ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann — als erste Frau bei der EM am Mikro

Düsseldorf · Als erste Frau wird Claudia Neumann für das ZDF Männerspiele bei einem Großereignis live kommentieren. Damit schreibt sie Fernsehgeschichte – obwohl Millionen Fußballfans ihre Stimme schon kennen.

Claudia Neumann kommentiert für das ZDF bei der EM Wales - Slowakei und Italien - Schweden.

Claudia Neumann kommentiert für das ZDF bei der EM Wales - Slowakei und Italien - Schweden.

Foto: ZDF

Als erste Frau wird Claudia Neumann für das ZDF Männerspiele bei einem Großereignis live kommentieren. Damit schreibt sie Fernsehgeschichte — obwohl Millionen Fußballfans ihre Stimme schon kennen.

Claudia Neumann ist unter Fußball-Fans wahrlich keine Unbekannte. Die Rheinländerin arbeitet seit 1999 für das ZDF, kommentiert dort regelmäßig Zusammenfassungen der Bundesliga-Spiele im "Aktuellen Sportstudio".

Als Live-Kommentatorin ist sie regelmäßig beim Frauenfußball zu hören und war in der Vorbereitung auf die laufende Saison im Sommer auch beim Audi-Cup im Einsatz (Real Madrid gegen Tottenham Hotspur). Und doch darf der nächste Schritt auf der Karriereleiter als eine kleine Revolution bezeichnet werden: Neumann wird als erste Frau in Deutschland bei einem Männerfußball-Großereignis Spiele live kommentieren.

Kommentatorinnen sind noch eine Rarität

Denn während Moderatorinnen mittlerweile im Fußball zum Standard geworden sind, sind Kommentatorinnen auch 2016 noch immer eine Rarität. Sabine Töpperwien fällt einem ein, die diesen Job seit Jahren im Radio übernimmt. Christina Graf, die 2013 ihr Debüt beim TV-Sender Sky gab und dort die 2. Bundesliga kommentiert. Sie hatte sich zuvor in einem Casting durchgesetzt. Und eben Neumann.

"Ich kenne mich beim Fußball einfach gut aus. Ich bin damit aufgewachsen, ich habe immer mit Jungs und mit Männern gekickt. Aber es gibt eben nicht viele Frauen in meiner Generation, die das gemacht haben", erklärte sie vor ihrem Debüt bei der Frauen-WM 2011 im Interview mit der taz.

Ihre Anfänge im TV-Journalismus machte sie in den Neunziger Jahren als Redakteurin bei der Fußballshow "ran" in Sat.1. "Die Männer waren fasziniert von meinen Fußballkenntnissen, die mit ihren absolut mithalten konnten. Mir hat es damals aber auch geholfen, dass ich eine Frau bin, weil es zu jener Zeit ja nicht viele Fußballreporterinnen gab", sagt Neumann rückblickend. Macho-Sprüche habe es in ihrer Laufbahn keinen einzigen gegeben, beteuert Neumann. Auch nicht, als sie 1999 zum ZDF wechselte.

Dort musste sie sich lediglich einmal mit Jürgen Klopp auseinandersetzen, der 2014 nach einer Heimniederlage mit Borussia Dortmund gegen Gladbach in einem Interview in der Mixed Zone eine pampige Antwort nach der anderen gab und sich nach Neumanns Frage, was das denn solle, damit rechtfertigte, er stünde unter großem Stress, weil er schließlich arbeiten müsse. Die Journalisten seien ja nur zum Urlaubmachen da. "Da musste ich ihm widersprechen. Urlaub in Dortmund? Da muss man erst mal drauf kommen!", sagte Neumann über die Szene in einem Interview mit "Spiegel Online". Klopp entschuldigte sich später bei ihr für den Auftritt.

Bis sich die erfahrene Sport-Reporterin als Live-Kommentatorin beweisen durfte, dauerte es eine ganze Weile. "Ich denke, dass meine fachliche Kompetenz nicht in Frage gestellt wurde. Aber ich musste natürlich zeigen, ob ich das Handwerk des Live-Kommentars hinbekomme. Davor hatte und habe ich großen Respekt", sagte Neumann vor ihrem ersten großen Auftritt als Live-Kommentatorin bei der Frauen-WM 2011.

Bei der EM in Frankreich wird Neumann in der Vorrunde die Spiele Wales - Slowakei und Italien - Schweden für das ZDF kommentieren. "Auf Wales mit Real-Madrid-Star Gareth Bale bin ich besonders neugierig", sagt sie und freut sich auch auf ihr zweites Spiel: "Italien gehört immer zum erweiterten Favoritenkreis einer EM und Schweden — das ist Zlatan Ibrahimovic. Ihm zuzuschauen ist ein echtes Erlebnis."

(areh)
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