Aussprache der EM-Spieler Von "De Braune" bis "Dschatschiri"

Düsseldorf · Die Vorrunde ist vorbei, für viele geht die EM erst richtig los – doch einen Tag ohne Fußball müssen wir noch überstehen. Und nun? Vielleicht die richtige Aussprache von 700 Namen auswendig lernen. Ein Student der Universität Bamberg macht das möglich.

 Guckt Kevin De Bruyne so traurig, weil sein Name immer falsch ausgesprochen wird?

Guckt Kevin De Bruyne so traurig, weil sein Name immer falsch ausgesprochen wird?

Foto: afp, ed

Die Vorrunde ist vorbei, für viele geht die EM erst richtig los — doch einen Tag ohne Fußball müssen wir noch überstehen. Und nun? Vielleicht die richtige Aussprache von 700 Namen auswendig lernen. Ein Student der Universität Bamberg macht das möglich.

Alles begann mit Pavel Kadeřábek. Dass der Tscheche in Diensten der TSG Hoffenheim einen 21-jährigen Studenten aus Mittelfranken auf eine kluge Idee bringt, erscheint erst einmal unwahrscheinlich. Aber Maximilian Hubert erfüllt eben gleich zwei seltene Kriterien: Er ist Hoffenheim-Fan und er kann Tschechisch. Deshalb fiel es ihm natürlich auf, dass deutsche Kommentatoren den sogenannten Hatschek auf dem "r" in der Mitte des Nachnamens meist ignorierten und den Außenverteidiger "Ka-de-ra-bek" nannten, nicht "Kader-scha-bek".

Aber, dachte sich Hubert bereits im Herbst 2015, nicht nur meckern, sondern einfach selber machen. Rechtzeitig zur EM, nach einer Arbeitszeit "im vierstelligen Stundenbereich", wie er sagt, war seine Datenbank fertig, die neben den Spielern aller 24 Teams auch deren Trainer und sogar alle Schiedsrichter umfasst. Die Seite "transfermarkt.de" hat die Audio-Dateien in die Spielerprofile aller Profis eingebaut. Hubert, der in Bamberg Geschichte und Slavistik studiert, hat in erster Linie die Expertise an seiner Universität genutzt. So kann man sich nun anhören, wie Dozenten oder Kommilitonen alle Namen von Abrashi bis Zengin aussprechen.

Beim beliebten und bisweilen eskalierenden Kommentatoren-Bashing sind Aussprachefehler eine eigene Disziplin. Bereits während des Eröffnungsspiels befand sich ZDF-Reporter Béla Réthy am Rande eines Shitstorms, obwohl er bei Dimitri Payet alles richtig machte, indem er das "t" am Ende nicht ignorierte.

Drei Probleme treten häufig auf, sagt Hubert: "Sonderzeichen, bei denen wir nicht wissen, wie man sie ausspricht. Kombinationen, die wir nicht kennen. Und dann Buchstaben, die ganz anders ausgeprochen werden." Besonders tückisch sei die Gruppe F mit Island, Portugal, Ungarn und Österreich gewesen (wobei die Baumgartlingers, Kleins und Alabas noch die wenigsten Probleme verursachen).

"Die meisten sprechen Portugiesisch erstmal Spanisch aus", sagt Hubert. Damit liege man jedoch oft falsch. Die Bayern-Fans können sich — sofern sie darauf Wert legen — schon einmal genauer mit ihrem Neuzugang Renato Sanches auseinandersetzen. "Renato San-sch-sch" ist einigermaßen akkurat, Schwaben sind klar im Vorteil. Und der dreimalige Weltfußballer Cristiano Ronaldo wird genau genommen "Crischtiano Ru-naldo" ausgesprochen, wobei das "o" am Ende eher verschluckt wird.

Das Zweit-Team Nummer eins, Island, wird ebenfalls nachlässig behandelt. Gunnarsson müsste am Mikrofon zum "Günnarsson" werden und Namenswitz-Liebling Sigthorsson ist ohnehin ein Sigþórsson mit einem Laut in der Mitte, der wie das englische "th" in "with" klingt. "Ich frage mich immer, wenn die Leute das professionell machen, warum da bei einigen offenbar so wenig Interesse ist", sagt Hubert, der jedoch betont, nicht alle Kommentatoren über einen Kamm scheren zu wollen. Beim Spiel Island gegen Ungarn habe sich Tom Bartels zumindest bei den Ungarn Mühe gegeben: Gera nannte er richtig "Gero" und Nagy nannte er "Nodsch".

Hinter Huberts Projekt steckt auch ein Stück Idealismus: "Es soll auch einen kleinen Beitrag zur Völkerverständigung leisten. Schließlich ist es ein Zeichen von Respekt, die Namen richtig auszusprechen."

Oft falsch ausgesprochen werden diese Spieler:

Kevin De Bruyne (Belgien): Wird in der Regel "De Broine" genannt, "De Brönne" geisterte als Variante schon einmal herum. Korrekt ist "De Braune". Kann man sich bei einem 74-Millionen-Euro-Mann mal merken.

Xherdan Shaqiri (Schweiz): Die Eltern des ehemaligen Bayern-Spielers sind Kosovo-Albaner. Statt "Schakiri" ist "Dschatschiri" richtig.

Granit Xhaka (Schweiz): Auch seine Eltern sind Kosovo-Albaner. In Gladbach meistens "Tschaka" oder "Schaka" genannt, der Anfang ist jedoch etwas weicher, "Dschaka" kommt dem nahe.

Jakub Błaszczykowski (Polen): Okay, sein Spitzname Kuba erleichtert einiges. Der zweite Buchstabe im Nachnamen des Dortmunders ist jedoch kein normales "l", sondern eines mit einem Schrägstrich. Es kommt dem englischen "w" nahe. Genauso ist es übrigens auch bei Skisprung-Legende Adam Małysz.

Yunus Mallı (Türkei): In Deutschland wird er "Malli" geschrieben, klingt am Ende jedoch mehr wie das "e" am Ende von "Straße".

Graziano Pellè (Italien): Hat nichts zu tun mit Brasiliens Legende Pelé, wird "Pellä" ausgesprochen, Betonung auf der letzten Silbe.

(jaso)
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