Aufregung um EM-Experte Scholl ARD: "Beinahe von bösartiger Vorsätzlichkeit"

Düsseldorf · Mehmet Scholl analysiert die Spiele bei der EM für die ARD. Dass er das nicht ehrenamtlich macht, ist klar. Einem Medienbericht zufolge sahnt der Ex-Nationalspieler richtig ab. Die ARD dementiert.

 Mehmet Scholl: Fürstlicher Lohn?

Mehmet Scholl: Fürstlicher Lohn?

Foto: dpa, mjh hak skm hpl

Wie das Medienmagazin "kress pro" am Dienstag berichtete, soll Scholl für seine Expertisen zur Europameisterschaft im Rahmen der Übertragungen in der ARD exorbitant hohe Summen erhalten.

Die ARD hat sich auf Nachfrage unserer Redaktion zu dem Bericht und den darin enthaltenen Zahlen geäußert: "Es gleicht beinahe schon vorsätzlicher Bösartigkeit, welche Zahlen auch hier im Zusammenhang mit dem Expertenvertrag von Mehmet Scholl geschrieben und vervielfältigt werden", sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky.

Generell wolle man sich zu vertraglichen Inhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht äußern, sagte Balkasuky: "Nur so viel, auch diese derzeit im Raum stehenden Summen entsprechen nicht annähernd der Realität und entbehren jedweder Grundlage."

Auch Scholl meldete sich am Nachmittag zu Wort. "Die von EINEM offenbar bösartigen Journalisten in Umlauf gebrachte angebliche Höhe meines Honorars ist von der Realität genauso weit entfernt wie die Engländer von einem EM-Titel, nämlich meilenweit", teilte Scholl der Deutschen Presse-Agentur mit.

Der frühere Nationalkeeper Oliver Kahn, der als ZDF-Experte über die EM berichtet, soll nach Kress-Informationen ein ähnlich hohes Honorar wie Scholl kassieren.

"Hierbei handelt es sich um eine eklatante Falschmeldung, die jeglicher Grundlage entbehrt", schrieb Kahn auf seiner Facebook-Seite. Es werde "eine Fehlinformation" verbreitet, "die bewusst Neid und Missgunst in der Öffentlichkeit in Kauf nimmt und den Zuschauern die Freude an der Berichterstattung vermiesen soll".

Der 47-jährige Kahn kündigte an, sich aufgrund der Berichterstattung rechtliche Schritte vorzubehalten. "Ich bemühe mich vor der Kamera um objektive Qualität und erwarte das von meinen Kollegen ebenfalls", so Kahn.

Auch Robert Niemann, für die Vermarktung von Kahn zuständig, schaltete sich in die Diskussion ein. "Die Zahlen sind für uns nicht nachvollziehbar", sagte er der "Huffington Post". Grundsätzlich gebe es keine Auskünfte über Vertragsinhalte, doch bekannt sei ja, dass Kahn einen mehrjährigen Vertrag mit dem Sender habe. "Und da wird nichts mit irgendwelchen Tageshonoraren abgerechnet", sagte Niemann.

Markus Wiegand, Chefredakteur von "kress pro", verwies darauf, dass die beiden früheren Bayern-Profis nicht von einem privaten TV-Sender bezahlt werden. "Solange Scholl und Kahn aber durch Gebührengelder honoriert werden, ist es ein Skandal. Die überragende Mehrheit der Zuschauer würde solche Summen niemals billigen, wenn sie davon wüsste", schrieb er im Editorial des Magazins.

(RP/SID)
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