Zweites Gruppenspiel gegen Polen Löw will Verhalten ändern — kein Risiko bei Hummels

Saint-Denis · Bundestrainer Joachim Löw hat sich in der "Hosen-Affäre" selbstkritisch gezeigt und will künftig auch in stressigen Spielphasen noch bewusster auf sein Verhalten am Spielfeldrand achten.

EM 2016: Jogi Löw trägt Torwarthandschuhe im Training
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Löw trägt im Abschlusstraining für Polen Torwarthandschuhe

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Foto: dpa, hpl

"Es ist passiert, es tut mir natürlich leid", sagte Löw am Mittwoch: "Ich habe die Bilder gesehen. Man ist voller Adrenalin und Konzentration. Die Dinge, die passieren, kann man gar nicht bewusst wahrnehmen. Aber ich versuche, mich in irgendeiner Form anders zu verhalten."

Der Bundestrainer hatte sich währen des ersten Gruppenspiels der DFB-Auswahl gegen die Ukraine (2:0) in den Schritt gefasst und mit seiner Aktion in den sozialen Medien für helle Aufregung gesorgt. Diese Bilder wurden aber nicht im deutschen Fernsehen gezeigt, sondern von einem italienischen Sender veröffentlicht, der auch die Rechte an der sogenannten Trainer-Cam erworben hat.

Bezüglich der TV-Aufnahmen, die ihn mit Schweißflecken unter den Armen zeigten, reagierte Löw mit einem Schmunzeln: "Ich werde diesmal wohl mal ein hellgraues T-Shirt anziehen statt eines dunkelgrauen."

Gegen Polen muss sich Mats Hummels wohl noch weiter gedulden, Benedikt Höwedes und Mario Götze erhalten eine neue Bewährungschance: Wahrscheinlich mit der siegreichen Elf aus dem Ukraine-Spiel (2:0) wird Weltmeister Deutschland das zweite EM-Gruppenspiel am Donnerstag (21 Uhr/Live-Ticker) in St. Denis gegen Polen bestreiten.

Im Fall von Innenverteidiger Hummels, der sich nach seinem Muskelfaserriss in der Wade zurückmeldete, wird Bundestrainer Joachim Löw "auf keinen Fall ein Risiko eingehen". Endgültig entscheiden wollte Löw über den Einsatz des Noch-Dortmunders nach dem Abschlusstraining, doch Hummels wird wohl frühestens zum Gruppenfinale gegen Nordirland an die Seite seines künftigen Bayern-Kollegen Jerome Boateng rücken.

Gegen Polen ist noch mit Shkodran Mustafi zu rechnen, der gegen die Ukrainer eine ordentlichen Leistung bot und das 1:0 erzielte. Auch Kapitän Bastian Schweinsteiger ist nach seinem furiosen Drei-Minuten-Einsatz inklusive Tor noch kein Thema für die Startelf. "Er sprüht vor Energie, aber er hat noch nicht die Kraft für 90 Minuten", sagte Löw.

Rechtsverteidiger Höwedes und Stürmer Götze, im ersten Spiel die beiden Schwachpunkte, wird Löw wohl nicht direkt aus dem Team holen. Dennoch lauern Joshua Kimmich rechts hinten und Mario Gomez im Sturm auf ihre Chance. "Beides würde gut passen", meinte Löw in Bezug auf Götze und Gomez.

Gesetzt sind Torhüter Manuel Neuer — der auch wieder Kapitän sein wird — Boateng, Jonas Hector links hinten, Toni Kroos und Sami Khedira zentral sowie Thomas Müller, Mesut Özil und Julian Draxler offensiv hinter Götze.

Rückkehr an den Ort des Terrors

Mit einem etwas mulmigen Gefühl, aber ohne große Sorge ist Löw am Mittwoch erstmals seit dem schwarzen Freitag am 13. November 2015 ins Stade de France zurückgekehrt. "Natürlich habe ich mir auf der Fahrt den ein oder anderen Gedanken gemacht. Es kam nochmal einiges in Erinnerung", sagte er.

Der Bundestrainer war bereits am Mittwoch für die Pressekonferenz und das Abschlusstraining nach St. Denis vor den Toren von Paris zurückgekehrt. "Ich fühle mich aber sicher", erklärte Löw. Auch in der Mannschaft seien die Terroranschläge vom November "kein Thema" gewesen: "Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass sich jemand unsicher fühlt. Die gesamte Konzentration gilt dem Spiel, es war nicht notwendig, das Sicherheitsthema anzusprechen."

Dies bestätigte Sami Khedira. "Es war nicht schön, so etwas erlebt zu haben", sagte der 29-Jährige: "Unsere Gedanken gelten den Opfern. Aber wir hatten nicht das Gefühl, dass wir persönlich bedroht waren."

(sid)
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