Iniesta für Spanien unverzichtbar Die Passmaschine läuft wie geschmiert

La Rochelle · Andres Iniesta ist kein Schwätzer. Während Cristiano Ronaldo und Zlatan Ibrahimovic bei der Fußball-EM bisher nur durch ihre großen Sprüche auffielen, macht sich Andres Iniesta neben dem Platz ganz klein. Auf dem Platz ist er aber ein Großer. Noch immer. Für Spanien ist der Spielmacher unverzichtbar.

 Andres Iniesta ist Spaniens großer Hoffnungsträger auf dem Weg zum ersehnten EM-Hattrick.

Andres Iniesta ist Spaniens großer Hoffnungsträger auf dem Weg zum ersehnten EM-Hattrick.

Foto: afp

"Er ist fundamental für uns. Seine Möglichkeiten, den Gegner zu destabilisieren, ist unglaublich", sagt Sergio Busquets: "Die Jahre ziehen ins Land und er wird einfach immer besser."

Wohl wahr: Andres Iniesta (32), die kleine Passmaschine vom FC Barcelona, ist ein Phänomen. Noch beim WM-Desaster vor zwei Jahren in Brasilien galt Spaniens Spielmacher als Symbol für das Ende einer Goldenen Ära. Nun ist er der große Hoffnungsträger auf dem Weg zum ersehnten EM-Hattrick.

Iniesta würde seine Bedeutung für sein Team nie herausstellen - im Gegensatz zu Ronaldo oder Ibrahimovic. Auch Schmeicheleien sind ihm fast peinlich. "Ich versuche immer, Verantwortung zu übernehmen. Das ist meine Art, Fußball zu spielen", sagte der 32-Jährige. Fußball sei "ein Mannschaftssport, da sollte man sich der Verantwortung nicht entziehen". Typen wie er sind rar geworden im Fußball-Geschäft.

Iniesta ist der Fixpunkt des spanischen Spiels. Schon beim mühsamen WM-Auftakt gegen Tschechien (1:0) war es die Magie des schüchternen Dirigenten, die den Unterschied ausmachte. Iniesta war Motor und Taktgeber zugleich, spielte eine nahezu fehlerfreie Partie. Mit seinen Pässen sezierte er ein ums andere Mal die tschechische Abwehr, fast zwangsläufig war es seine Flanke, die Gerard Piqué zum Tor des Tages nutzte.

"Er ist einer der größten Fußballer der Geschichte", sagte Tschechiens Keeper Petr Cech fast ehrfürchtig. Und Mitspieler David Silva schwärmte von einem "Spektakel. Es ist ein Privileg, mit ihm zusammenzuspielen."

Seit Iniesta "La Roja" 2010 mit seinem Treffer in der Verlängerung des Finales von Südafrika gegen die Niederlande zum ersten WM-Titel schoss, wird er auch von den Fans in Spanien verehrt wie kein Zweiter. Schon in der ersten Halbzeit des Tschechien-Spiels hallten "Iniesta"-Sprechchöre durch das Stade de Toulouse - was durchaus eine besondere Ehre darstellt. Schließlich werden Barca-Spieler von der spanischen Öffentlichkeit seit jeher kritischer begleitet als etwa ihre Kollegen von Real Madrid.

Im Alter von zwölf Jahren kam Iniesta, nach dem in seinem Heimatdorf Fuentealbilla inzwischen eine Straße benannt ist, auf die legendäre Jugendakademie "La Masia" des FC Barcelona. Nur sechs Jahre später debütierte er 2002 unter Trainer Luis van Gaal in der ersten Mannschaft der Katalanen.

Sein Idol Pep Guardiola, damals alternder Superstar Barcas, soll der Legende nach einmal zum jungen Xavi gesagt haben: "Xavi, du wirst mich in Rente schicken. Aber Iniesta, der schickt uns alle in den Ruhestand." Mittlerweile hat Iniesta, der das Schwierige stets einfach aussehen lässt, vier Mal die Champions League gewonnen, er wurde acht Mal spanischer Meister und holte vier Mal den nationalen Pokal.

Auch in der Nationalmannschaft sorgt Iniesta für die Glanzpunkte, gehört zur Goldenen Generation, die 2008 die Vorherrschaft über den europäischen Fußball übernommen hat. Zusammen mit Sergio Ramos, Iker Casillas, Cesc Fàbregas und Silva kann er sich mit dem dritten EM-Titel in Serie endgültig unsterblich machen.

Spätestens dann führt kein Weg mehr an ihm als Weltfußballer vorbei. Denn, so formulierte es Spaniens Nationaltrainer Vicente del Bosque treffend, es wäre eine "Ungerechtigkeit", wenn Iniesta abtreten würde, ohne Weltfußballer gewesen zu sein.

(sid)
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