Krise bei Schweden Revolte gegen "König" Zlatan

Toulouse · Schweden droht das Aus, weil "König" Zlatan nicht regiert - und dann hat er auch noch Ärger mit dem eigenen "Hofstaat".

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Als Schweden nach dem "Albtraum" bei der EM gegen Italien am Samstag ein böses Erwachen erlebte, lag ein Hauch von Revolution in der Luft. Der Auftritt von "König" Zlatan Ibrahimovic im fernen Frankreich beim 0:1 (0:0) gegen die Azzurri hatte dessen "Hofstaat" in Aufruhr versetzt, manch einer rüttelte sogar schon offen am Thron des Fußball-Idols.

"Die Fans vergöttern ihn und schenken ihm grenzenlose Liebe, aber er würdigte sie nicht einmal eines Blickes. Das ist eine Schande", schrieb der "Expressen". Ibrahimovic, immerhin Kapitän der Mannschaft, hatte es gewagt, verärgert über die schmerzhafte Niederlage in die Kabine zu stürmen - ohne sich zuvor bei den Anhängern in Toulouse für deren fantastische Unterstützung zu bedanken.

Die wartenden Journalisten speiste Zlatan mit ein paar knappen Sätzen ab, und das auch noch auf italienisch - eine Frechheit! "Das war vollkommen inakzeptabel, Zlatan!", sagte der ehemalige Kapitän der Eishockey-Nationalmannschaft Sanny Lindström, es sei die Aufgabe des Spielführers, auch an schlechten Tagen Stellung zu nehmen. "Ibra" sei "der Größte und der Beste, eine Ikone, ein Idol", aber so gehe es nicht.

Ekdal kritisiert Ibrahimovic

Das denkt offenbar auch mancher Mitspieler. "Ja, als Kapitän sollte er das vielleicht tun", sagte der Hamburger Albin Ekdal auf die Frage, ob Ibrahimovic nicht wie seine Kollegen zu den Fans hätte gehen sollen. Diese hätten der Mannschaft trotz erneut nicht überzeugender Leistung, trotz jetzt zweier Spiele ohne Torschuss applaudiert.

Nationaltrainer Erik Hamrén wollte sich jedoch nicht an der Revolte beteiligen. "Man muss die Menschen akzeptieren, wie sie sind, Menschen sind unterschiedlich", sagte er. Ibrahimovic sei schlicht enttäuscht gewesen, das gelte es zu verstehen und zu akzeptieren.

Leipzigs Emil Forsberg, der von den Medien als "Schwedens größter EM-Flop" bezeichnet wurde, meinte: "Ich verstehe ihn." Das späte Siegtor Italiens durch Éder (88.) habe die Mannschaft wie ein Blitz getroffen, "da ist es doch normal, dass man enttäuscht ist."

Forsberg nahm sich mit Blick auf das letzte Gruppenspiel am Mittwoch gegen Belgien (21.00 Uhr/Sat.1) in Nizza selbst in die Pflicht. "Ich kann's viel besser", sagte er.

Für die ernüchterten Fans in der Heimat aber ist trotz aller Diskussionen um den eitlen Superstar klar, wer's jetzt richten muss. "Schenk' uns ein Wunder, Zlatan!", schrieb Svenska Dagbladet.

(sid)
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