Nach den Bomben von Brüssel Fußball will sich dem Terror nicht beugen

Nach den Terror-Anschlägen von Brüssel ist die Sicherheitsdebatte neu entbrannt. Die kommende EM in Frankreich steht besonders im Fokus.

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Höchste Alarmbereitschaft, Belgien spielt nun in Portugal - doch der Fußball in Europa will sich dem Terror nicht beugen. "Wir lassen uns von diesen Dingen nicht beeindrucken", sagte Bundestrainer Joachim Löw vor der Partie gegen England am Samstag (20.45 Uhr/im Live-Ticker) in Berlin. Er vertraue den Sicherheitsbehörden. Während das Länderspiel Belgien gegen Portugal nach den Bomben von Brüssel kurzfristig nach Leiria verlegt wurde, hält Frankreich trotzig an seinen Plänen für die kommende EM fest.

Eine Absage des Turniers wäre ein "Sieg für Terroristen", sagte Premierminister Manuel Valls (53) in einem Radiointerview. Bereits nach den schrecklichen Anschlägen von Paris im vergangenen November wurden die Sicherheitsvorkehrungen für die EM (10. Juni bis 10. Juli) drastisch verschärft. "In Bezug auf die Sicherheit können wir nicht mehr tun, als wir bereits tun", sagte Valls.

Angesichts der Bedrohungslage wird die EURO zu einem Hochsicherheitsspektakel. Für die Polizei herrscht im Sommer Urlaubssperre, rund um die Stadien sollen Kontrollen wie am Flughafen durchgeführt werden, die Sicherheitsorgane setzen auf alle zur Verfügung stehenden technischen Hilfsmittel - auch Drohnenaufklärung. Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit seien derzeit aber kein Thema, teilte die Europäische Fußball-Union (UEFA) mit.

So bereiten sich die Gastgeber auf die Länderspiele vor
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Auch der Präsident des französischen Fußball-Verbandes, Noel Le Graet, versuchte die aufkommenden Sorgen zu zerstreuen. Die eingeleiteten Maßnahmen seien "sehr gründlich" und es werden "Spezialisten von einem sehr, sehr hohen Niveau" eingesetzt. Und Sport-Staatssekretär Thierry Braillard sagte der L'Equipe: "Jede Mannschaft wird von Elite-Polizisten bewacht werden, wie auch ihre Trainingsorte und Unterkünfte."

Unter dem Schock des Terrors am Brüsseler Flughafen und in der Metro mit zahlreichen Toten, sagte Belgien den für kommenden Dienstag im König-Baudouin-Stadion angesetzten EM-Test gegen Portugal zunächst ab. Aus Sicherheitsgründen habe die Stadt Brüssel darum gebeten, hieß es in einer Mitteilung. Am Nachmittag einigten sich dann die beiden Verbände, die Partie in Portugal auszutragen. Anstoß in Leiria ist um 20.45 Uhr.

Die Stadien der EM 2016
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Der Fußball-Klassiker Deutschland gegen England soll aber wie geplant stattfinden. Am Samstag werden Löw und Co. aber einen Vorgeschmack auf die EURO bekommen. Denn die Sicherheitsvorkehrungen im und um das Berliner Olympiastadion werden neue Dimensionen erreichen. Die Behörden halten sich aktuell aber noch mit Informationen bedeckt. Nach der Absage des Länderspiels Deutschland-Niederlande im November in Hannover wegen einer Terrorwarnung kurz nach dem Paris-Horror wird die Arena aber besonders geschützt. DFB-Sicherheitsexperte Hendrik Große Lefert sagte, dass "das Sicherheitskonzept nochmals genauestens überprüft und einzelne Maßnahmen angepasst" wurden.

Das DFB-Team fühlte sich nach den Geschehnissen in Brüssel unweigerlich an die Terror-Attacken von Paris erinnert. Am 13. November vergangenen Jahres erlebte die Mannschaft nach der 0:2-Niederlage gegen den EM-Gastgeber in den Katakomben des Stade de France die fürchterlichen Anschläge in Paris und um das Stadion im Vorort St. Denis mit. Doch vor dem Terror will sich keiner beugen.

"Man muss lernen, mit der Angst umzugehen. Das ist eine Situation, die uns allen Sorge bereitet. Man kann aber jetzt nicht alle Länderspiele absagen", sagte Lukas Podolski, der als Spieler von Galatasaray Istanbul in der Türkei mit ständiger Terrorangst leben muss.

Besonders brisant ist auch die Partie zwischen der Türkei und Schweden am Donnerstag (19.45 Uhr) in Antalya. Nach den jüngsten Anschlägen in Istanbul und Ankara sowie der Absage des Derbys Galatasaray und Fenerbahce sollen rund 1000 Polizisten sowie 600 weitere Security-Kräfte für Sicherheit rund um die Partie in der Touristen-Hochburg sorgen.

Trotzdem reisten die Schweden mit einem mulmigen Gefühl an. "Es geht natürlich an niemandem spurlos vorbei, dass es in der Türkei in den vergangenen Tagen sehr beunruhigend zuging", sagte Mittelfeldspieler Albin Ekdal vom Hamburger SV: "Meine Mutter war beunruhigt, als ich ihr 'Tschüss' sagte."

(sid)
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