Trainer Conte rechnet mit den Medien ab Italiens Helden weinen bittere Tränen

Italien weint: Nach dem EM-Aus herrscht bei der Squadra Azzurra Trauer, aber auch ein wenig Stolz. Der Trainer rechnet mit den Medien ab.

EM 2016: Italien trauert dem Halbfinale nach, Gianluigi Buffon weint
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Italien trauert dem Halbfinale nach, Buffon weint

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"Gigi" Buffon ließ seinen Tränen freien Lauf, Andrea Barzagli musste ein Interview vor laufender Kamera weinend abbrechen: Wenige Minuten nach dem bitteren EM-Aus gegen Deutschland saß die Enttäuschung beim viermaligen Weltmeister Italien tief. Erst am Sonntag mischte sich unter die Trauer auch ein wenig Stolz.

"Das war das schlimmste Ausscheiden von allen, ein Schock. Dennoch: Wir haben viel erreicht", sagte Torhüter Gianluigi Buffon nach dem Viertelfinal-K.o. in einem dramatischen Elfmeterschießen. Nachdem Jonas Hector den 18. Elfmeter unter den Armen des 38-Jährige hindurch geschossen hatte, hockte Buffon mit feuchten Augen auf dem Rasen. Vielen Mitspielern ging es nicht besser.

Schämen musste sich die Mannschaft des scheidenden Trainers Antonio Conte indes nicht. "Helden, trotz allem!", titelte die Gazzetta dello Sport am Sonntag, "Italien verdient Applaus", schrieb der Corriere dello Sport. La Repubblica nannte das EM-Ende "bitter, aber ehrenhaft." Sogar Conte wurde für sein "taktisches Meisterwerk" gegen den Weltmeister gelobt.

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Dem künftigen Chelsea-Teammanager Conte waren solche Hymnen indes herzlich egal. Seine letzte Pressekonferenz als Nationaltrainer nutzte der 46-Jährige zu einer Abrechnung. "Ich habe mich niemals unterstützt gefühlt. Von niemandem", sagte Conte über seine zweijährige Amtszeit: "Okay, der Präsident des Verbandes stand immer auf meiner Seite. Die Presse aber nicht." Seine Kritiker hätten jede Chance genutzt, "Zwietracht zu säen" oder "Aufmerksamkeit im Fernsehen" zu erhaschen.

Conte übergibt nun an Giampiero Ventura. Der 68-Jährige soll bei der Squadra einen Neuanfang einläuten, auch wenn der genaue Weg noch unklar ist. "Die Farbe dieses Teams unter Ventura ist nicht ganz klar. Bleiben die Veteranen Barzagli, Bonucci, Chiellini und Buffon?", schrieb die Gazzetta am Sonntag. Zumindest Buffon hatte zuletzt die WM 2018 zu seinem großen Ziel erklärt.

Seinen ersten Kader wird Ventura Ende August nominieren, sein Debüt gibt er am 1. September in Bari gegen Frankreich. Dem Routinier steht kein einfacher Job bevor, Conte hat die Latte hoch gelegt. Dem Vernehmen nach will Ventura, der bereits Sampdoria Genua, Hellas Verona, den SSC Neapel und zuletzt den AC Turin trainierte, zumindest Andrea Barzagli (35) überzeugen, bis 2018 weiterzumachen.

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"Die Niederlage schmerzt wirklich. Aber jetzt wendet die Squadra das Blatt und startet aufs Neue", schrieb die Zeitung Tuttosport dann auch hoffnungsvoll. Auch Conte, der jedem Spieler zum Abschied persönlich die Hand schüttelte und gratulierte, traut der Mannschaft eine große Zukunft zu: "Diese Generation kann sehr weit kommen. Ich hinterlasse eine kleine Kriegsmaschine."

Conte selbst verabschiedete sich am Sonntag in einen einwöchigen Urlaub. "Ich werde versuchen, mich von dieser Enttäuschung zu erholen", sagte der "Mister" und richtete den Blick lieber nach vorne: "Und dann beginnt das große Abenteuer bei Chelsea. Es wird eine Herausforderung. Aber ich liebe Herausforderungen."

(sid)
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