Deutscher Gegner im Viertelfinale Jetzt wartet der Angstgegner Italien

Paris · Italien ist der Angstgegner des deutschen Teams. Bei den vergangenen Turnieren setzte es bittere Niederlagen - ein Schreckgespenst ist allerdings nicht mehr dabei.

EM 2016: Gianluigi Buffon jubelt auf der Latte
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Buffon jubelt auf der Latte

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Foto: dpa, hm

Die gute Nachricht vorweg: Das Schreckgespenst ist nicht mehr dabei. Mario Balotelli, der die deutsche Fußball-Nationalmannschaft im EM-Halbfinale 2012 aus dem Turnier geworfen und mit seinem Hulk-Jubel verhöhnt hat, war für die EM in Frankreich zu schlecht. Dennoch, oder gerade deshalb: Die Italiener, der alte Angstgegner, sind ein schwerer Brocken im Viertelfinale Samstag (21.00) in Bordeaux. Das weiß auch der Bundestrainer.

Bei acht Aufeinandertreffen bei einer WM oder EM verließ die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) noch nie als Sieger den Platz. "Italien ist zu allem fähig", sagte Joachim Löw (56) über die Squadra Azzurra, die sich am Montag im Achtelfinale gegen Titelverteidiger Spanien durchsetzte: "Sie haben eine sehr starke Defensive und auch gute Spieler vorne. Sie können heftige Gegenwehr leisten." Und das mit voller Leidenschaft.

Inbrünstig intoniert die "Altherren"-Riege des viermaligen Weltmeisters die Nationalhymne vor den Spielen. Die Abwehr vor Torhüter Gianluigi Buffon (38) mit Giorgio Chiellini (31), Andrea Barzagli (35) und Leonardo Bonucci (29) hat im Weltfußball alles erlebt - aber sie wollen in Frankreich noch einen draufsetzten. Nach dem 1:0 zum Auftakt gegen Belgien jubelten die Italiener so, als hätten sie gerade den Titel gewonnen.

"Sie spielen keinen gewöhnlichen Stil", sagte Spaniens Coach Vicente del Bosque: "Sie verteidigen unglaublich stark. Aber sie spielen dann auch sehr schnell, versuchen sofort, ihre Stürmer zu finden." Trainer Antonio Conte (46) will sich zudem mit einem Titel verabschieden. Der immer elegant gekleidete Maestro wechselt zum FC Chelsea, für ihn übernimmt Giampiero Ventura (68).

Balotellis Erben sind der eingebürgerte Brasilianer Éder (28) und der ehemalige Turniertänzer Graziano Pellè (30). Sie machten ihre Sache bislang gut, dennoch steht der traditionelle italienische Catenaccio über allem. Die Haudegen-Abwehr kennt alle Tricks und steht wie ein Fels. Kein Stürmer der Welt spielt gerne gegen einen wie Chiellini, und Buffon gehört trotz seiner fast 40 Jahren zu den Besten der Welt.

"Die ganze Art und Weise, wie diese Mannschaft ihrer Arbeit nachgeht, imponiert. Sie helfen sich alle gegenseitig", sagte Ex-Nationalspieler und TV-Experte Giuseppe Bergomi (52/81 Länderspiele) im Interview mit der Zeitung Die Welt: "Wir wurden unterschätzt und das war gut für uns. Conte brauchte nur die Zeitungsseiten in der Kabine aufzuhängen und den Spielern zu sagen, dass die Journalisten ihnen nichts zutrauen. Wir sind immer gut, wenn wir das Gefühl haben, allein gegen alle anderen anzukämpfen."

Das war auch vor vier Jahren so, als das deutsche Team sogar als Favorit in die Vorschlussrunde ging. Dort aber kochten die Italiener, von denen neun noch im Kader stehen, das Löw-Team ab. Am Ende stand des 2:1, Balotellis Jubel ging um die Welt. Aber der ist ja nicht mehr dabei.

(ems/sid)
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