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WM-Gastgeber 2018 scheitert Russlands "Tu-Loser" geben ein beunruhigendes Bild ab

Toulouse/Düsseldorf · Russlands Fußballer sind mit nur einem Punkt ausgeschieden. Das 0:3 gegen Wales am Montagabend war, frei nach Rudi Völler, "der niedrigste Tiefpunkt". So droht die WM im eigenen Land sportlich zur Blamage zu werden.

Pressestimmen zum 3:0 von Wales über Russland: "Ein Sieg der totalen Dominanz"
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Russland - Wales: Pressestimmen

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Es ist ein äußerst schlechtes Zeichen, zum Lieblingsthema einer Satireseite zu werden. Am Anfang dieser Europameisterschaft lieferten die Russen dem "Postillon" noch abseits des Rasen genügend Stoff. "Russland führt Hooligan-EM-Tabelle an", lautete eine Schlagzeile nach den üblen Ausschreitungen in Marseille. Das hätte noch als unsportlicher Nebenschauplatz abgetan werden können.

Vor dem letzten Duell gegen Wales, das Russland am Montagabend kläglich 0:3 verlor, hieß es beim "Postillon": "Uefa droht Russen mit Disqualifikation, falls sie noch ein Spiel verlieren". So ist es nun gekommen, allerdings hat der Fußball-Kontinentalverband keine umständlichen Paragrafen bemühen oder sich auf sein Urteil zu den Hooligan-Attacken berufen müssen, um das Turnier für Russland zu beenden. In Artikel 17.02 der EM-Regularien steht, wer im Achtelfinale auf wen trifft. Von den Viertplatzierten einer Gruppe ist da keine Rede. Eindeutiger kann man nicht scheitern.

"Tu-Loser", titelt "Sport-Express" am Dienstag. Der Austragungsort des letzten Gruppenspiels Toulouse hatte die optimale Wortspiel-Vorlage geliefert. "Die Mannschaft von Sluzki hat eine Parodie auf den Fußball zum Besten gegeben. Unsere Millionäre haben sich nicht ein Zehntel ihrer Verträge erarbeitet", meint "Iswestija". Russlands Coach Leonid Sluzki übernahm direkt nach der Pleite gegen Wales die Verantwortung: "Ich möchte mich bei den Fans entschuldigen. Wenn wir es nicht geschafft haben, dann heißt das, dass der Trainer seine Aufgaben nicht erfüllt hat." Eine offizielle Entscheidung über seine Zukunft steht noch aus.

Nun könnten die Russen einfach eines von acht Teams sein, das sich nach der Vorrunde verabschiedet. Schon die EM 2012 und die WM 2014 waren enttäuschend, die Qualifikation für die EM 2016 verlief äußerst holprig: Nach sechs von zehn Spielen lag Russland als Dritter vier Punkte hinter dem Zweiten seiner Gruppe und nur drei Punkte vor Liechtenstein. Mit einer Serie von vier Siegen sicherten sie sich noch das Ticket für Frankreich. Wie gesagt, es könnte so nebensächlich sein — wenn Russland nicht die WM 2018 austragen würde.

Dass der Gastgeber automatisch qualifiziert ist, darf aus russischer Sicht zunächst einmal als gute Nachricht betrachtet werden. Wobei sich die "Sbornaja" in einem derart desolaten Zustand präsentiert hat, dass es vermutlich ratsamer wäre, alles auf links zu drehen, sich vier Jahre zurückzuziehen und dann die Qualifikation für die WM in Katar mit einer etwas vorzeigbareren Truppe anzugehen. Der niedrigste Tiefpunkt, frei nach Rudi Völler, war die Auswechslung von Kapitän Roman Schirokow, als Ersatzmann Alexander Golowin verzweifelt einen Abnehmer für die Binde suchte und erst in Torwart Igor Akinfejew fand.

Schnell mischten sich unter die Häme am Montagabend die Hinweise, dass ein kommender WM-Gastgeber vor gar nicht allzu langer Zeit ebenfalls eine furchtbare EM gespielt habe. Gemeint war die deutsche Nationalmannschaft im Jahr 2004. 1:1 gegen die Niederlande, 0:0 gegen Lettland, 1:2 gegen Tschechien — danach war der besagte Völler erst einmal weg, Jürgen Klinsmann und Joachim Löw übernahmen, 2006 gab es das Sommermärchen mit Platz drei. Klingt ganz einfach.

Allerdings lief das DFB-Team bei der WM eigenen Land mit einer gar nicht so grundlegend veränderten Mannschaft auf im Vergleich zur EM in Portugal zwei Jahre zuvor. Die richtigen Lehren waren bereits aus dem blamablen Abscheiden im Jahr 2000 gezogen worden. Jens Lehmann ersetzte schließlich Oliver Kahn im Tor. Die Innenverteidigung bildeten Neuling Per Mertesacker und der 2004 verletzte Christoph Metzelder. Philipp Lahm, Arne Friedrich, Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski — alle schon da und mehr oder minder erprobt. Dazu kamen die Führungsspieler Michael Ballack, Torsten Frings und Bernd Schneider auf dem Zenit.

Die russische Mannschaft dagegen, die älteste des Turniers in Frankreich, befindet sich eher im Jahr 2000, um beim Vergleich mit der Situation Deutschlands zu bleiben. Dass maximal sechs Legionäre in der Startelf eines russischen Erstligisten stehen dürfen, ist noch die größte Innovation, wenn auch eine sehr billige. Die mitreißende Generation um Arschawin, Kerschakow und Pawljutschenko, die bei der EM 2008 die Niederlande besiegte und bis ins Halbfinale kam, ist in Würde gealtert und spielt keine Rolle mehr. "Wir müssen uns eingestehen, dass wir derzeit keine Top-Spieler haben", sagte Sportminister Witali Mutko in der Nacht zum Dienstag der Agentur Tass. "Das Spiel der Mannschaft zeigt das echte Niveau unseres Fußballs."

Wahrscheinlich ist es das beunruhigendste Indiz für die Krise, wenn der umstrittene Mutko selbstkritisch daherkommt und keinerlei Ausreden vorträgt. Schwacher Trost für die russische Nationalmannschaft: "Der Postillon" hat sich in die Sommerpause verabschiedet und wird das Thema erst einmal ruhen lassen.

(jaso)
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