Er "läuft wie ein Pferd" Nimmt Pogba die Zügel endlich in die Hand?

Marseille · Paul Pogba sollte Frankreich zum EM-Titel führen. Die Equipe tricolore hat er allerdings bislang nicht prägen können.

EM 2016: Paul Pogba feiert Treffer gegen Island mit Dab-Geste
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Pogba feiert Treffer gegen Island mit Dab-Geste

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Als Paul Pogba die Erwartungen zum ersten Mal halbwegs erfüllt hatte, wurden sofort ein paar Millionen draufgelegt. Kurz nach seinem Kopfballtor im EM-Viertelfinale gegen Island (5:2) erreichte Frankreichs Topstar die Nachricht, dass er Manchester United nun 95 Millionen Euro wert sei. Seinen Klub Juventus Turin wird das sicher freuen, für allzu viel Freude bei den Fans der Equipe tricolore hat Pogba allerdings noch nicht gesorgt — und Island gilt für die Grande Nation nicht als Maßstab.

Die Leistungen des 23-Jährigen, auf dem vor Turnierbeginn die Hoffnungen des Gastgebers ruhten, waren in den Partien vor dem Halbfinal-Duell mit Weltmeister Deutschland am Donnerstag in Marseille (21 Uhr/Live-Ticker) einfach viel zu durchschnittlich. Dass ManUnited dennoch tief in die Tasche greifen will und Real Madrid angeblich sogar 120 Millionen Euro zahlen möchte, lässt aber nicht nur viele Anhänger der Blauen mit dem Kopf schütteln.

Die Medien und zahlreiche Experten kritisieren Pogba, der den Waliser Gareth Bale (100 Millionen) als teuersten Spieler der Welt ablösen könnte, seit Wochen unentwegt. Aus Trotz hat der Mittelfeldspieler, dessen Wurzeln in Guinea liegen, schon lange jegliche Kommunikation mit den Journalisten eingestellt.

Bilder zur EM 2016: Paul Pogba erhöht per Kopf auf 2:0
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Pogba erhöht per Kopf auf 2:0

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"Paul braucht eben Ruhe um sich herum. Über ihn wird viel gesprochen, er ist ständig in den Medien", verteidigte ihn Nationaltrainer Didier Deschamps am Mittwoch: "Am Anfang des Turniers hat er sich etwas schwer getan. Aber er kennt seine Stärken - und die sind es, die wir jetzt brauchen."

Statt mit den Medien zu sprechen, benutzt Pogba die sozialen Netzwerke, um seine Botschaften zu verbreiten. "Gestern ist Geschichte. Jetzt geht es um das nächste Spiel", ließ der 1,91 m lange Schlaks seine Fangemeinde bei Facebook und Twitter (insgesamt 6,3 Millionen Follower) am Tag nach dem Sieg über Island wissen.

Und als ob Pogba beweisen müsste, dass ihn die Fans (im Gegensatz zu den Medien) doch verehren, ziert seit Dienstag ein neues Foto seine Facebook-Seite. Darauf zu sehen ist der verschwitzte Star beim Bad in der jubelnden Menge nach dem Island-Spiel im Stade de France.

Payet und Griezmann "putzen" sich gegenseitig die Schuhe
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Verantwortlich für die neue Aufmachung der Seite dürfte Pogbas umstrittener Berater Mino Raiola sein. Mit dem Namen des Italieners, der sich auf das Betreuen extrovertierter Stars (Zlatan Ibrahimovic, Mario Balotelli) spezialisiert hat, sind auch die Spekulationen um einen Transfer nach Manchester verbunden.

Schließlich hat es Minola erst in der vergangenen Woche geschafft, dass Ibrahimovic und Henrich Mchitarjan zum Klub des neuen Teammanagers José Mourinho transferiert wurden. 300.000 Euro pro Woche soll United seinem früheren Jugendspieler, dessen ältere Zwillingsbrüder Florentin und Mathias ebenfalls als Profis ihr Geld verdienen, angeboten haben.

Doch egal, ob in Manchester oder Madrid, Pogba will nach eigener Aussage "eine Legende" werden. "Ich möchte eine neue Art Mittelfeldspieler erschaffen", sagte der Spielmacher, als er noch mit den Medien geredet hat: "Ich will der beste aller Zeiten werden. Einer, der von der Balleroberung über das Dribbling bis zum Torabschluss alles kann."

Und wenn es nach seinem Klubkollegen Sami Khedira geht, ist diese großspurige Ankündigung noch nicht einmal unrealistisch. "Ich habe selten einen Spieler gesehen, der besitzt, was Pogba hat - mit Ausnahme von Cristiano Ronaldo", äußerte der Weltmeister: "Er hat den Körper, die Technik, die Power, die Geschwindigkeit und die Explosivität. Dazu kann er laufen wie ein Pferd. Und er kann auch noch unglaublich gut kicken."

(sid)
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