Vom Stammspieler zum Reservisten Gomez-Aus könnte Götzes letzte Chance sein

Evian · Mario Götze schien raus aus der Mannschaft, nach der Verletzung von Mario Gomez wird er vielleicht wieder gebraucht.

Mario Götze – Schwabe, Borusse, Weltmeister
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Das ist Mario Götze

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Foto: afp, desk

Mario Götze hatte seinen weißen Kopfhörer nur halb auf, seine Kulturtasche trug er lässig unter dem Arm. Er grüßte freundlich. Doch Fragen? Die hatte an den WM-Helden nach einem denkwürdigen Viertelfinal-Abend in Bordeaux niemand.

Das könnte sich durch die Verletzung von Mario Gomez bald wieder ändern. Doch nicht einmal das ist sicher. So weit ist es gekommen. Denn Bundestrainer Joachim Löw reagierte am Montag ausweichend auf die Frage, wer den verletzten Mittelstürmer im Halbfinale gegen Frankreich am Donnerstag (21.00/Live-Ticker) ersetzen könnte.

Option eins: Götze. Option zwei: der vielseitige und normalerweise rechts eingesetzte Thomas Müller. "Oder", sagte Löw, "vielleicht spielen wir ja auch mit zwei Stürmern."

Zwischen den Zeilen ließ sich jedoch eine eindeutige Tendenz für Müller erkennen. Der Unterschied sei, "dass Mario nicht die Wege macht" wie Müller, erklärte der Bundestrainer: "Er ist anspielbar in den Zwischenräumen, wogegen Müller der Spieler ist, der in die Tiefe geht."

Und genau das will Löw bei der EM sehen. Deshalb dürfte Löw nun Müller in die Spitze beordern, der normalerweise etwas zielstrebiger ist, auch wenn er bei der EURO noch nicht traf.

Und Mario Götze? "Natürlich träume ich davon, auch in Paris das Finaltor zu schießen", hatte er kurz vor der EM gesagt. Beim WM-Triumph vor zwei Jahren war ihm das im Endspiel gegen Argentinien gelungen. Damals war Götze der Held, er wurde praktisch unsterblich. Bei der EM war für ihn zuletzt aber längst wieder grauer Alltag angesagt.

Spötter sagen, Götze habe endlich seinen Platz aus dem Verein erobert: Allerdings meinen sie damit die Bank, auf der der 24-Jährige bei Bayern München im Endspurt der vergangenen Saison nach überstandener Verletzung meistens sitzen musste.

Bei der EM machte er die ersten beiden Spiele als "falsche Neun". Dann kam Gomez als "richtige Neun" - und überzeugte. Götze rutschte auf die linke Seite. Wurde im nächsten Spiel durch Julian Draxler übersetzt - und auch der überzeugte.

So schien sich Götze trotz ständigen Lobs von Löw auch bei der EM aus dem Team gespielt zu haben. Das Gomez-Aus bedeutet für ihn nun zumindest eine vage Hoffnung.

Dass in einem Turnier für einen die Stunde schlagen kann, der längst außen vor schien, weiß ja niemand so gut wie Götze. "Mal ist man der Hund, mal ist man der Baum", sagte er auch deshalb kürzlich.

Bei der WM stand Mario Götze in den ersten beiden Spielen in der Startelf. Er verlor seinen Platz, wurde bis zum Finale dreimal eingewechselt und einmal gar nicht gebraucht. Er wurde dann doch noch zum Helden. Und alle hatten viele Fragen.

(sid)
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