Auslosung der EM 2016 Warum Löw gerne gegen Italien gespielt hätte

Paris · Alle DFB-Vertreter waren nach der Gruppen-Auslosung für die EM 2016 erleichtert, nicht gegen Italien spielen zu müssen. Alle – bis auf einen.

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Alle DFB-Vertreter waren nach der Gruppen-Auslosung für die EM 2016 erleichtert, nicht gegen Italien spielen zu müssen. Alle — bis auf einen.

Um Joachim Löw herum herrschte die pure Freude. Oliver Bierhoff verspürte ein großes Glücksgefühl, Reinhard Rauball riesige Erleichterung - nur Löw ärgerte sich fast schon ein wenig. "Ich war zweimal dabei, als wir wichtige Spiele gegen Italien verloren haben. Irgendwann will ich wieder gegen sie spielen, und dann will ich sie schlagen", sagte der Bundestrainer und fand es deshalb schade, in der Gruppenphase der EM 2016 nicht auf Deutschlands Angstgegner zu treffen.

Auslosung der EM 2016: "Jogi, das ist machbar" (Pressestimmen)
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"Wir gehen mit dem Selbstbewusstsein des Weltmeisters in dieses Turnier", betonte Löw, der als Assistent von Jürgen Klinsmann beim "Sommermärchen" 2006 (0:2 n.V.) und sechs Jahre später als Chef bei der EM (1:2) jeweils im Halbfinale an Italien scheiterte: "Und wer Europameister werden will, muss früher oder später sowieso jeden schlagen."

Doch David Trezeguet, Frankreichs Golden Goal-Schütze von 2000, fischte die Ukraine statt der Squadra Azzurra als ersten Gruppengegner für den 12. Juni in Lille aus dem Lostopf. Und so wurde aus einer potenziellen Hammergruppe für den Weltmeister mit Quali-Gegner Polen um Bayerns Stürmerstar Robert Lewandowski und EM-Debütant Nordirland ein Glückslos.

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Nominell ist die Vorrunden-Gruppe (die eher wie eine Qualifikations-Gruppe klingt) gegen die Nummern 29, 30 und 34 der Fifa-Weltrangliste sogar die leichteste von allen - ein lockerer Aufgalopp. Und im Achtelfinale würde Deutschland als Gruppensieger auf einen Tabellendritten treffen. So richtig los geht das Turnier damit wohl erst im Viertelfinale - gegen den Weltranglistenersten Belgien oder vielleicht dann doch Italien.

Um künstliche Aufwertung der Gegner bemühte sich bei allem Respekt auch niemand aus der deutschen Delegation. "Es ist für uns eine machbare Gruppe. Wir sind der Favorit. Diese Rolle nehmen wir an, das ist unser Anspruch", sagte Löw. Teammanager Bierhoff hatte sogar schon während der Auslosung, bei der als "Losfee" fungierte, gesagt: "Wir haben sicher Glück gehabt." Später erklärte er: "Wir gehen in jedes Turnier und wollen es gewinnen. Wir müssen uns gegenüber der Qualifikation um 100 Prozent steigern. Aber wenn wir das richtig vorbereiten, gehören wir zu den Favoriten."

Die Städte und Stadien der deutschen Gruppenspiele
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Bierhoff, der seinen Wunschgegner Nordirland bekam ("Da habe ich mal den schnellsten Hattrick geschossen") freute sich vor allem darüber, dass die Italiener vermieden wurden. Auch der kommissarische DFB-Präsident Reinhard Rauball erklärte: "Wenn man bis zum Schluss zittern musste, dass Italien statt der Ukraine zu uns kommt, dann muss man zufrieden sein." Und DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock ergänzte: "Alle haben darauf geschielt, wohin Italien geht. Natürlich geht man den Italienern lieber aus dem Weg."

Während Löw in dieser Hinsicht ausscherte, waren sich alle in der DFB-Delegation darüber einig, wer der schwerste Gegner ist. "Wenn ich trotz aller politischen Korrektheit antworten muss, dann sicher die Polen", äußerte Rauball schmunzelnd. "Das ist neben uns sicher die stärkste Mannschaft", stellte Sandrock fest. Und auch Löw erinnerte sich daran, "dass sie in der Qualifikation zweimal hervorragend gegen uns gespielt haben". Die Partie in Warschau gewannen die Polen sogar mit 2:0.

Eine besondere Note hat diese Partie am 16. Juni auch dadurch, dass die DFB-Spieler dabei frühzeitig nach Saint-Denis zurückkehren. Jenen Ort, an dem sie unter anderem durch zwei lautstarke Explosionen im Umfeld des Stadions Zeuge der Terroranschläge wurden. Doch auch das sah man im DFB-Tross positiv. "Gerade nach den Ereignissen im November, die wir miterleben mussten, ist es vielleicht ganz gut, dass die Mannschaft früh nach Paris zurückkommt", sagte Bierhoff, nachdem die Auslosung im Palais des Congres ohne jede Zwischenfälle abgelaufen war.

(spol/sid)
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