Achtelfinal-Gegner Slowakei Skrtel: "Wenn ich treten muss, dann mache ich das"

Vichy · Beinhart und sehr erfahren - Martin Skrtel ist bei den Slowaken der unumstrittene Abwehrchef. Sein Motto: Auf dem Platz gibt es keine Freunde.

Martin Skrtel: "Wenn ich treten muss, dann mache ich das"
Foto: dpa, gh

Der markante Schädel ist beinahe kahlrasiert, der Blick ernst, die Arme sind bis zum Handgelenk tätowiert. Auf den ersten Blick könnte Martin Skrtel problemlos als grimmiger Türsteher durchgehen - zumal sich seine harte Gangart europaweit herumgesprochen hat. "Auf dem Platz gibt es keine Freunde", sagt der 31-Jährige, "wenn ich treten muss, dann mache ich das."

Überharte Aktionen

Bei der Fußball-EM in Frankreich hat der Kapitän der slowakischen Nationalmannschaft auch schon wieder ordentlich hingelangt. Im Debütanten-Duell mit Wales beispielsweise rammte Skrtel seinem Gegenspieler Jonathan Williams den Ellbogen wuchtig gegen den Kiefer, es folgte eine eingesprungene Grätsche gegen Starspieler Gareth Bale - beidbeinig, versteht sich. "Ich muss einfach das beste für meine Mannschaft tun", so rechtfertigt Skrtel seine teilweise überharten Aktionen.

Dass er neben dem Platz aber auch anders kann, hin und wieder sogar lacht, zeigte er vor dem Achtelfinale gegen Deutschland am Sonntag (18.00 Uhr/Live-Ticker) in Lille. "Ich bin technisch sehr versiert", sagte er mit einem Augenzwinkern über seine Stärken, "zudem offensivstark und extrem torgefährlich."

Die Stimmung war gelöst im Lager der Slowaken in Vichy. Furcht vor Mario Gomez und Konsorten? Angst vor dem Weltmeister? "Wir haben sie in der Vorbereitung schon mal geschlagen", sagt Skrtel: "Das war wichtig für den Kopf." Und dennoch: Für eine weitere Überraschung muss die Defensive, muss vor allem Skrtel konzentriert wie nie zu Werke gehen.

Klopp setzt nicht auf Skrtel

Gelingt ihm das, könnte er die große Achtelfinal-Bühne gegen den Weltmeister nutzen, um bei europäischen Top-Adressen Begehrlichkeiten zu wecken. Er werde erst nach dem Turnierende über seine Zukunft sprechen, sagte Skrtel kürzlich, das Ende seiner Zeit beim FC Liverpool scheint nach acht Jahren allerdings besiegelt - weil Teammanager Jürgen Klopp nicht (mehr) auf ihn setzt. "Klopp hätte mit ihm reden müssen. Es ist unfair, Martin wegen einer schwachen Leistung auf die Tribüne zu setzen", schimpfte der slowakische Trainer Jan Kozak.

Skrtels Berater Mithat Halis betonte jedenfalls, dass mindestens drei Vereine seinen Spieler ganz oben auf der Einkaufsliste hätten. "Fenerbahce hat schon seit Jahren Interesse, zudem gibt es ein Angebot aus China", sagte Halis. Und: "Auch der VfL Wolfsburg will ihn." Der Wahrheitsgehalt dieser Aussagen ist nicht in Gänze zu prüfen, Fakt aber ist: Skrtel will spielen. Zu kostbar ist ihm die Karriere als Fußball-Profi.

"Ich war selbst noch sehr jung, als mein Vater seine Laufbahn beenden musste", sagte Skrtel, der in Kindesjahren - typisch slowakisch eben - auch dem Puck nachjagte und eine Eishockey-Karriere hätte einschlagen können. "Durch die Erfahrungen meines Vaters habe ich gelernt, meine eigene Karriere mehr zu schätzen."

Eine Sache, die der beinharte Innenverteidiger jedoch mehr schätzt als alles andere, ist die Zeit mit seiner Familie. Seit 2012 ist er verheiratet mit Barbora Lovasova, die in einer Umfrage zu den attraktivsten Spielerfrauen der englischen Premier League gewählt wurde.

Am 16. Juni feierte das Paar, das den gemeinsamen Sohn Matteo hat, seinen Jahrestag. "Happy anniversary", schrieb Skrtel dazu bei Instagram unter ein gemeinsames Bild. Auf diesem lacht er, wirkt fröhlich und nett - ganz anders eben, als man auf den ersten Blick denken könnte.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort