Nur zwei Siege seit 1998 Neuville überstrahlt die schlechten Erinnerungen ans zweite Spiel

Düsseldorf · Oliver Bierhoff hatte die Bilanz im Kopf. Als ARD-Reporter Gerhard Delling dem Nationalmannschafts-Manager eine forsche Ansage nach dem gelungenen Auftakt gegen die Ukraine entlocken wollte, sprang Bierhoff nicht darauf an. Die Zurückhaltung wurde nicht einmal von der gängigen PR-Taktik verursacht, sich nicht zu sehr aus dem Fenster zu lehnen. Sie beruhte auf Fakten.

Die zweiten Spiele des DFB-Teams bei EM und WM
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Foto: AFP

Das zweite Gruppenspiel sei zuletzt öfter in die Hose gegangen, erinnerte sich Bierhoff sinngemäß. Vom Turnierfavoriten an den Rand des Ausscheidens — das hat das DFB-Team seit 1998 immer wieder erlebt. Nur zwei der neun Partien wurden gewonnen. Lediglich bei der WM 2006 (1:0 gegen Polen) und bei der EM 2012 (2:1 gegen die Niederlande) gab es einen Sieg im zweiten Spiel. Hinzu kommen vier Unentschieden und drei Niederlagen. Der Schnitt liegt bei gerade einmal 1,1 Punkten, historisch beträgt er bei großen Turnieren exakt 2,0.

Dass der Verlauf des zweiten Auftritts indes wenig Einfluss auf das Gesamtbild hat, zeigte das Beispiel EM 2008. Gegen Kroatien verlor Deutschland in Klagenfurt 1:2, zudem flog Bastian Schweinsteiger in der Nachspielzeit vom Platz. Gegen Gastgeber Österreich war deshalb am letzten Gruppenspieltag ein Unentschieden vonnöten. Michael Ballack erlöste das deutsche Team mit einem fulminanten Freistoß, dem späteren "Tor des Jahres".

2010 bei der WM in Südafrika lief es erneut unrund gegen ein Team aus dem alten Jugoslawien. Lukas Podolski verschoss beim 0:1 gegen Serbien als erst dritter deutscher Fußballer bei einem großen Turnier einen Elfmeter. In der folgenden Partie gegen Ghana hieß der Erlöser damals Mesut Özil.

Der Gegner am Donnerstag in Saint-Denis lässt wiederum gute Erinnerungen hochkommen. Erst am 14. Juni erinnerten sich die deutschen Fans an Oliver Neuvilles Tor gegen Polen, vor zehn Jahren in der Nachspielzeit erzielt. Im Dortmunder Westfalenstadion erlebte das "Sommermärchen" seine Initialzündung.

Realistisch gesehen braucht es diesmal gar keine so großen Taten. Bereits mit einem Punktgewinn hätte die Mannschaft von Joachim Löw das Achtelfinal-Ticket wohl sicher, da vier der sechs besten Gruppendritten weiterkommen. 2014 beim WM-Sieg war ein Unentschieden im zweiten Spiel ein gutes Omen. Das Spiel gegen Ghana endete 2:2.

(jaso)
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