Verletzungspech EM-Aus für Gomez — Sorgen um Khedira und Schweinsteiger

Schock nach dem historischen Sieg: Für Mario Gomez ist die EM vorzeitig zu Ende, Bastian Schweinsteiger ist wieder angeschlagen, Sami Khedira droht ebenfalls auszufallen, Mats Hummels ist gesperrt – die deutsche Nationalmannschaft hat ihren ersten Turniersieg gegen Italien sehr teuer erkauft. Für das Halbfinale am kommenden Donnerstag in Marseille muss Bundestrainer Joachim Löw seine Mannschaft voraussichtlich in allen Mannschaftsteilen umbauen.

EM 2016: Sami Khedira muss nach 15 Minuten verletzt runter
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Khedira muss nach 15 Minuten verletzt runter

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Foto: dpa, pgr

Schock nach dem historischen Sieg: Für Mario Gomez ist die EM vorzeitig zu Ende, Bastian Schweinsteiger ist wieder angeschlagen, Sami Khedira droht ebenfalls auszufallen, Mats Hummels ist gesperrt — die deutsche Nationalmannschaft hat ihren ersten Turniersieg gegen Italien sehr teuer erkauft. Für das Halbfinale am kommenden Donnerstag in Marseille muss Bundestrainer Joachim Löw seine Mannschaft voraussichtlich in allen Mannschaftsteilen umbauen.

"Es ist sehr bitter, wenn in der entscheidenden Phase des Turniers wichtige Spieler ausfallen. Besonders für Mario tut es mir leid. Er hat bei der EM starke Leistungen gezeigt und der Mannschaft nicht nur mit seinen Toren sehr geholfen", sagte Löw am Sonntagnachmittag. Gomez, Khedira und Schweinsteiger hatten sich zuvor im Krankenhaus in Annecy etwa 85 Kilometer westlich vom deutschen EM-Quartier am Genfer See Computertomographien unterzogen - mit ernüchternden Ergebnissen.

"Für uns heißt das, dass wir die neue Situation annehmen und Lösungen finden müssen. Und das werden wir", versicherte Löw kämpferisch. Zugleich betonte der Bundestrainer: "Die Qualität des Kaders ist hoch, ich habe volles Vertrauen in alle Spieler - wir werden am Donnerstag bereit sein und freuen uns auf das Halbfinale in Marseille." Für Khedira, der gegen Italien in der 15. Minute ausgewechselt werden musste, sowie Schweinsteiger, der dafür aufs Feld kam, besteht ein wenig Hoffnung.

Die Untersuchungen bei Gomez ergaben einen Muskelfaserriss am rechten Oberschenkel. Der bislang so starke Angreifer hatte die Verletzung bei einem spektakulären Hackentrick erlitten (68.), mit dem er beinahe das 2:0 erzielt hätte. "Ein weiterer Einsatz im Rahmen der EM kommt damit nicht mehr infrage", teilte der DFB am Sonntagnachmittag mit. Gomez meldete sich am frühen Sonntagabend mit einem aufmunternden Tweet zu Wort: "St. Denis, just one more step - jetzt erst recht!"

"Derzeit offen" ist laut DFB, ob Khedira und Schweinsteiger im Halbfinale am Donnerstag oder in einem möglichen Finale am Sonntag in St. Denis einsatzbereit wären. Khedira erlitt eine Adduktorenverletzung im Bereich des linken Oberschenkels. Schweinsteiger bekam einen Schlag auf die Innenseite des rechten Knies, bei ihm wurde eine Außenbandzerrung diagnostiziert. Bei beiden sei der Heilungsverlauf "nicht exakt zu definieren, die Situation muss von Tag zu Tag neu bewertet werden", teilte der DFB mit, und er versicherte: "Die medizinische Abteilung wird gemeinsam mit den Spielern unter Hochdruck an der Genesung arbeiten."

Sicher fehlen wird Mats Hummels. Der Verteidiger ist im Halbfinale gelbgesperrt. "Jetzt habe ich drei Tage länger Regeneration als andere", hatte er nach dem Elfmeter-Drama in einem Anflug von Galgenhumor gesagt und geklagt: "Ich bin zum ersten Mal gelbgesperrt in meinem Leben." Er haderte auch, weil die erste Gelbe Karte gegen Nordirland im letzten Gruppenspiel eher lächerlich war: "Es ist sehr hart für mich, im Halbfinale nur zuschauen zu können." Niemand widersprach.

Löw muss auf drei Positionen umbauen

Auf jeden Fall droht Löw eine Umstellung auf drei Positionen. Gefunden werden muss ein Innenverteidiger für Hummels, daneben ein Adjutant im Mittelfeld für Toni Kroos. Im Angriff wird die Stelle von Gomez als zentrale Spitze neu zu besetzen sein.

Die Verletztenmisere erinnert allerdings nur entfernt an die Situation bei der EM 1996 in England, als Bundestrainer Berti Vogts zwei Tage vor dem Finale nur noch acht Spieler im Training hatte. Andreas Möller und Stefan Reuter waren gesperrt, Steffen Freund (Kreuzbandriss) sowie Jürgen Kohler, Mario Basler und Fredi Bobic waren bereits verletzt abgereist. Jürgen Klinsmann, Stefan Kuntz und Thomas Helmer waren angeschlagen.

In seiner Not dufte Vogts damals Jens Todt nachnominieren, für Oliver Kahn wurde sicherheitshalber die Beflockung eines Feldspieler-Trikots in Auftrag gegeben. Am Ende stand der EM-Titel.

(sid)
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