2:1 gegen Georgien DFB-Team müht sich zur EM

Leipzig · Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Fußballprofi mit dem Präsident eines Verbands in einer Mannschaft gespielt hat. Für Manuel Neuer war der Sonntag so ein Tag. Der deutsche Torwart war beim FC Schalke 04 Mannschaftskollege von Levan Kobiashvili, der als ranghöchster Funktionär seines Landes die Nationalelf von Georgien zum letzten Gruppenspiel in der EM-Qualifikation nach Leipzig begleitete.

Deutschland - Georgien
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Er hat das wahrscheinlich längere Zeit genossen, weil sein Team die Begegnung offen halten konnte. Am Ende aber löste der große Favorit Deutschland das Ticket für die EM-Endrunde 2016 in Frankreich mit dem 2:1-Sieg.

Die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw machte zunächst mal genau da weiter, wo sie in Irland aufgehört hatte. Sie verschleuderte erstklassige Torgelegenheiten. Dabei tat sich der Dortmunder Angreifer Marco Reus besonders hervor. Er hatte in der ersten Halbzeit drei Chancen, und er brachte dabei das Kunststück fertig bei der besten Gelegenheit den Ball freistehend vor dem Tor in den Nachthimmel zu jagen. Damit verpasste er gleichzeitig die Möglichkeit, seiner Mannschaft früh die nervliche Anspannung zu nehmen. Sie war das klar bessere Team, sie kombinierte auch nicht schlecht, aber ihr Abschluss stimmte einfach nicht.

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Deutschland - Georgien: Pressestimmen

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Mal wurde ein Kringel zu viel gedreht, mal stand Torwart Nukri Revishvili im Weg, mal kam der berühmte letzte Pass nicht an. Und dann musste der deutsche Schlussmann Manuel Neuer schon sein ganzes Talent aufbieten, um den Schuss von Tornike Okriashvili zur Ecke zu lenken.

"Im Training schießen wir 50 Tore, ein Ball nach dem anderen fliegt ins Netz. Wir brauchen vorne den Killerinstinkt und machen uns das Leben selbst schwer. Und dann kriegen wir auch noch den Ausgleich. Bei der EM muss das anders werden, da werden wir hoffentlich zu dem Spiel finden, das man von der deutschen Nationalmannschaft kennt", sagte Neuer nach der Partie.

Das Publikum verlor schnell die Geduld, weil es ein lockeres Scheibenschießen erwartet hatte. Es schickte den Weltmeister mit Pfiffen in die Kabine. Dort wird sich die Überzeugung durchgesetzt haben, dass die Angriffe mit mehr Nachdruck zu Ende gespielt werden mussten. Bei der überfälligen Führung half der Gast kräftig mit. Jaba Kankava zog England-Legionär Mesut Özil im Strafraum das Standbein weg, und Thomas Müller verwandelte den Elfmeter in gewohnter Sicherheit zum 1:0. Da wähnte sich Löws Team bereits am Ziel.

Das Gefühl hielt allerdings nicht lange. Kankava traf mit einem sehenswerten Volleyschuss von der Strafraumgrenze zum Ausgleich. Die Aufteilung der deutschen Abwehr ließ arg zu wünschen übrig. Am Spielgeschehen änderte sich wenig. Die deutsche Mannschaft machte im Zweifel einen Kringel zu viel, und Georgien, das gelegentlich das Tempo herausnahm, blieb bei den wenigen Gegenangriffen erstaunlich gefährlich. Neuer vereitelte die Führung der Gäste gleich mehrmals mit glänzenden Paraden.

Mit zunehmender Spieldauer wurde den Deutschen offenbar bewusst, auf welch schmalem Grat sie wandelten. Sie wirkten ängstlicher, attackierten die Georgier nicht mehr wie in der ersten Phase der Begegnung. Die klaren Chancen wurden seltener. Und Georgien wuchs an seiner Aufgabe. Das erinnerte fatal an das Spiel Irland. Anders als die Iren versuchten sich die Georgier mit spielerischen Mitteln zu verteidigen. Manchmal gelang das ganz erstaunlich gut.

Löws Team machte es der georgischen Abwehr häufig ziemlich leicht, wenn es mit furchtbar kleingestrickten Kombinationen durch die Mitte kam, in der sich die deutschen Offensivkräfte oft selbst im Weg standen. Geradlinige Abschlüsse waren Mangelware. Deshalb wurde das Spiel nicht nur wegen der Temperaturen im niedrigen einstelligen Bereich eine echte Zitterpartie. Das hatte sich Löws Mannschaft durch ihre schludrige Chancenverwertung in der ersten Halbzeit selbst zuzuschreiben. Im eher ratlosen Spiel um den zugeparkten Strafraum fand sie keine Tiefe, weil André Schürrle als zentraler Stürmer nie die richtigen Wege lief. Viel zu spät wurde er durch Max Kruse ersetzt. Und der erlöste sein Team mit dem Treffer zum 2:1.

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