Rücktritt aus der Nationalelf? Schweinsteiger und Podolski stehen vor dem Abschied

Seit 2004 prägen Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski die deutsche Nationalmannschaft. Für die beiden Freunde neigt sich die Karriere im DFB-Trikot dem Ende zu.

EM 2016: Welche Topstars treten zurück?
11 Bilder

Welche Topstars treten nach der EM zurück?

11 Bilder

Es hat etwas von Götterdämmerung. Auch wenn es noch niemand offen ausgesprochen hat, steht mit dem letzten Turnierspiel der deutschen Nationalmannschaft bei der EM in Frankreich das Ende einer Ära an. Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski, beide 31, werden nach zwölf gemeinsamen Jahren ihre Karriere im DFB-Trikot beenden und den Platz für Jüngere frei machen (müssen) — wie es Philipp Lahm, Per Mertesacker und Miroslav Klose vor zwei Jahren nach dem WM-Triumph in Brasilien getan haben.

Zumindest Podolski hat vor dem EM-Halbfinale gegen Frankreich schon mal offen von Abschied gesprochen. "Die WM 2018 in Russland wäre mein neuntes Turnier, davor käme noch der Confed Cup. Da ich inzwischen Familie habe, muss ich mir schon gut überlegen, wie es weitergeht", sagte er der "Sport Bild".

Sein Berater Nassim Touihri erklärte zwar, nichts sei entschieden, aber das letzte Wort in dieser Angelegenheit sprechen ohnehin nicht die Spieler — es obliegt Bundestrainer Joachim Löw. Der hatte für den Fußballer Podolski bei der WM vor zwei Jahren und auch danach keine große Verwendung mehr.

Bei Schweinsteiger ist abzuwarten, ob sein Körper nach dieser neuerlichen Turnier-Tortur überhaupt noch mitspielt. Selbst bei seinem Klub Manchester United dürfte er unter dem neuen Trainer Jose Mourinho einen schweren Stand haben.

Das Duo "Poldi und Schweini" war über Jahre das Markenzeichen der deutschen Mannschaft. Mit ihrer unbekümmerten und flapsigen Art wurden der Rheinländer und der Bayer zu Lieblingen der Nation. Fest steht: Beide werden mit ihren weit mehr als einhundert Länderspielen einen würdigen Abschied erhalten. Das hat der neue DFB-Präsident Reinhard Grindel bereits angedeutet.

Dass die beiden noch einmal nach der EM von Löw berücksichtigt werden, ist aber unwahrscheinlich. Die Zeiten von Galatasaray-Profi Podolski, dem angeblich ein Wahnsinnsangebot aus Shanghai vorliegt, sind lange vorbei. Während sein alter Kumpel Schweinsteiger, der bei Paris St. Germain im Gespräch sein soll, in Löws Planungen nach der WM immer noch eine große Rolle spielte, war er selbst nur noch als Gute-Laune-Onkel gefragt.

2004 erschienen Schweinsteiger und Podolski erstmals auf der Nationalmannschaftsbühne. Der damalige DFB-Teamchef Rudi Völler ließ das Duo beim 0:2 im Test gegen Ungarn von der Leine, berief sie auch für die EM in Portugal. Während nach dem Vorrundenaus für Völler Schluss war, starteten die frechen Tennie-Stars so richtig durch.

Bei der WM 2006 im eigenen Land erlebten beide unter Bundestrainer Jürgen Klinsmann auch ihr persönliches Sommermärchen, sie wurden von den Fans vergöttert. Unter Löw wurden sie Zweiter bei der EM 2008, Dritter bei der WM 2010 und vier Jahre später in Brasilien Weltmeister.

Aus den jungen Wilden von damals sind lange erwachsene und gestandene Profis geworden, die mit ihrer Vergangengeit nicht mehr viel gemein haben.

Schweinsteiger, einer der Helden des WM-Finales von Maracana (1:0 n.V gegen Argentinien), wurde zum Eigenbrötler. Der immer noch lustige Podolski, der vor dem EM-Start vehement gegen sein Image als Maskottchen ankämpfte, ist als Familienvater gereift.

"Wir sind älter geworden. Heute sind andere junge Spieler da, wie Sané oder Weigl. Als wir anfingen, spielten noch Spieler wie Ziege, Nowotny, Ballack oder Kahn." Poldi und Schweini, das sei schon "eine tolle Story" gewesen, sagte Podolski der Welt, vielleicht sei sie es noch heute.

Beim 3:0 im Achtelfinale gegen die Slowakei standen beide noch einmal für eine gute Viertelstunde gemeinsam auf dem Platz. Es war zu spüren, dass es eines der letzten Kapitel dieser unendlich erscheinenden Geschichte war.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort