1:0 gegen Tschechien Pique trifft spät zum Sieg für Europameister Spanien

Toulouse · König Felipe VI. und Königin Letizia mussten lange warten, dann aber wurden auch sie für ihre Ausdauer belohnt: In einem Geduldsspiel hat der favorisierte Titelverteidiger Spanien bei seinem EM-Auftakt Tschechien durch ein spätes Tor mit 1:0 (0:0) besiegt. Gerard Piqué erzielte nach besten Möglichkeiten in Hülle und Fülle in der 87. Minute den Siegtreffer.

EM 2016: Gerard Piqué köpft Spanien zum Sieg
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Piqué köpft Spanien zum Sieg

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"Wir haben uns in der ersten Halbzeit ein bisschen schwer getan", sagte Piqué, betonte aber, dass die Spanier trotz der vielen vergebenen Chancen "nie verzweifelt" hätten, "wir haben bis zum Schluss ordentlich gespielt". Und weil das so war, ist der Titelverteidiger auf Kurs Richtung K.o.-Runde: "Wir wollten die drei Punkte, es war wichtig, mit drei Punkten zu starten."

Bis zum erlösenden, längst überfälligen Treffer spielten die Spanier ihren Gegner im Stadion von Toulouse phasenweise an die Wand, scheiterten aber beim Abschluss immer wieder an einem Körperteil eines tschechischen Spielers, vor allem aber am überragenden Schlussmann Petr Cech. Der hatte zwischendurch auch einmal Glück, als Roman Hubnik bei einem Rettungsversuch den Pfosten des eigenen Tores (46.) traf. Beim Gegentreffer war dann aber auch er machtlos.

Die Spanier zeigten sich auf dem Weg zum EM-Titel-Hattrick auch wenig beeindruckt vom Skandal um Torhüter David De Gea — am wenigsten Vicente del Bosque. Der Weltmeister-Trainer aus Salamanca mit dem mächtigen grauen Schnauzbart stellte den 25-Jährigen ins Tor, das nationale Fußball-Heiligtum Iker Casillas (167:10 Länderspiele) hatte das Nachsehen. "San Iker" hatte in sechs Quali-Spielen noch das Tor gehütet, teils sogar als Kapitän

Die Titelverteidiger von 2008 und 2012, mit dem wertvollsten Kader des Turniers (592 Millionen Euro) ausgestattet, traten an, ihr WM-Debakel von Brasilien auszumerzen. Zunächst aber mal passierte: sehr wenig. Nach zehn Minuten vergrub del Bosque sein Gesicht genervt in den Händen — er war unzufrieden. Seine Spanier kontrollierten wie üblich den Ball und zogen ihr Passspiel auf, kamen aber nicht vors tschechische Tor.

Das änderte sich, als Alvaro Morata aufdrehte: In der 16. Minute schoss er aus kurzer Distanz Cech an, zwölf Minuten später setzte er einen Linksschuss knapp neben das Tor. Cech, der auch gegen Jordi Alba und David Silva gewohnt sicher parierte (40./41.), war mit den Fingerspitzen am Ball. Der Druck stieg, Andreas Iniesta war dabei so herausragend, dass er zwischendurch mit Sprechchören gefeiert wurde.

Den Tschechen gelang wenig. Sie zogen zwei Abwehrreihen auf und setzten meist vergeblich auf Konter, sie schenkten den eroberten Ball zu schnell wieder her. Erst in der zweiten Halbzeit konnten sie ab und an mal durchatmen, Hubnik gelang es sogar, De Gea zu einer Parade zu zwingen (57.), Cesc Fabregas musste einen Kopfball des Bremers Theo Gebre Selassie klären (65.). Den Spaniern drohte das Spiel zu entgleiten, sie bekamen es wieder in den Griff, als Thiago vom FC Bayern kam (70.).

Tschechiens Altstar Tomas Rosicky (35), wegen Verletzungen mit ganzen 19 Saisonminuten beim FC Arsenal angereist, war im Duell mit Sergio Busquets nicht mehr als ein Phantom. De Gea, seit Tagen Skandal-Thema Nummer eins in Spanien, hatte es somit bis auf ein paar Schrecksekunden ruhig. Derweil hielt Iker Casillas auf der Bank größtmögliche Distanz zu del Bosque.

(jaso/sid)
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