Französischer Erfolgstrainer Deschamps Mit Perfektionismus zum Erfolg

Meisterschaft, Champions League, EM, WM: Didier Deschamps hat alles gewonnen - zumindest als Spieler. Nun sucht der französische Nationaltrainer auch als Coach den Titel. Doch egal, wie der Europameister am Sonntag heißt, "Dédé" hat bereits einen Erfolg vorzuweisen: er hat aus einer aufmüpfigen, zerstrittenen Mannschaft ein Team gemacht.

 Didier Deschamps ist seit 2012 französischer Nationaltrainer.

Didier Deschamps ist seit 2012 französischer Nationaltrainer.

Foto: afp

Auch die Franzosen versöhnte der grauhaarige 47-Jährige mit den in den vergangenen Jahren so ungeliebten Bleus. Dabei ist der kleine Mann mit den schmalen Lippen und der näselnden Stimme alles andere als ein charismatischer Anführer. Dem Kapitän der legendären Weltmeisterelf von 1998 fehlt das Genie von Zinédine Zidane oder die Aura seines Vorgängers Laurent Blanc. Doch gerade das trägt zur Popularität des Basken aus Bayonne bei: er will nicht im Scheinwerferlicht stehen. Statt dessen feilt der Perfektionist unermüdlich an der besten Taktik gegen den Gegner und ändert dafür immer wieder seine Aufstellung. "Man muss sich anpassen", lautet einer der Lieblingssätze des Pragmatikers.

Einen nominierte "DD" allerdings nicht für die EM: Karim Benzema. Der Spieler von Real Madrid soll versucht haben, seinen Kollegen Mathieu Valbuena mit einem Sexvideo zu erpressen. Seine Entscheidung brachte Deschamps von Benzema, dessen Familien aus Algerien stammt, den Vorwurf des Rassismus ein. Doch der Nationalcoach blieb angesichts der Debatte gelassen: "Ich kommentiere das nicht", sagte er auf einer Pressekonferenz.

Dass der Trainer-Job nicht leicht sein wurde, wusste Deschamps seit dem Debakel bei der WM 2010 in Südafrika. Damals hatte die Mannschaft gegen Trainer Raymond Domenech rebelliert und war nicht aus dem Bus ausgestiegen. Dennoch habe er nicht gezögert, als das Angebot der Nationalmannschaft kam, sagte Deschamps 2012 nach seiner Ernennung. "Ich hänge sehr am Nationaltrikot, das mir die schönsten Momente meiner Karriere beschert hat."

Der einstige Nationalspieler, der 103 Länderspiele für die "Bleus" bestritt, meint damit vor allem jenen 12. Juli 1998, als er im Stade de France aus den Händen von Präsident Jacques Chirac den Weltmeisterpokal überreicht bekam. Zwei Jahre später folgte dann der EM-Titel. Solche Augenblicke will der seit mehr als 25 Jahren verheiratete Vater eines erwachsenen Sohnes am Sonntag wieder erleben. "Napoleon sagte, dass man zum Sieg in der Schlacht gute Soldaten und Glück braucht. Didier hatte immer beides", bemerkte der ehemalige Uefa-Präsident Michel Platini einmal neidisch. Spätestens am Sonntag wird sich zeigen, ob er Recht hat

(RP)
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