Toni Schumacher im WM-Halbfinale 1982 in Sevilla nicht mehr von entscheidender Bedeutung. "Seit dem 13. November ist das doch alles Käse von gestern", sagte der 59-Jährige dem Sport-Informations-Dienst (SID) und erinnerte an die Anschläge im vergangenen Herbst in Paris und St. Denis während des Länderspiels Deutschland-Frankreich im Stade de France. Damals waren 130 Personen getötet worden.

Schumacher war Battiston nach einer knappen Stunde Spielzeit in Sevilla 1982 beim Herauslaufen mit der Hüfte gegen den Kopf gesprungen. Der Franzose erlitt einen angebrochenen Halswirbel, eine Gehirnerschütterung und verlor zwei Zähne. "Wenn es nur das ist, zahle ich ihm die Jacketkronen", hatte Schumacher hinterher gesagt. Auf die Frage, wann er Schumacher das letzte Mal begegnet sei, meinte der Lothringer Battiston im SID-Gespräch auf Deutsch: "Das habe ich vergessen!"

Vor dem EM-Halbfinale am Donnerstag in Marseille (21 Uhr/Live-Ticker) sieht Battiston die Weltmeister-Elf durch die Ausfälle von Mario Gomez (Muskelfaserriss) und Mats Hummels (Gelbsperre) stark gehandicapt: "Die Deutschen haben ihre Wirbelsäule verloren. Aber es gibt viele Nationalmannschaften, die deutsche Ersatzspieler gerne in ihrer Stammelf hätten."

Über die Equipe tricolore sagte er: "Frankreich hat in den Gruppenspielen bewiesen, die physische Kraft zu haben, bis zum Ende auf den Erfolg drängen zu können. Deutschland ist stotternd in den Wettbewerb gestartet, aber das kennen wir ja. Wir müssen physisch mit den Deutschen mithalten. Ich denke, taktisch und technisch haben wir das gleiche Niveau."

Natürlich hoffe er, "dass Frankreich gewinnt, aber dass Deutschland auch einen Rückstand aufholen kann, das haben wir alle erlebt (Frankreich führte im WM-Halbfinale in Sevilla 3:1). Ich hoffe, dass es ein schönes, spannendes, faires Spiel wird."

(sid)
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